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Anselm Kiefer, geboren 1945 in Donaueschingen, zählt zu den bedeutendsten deutschen Gegenwartskünstlern. Er studierte Romanistik und Jura, widmete sich aber damals schon der Malerei, studierte zunächst in Freiburg, später in Karlsruhe. Seine erste Einzelausstellung - 1969 "Besetzungen" - provozierte: Kiefer ließ sich in einer Pose mit Hitlergruß fotografieren zum Zweck der Sensibilisierung gegenüber der Nazi-Vergangenheit. Gegen das Vergessen - diesen Aspekt unterlegt er immer wieder seinen Arbeiten. In Bild- und Materialwerken wollte er früh auf die Wurzeln der Kultur im Dritten Reich aufmerksam machen.

1970 bis 1972 studierte er an der Düsseldorfer Kunstakademie bei Joseph Beuys. In dieser Zeit realisierte er Bilder im Stil von Georg Baselitz. Dick aufgetragene Farbschichten bearbeitete er mit Feuer und Äxten, kombinierte die Farbe oft mit Glas, Holz und Pflanzenteilen. Die Zerstörungen auch politischer Materialwerke nannte er "Malerei verbrannter Erde" oder "Bilderstreit".

In den 70er Jahren beschäftigte er sich immer wieder mit der jüdischen Mystik, der Kabbala; reiste durch Europa, in die USA und den Mittleren Osten, verarbeitete diese Einflüsse in seinen Bildern. Es entstanden Skulpturen, in denen Kiefer oft Blei einsetzte, wie etwa eine Bibliothek aus überdimensional gegossenen Folianten.

Immer wieder sind Elemente deutscher Geschichte in seinen Arbeiten zu finden. Charakteristisch für ihn sind Schriftzüge und Namen von Menschen, Gestalten der deutschen Mythologie. Für ihn soll die Kunst analytische und provozierende Funktion haben. Dazu gehören auch Tabu-Themen wie der deutsche Nationalsozialismus.

Kiefers Gemälde und Skulpturen werden oft durch Aquarelle und Holzschnitte ergänzt. Seine Arbeiten hängen in internationalen Museen, regelmäßig war er bei der Documenta in Kassel vertreten. Er wurde vielfach ausgezeichnet. 2008 wurde ihm als erstem bildenden Künstler der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels verliehen. Die Begründung des Stiftungsrates: Kiefer habe eine Bildsprache entwickelt, die aus dem Betrachter einen Leser mache.

Anselm Kiefer. Werke aus der Sammlung Grothe im Museum Es Baluard, Plaça Porta Santa Catalina. Vernissage am 30. Januar um 20 Uhr.