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Das Gebiet „Llanura del Centro” – das ist die mittlere Region der größten Baleareninsel – stellt ein Viereck dar, welches im Westen von einer Linie etwa von Arenal nach Santa Eugènia, im Norden von Sencelles nach Sineu, im Osten von Petra nach Felanitx und im Süden von Campos nach Llucmajor begrenzt wird. Wie später auch für den Südwesten der Insel festgestellt, hat dieses Areal eine Flächenausdehnung, die der von Ibiza vergleichbar ist. Die hier beschriebenen Touren decken überwiegend diese Region ab, wobei die genannten Grenzlinien flexibel zu handhaben sind; sie können überschritten oder vielmehr überfahren werden, wenn die Streckenlänge einer Tour zu kurz oder zu wenig herausfordernd empfunden wird. So können, je nach Lust, Laune und Kondition, einerseits die speziellen Radstraßen südlich von Llucmajor einbezogen werden, andererseits sind Kombinationen mit Anteilen der Touren in den Südosten von Mallorca oder derjenigen in nördlicher Richtung zu den Ausläufern des Tramuntana-Gebirges leicht möglich.

Die hier beschriebenen Rundfahrten haben Streckenlängen von 60 bis 140 Kilometern, dabei sind zwischen 300 und 550 Höhenmeter zu bewältigen. Nur wenn der Puig de Randa-Cura in die Tour einbezogen wird, sind es 250 bis 300 Höhenmeter mehr. Es handelt sich also um eine hügelige Landschaft, die ihren Reiz aus den welligen, kurvig geschwungenen, abwechslungsreichen Parcours durch fruchtbares Gebiet bezieht. Insbesondere im frühen Frühjahr sind Felder und Wiesen grün und bunt, und von vielen etwas höher gelegenen Orten reicht der Blick weit über die Insel. Die Region ist ideal für fast alle Radsportler. Die Genussradler, denen die unmittelbare Nachbarschaft der Playa de Palma nicht mehr genügend Herausforderung bietet, dehnen ihre Touren hierher aus, die ambitionierten Fahrer schaffen hier die konditionelle Grundlage für nachfolgende Bergetappen.

Eine sehr schöne Runde durch die Dörfer der Inselmitte von Mallorca führt von Arenal zunächst auf die „Rennstrecke” nach Südosten in Richtung Cap Blanc (Ma-6014). An ihrem höchsten Punkt, etwa einen Kilometer hinter der Urbanisation Sa Torre, biegen Sie nach links ab und gelangen auf einer der speziellen Radstraßen nach Llucmajor. Von hier geht es weiter über Algaida (Ma-5010) nach Pina (Ma-3130). Den mit 280 Metern Meereshöhe höchsten Punkt Ihrer Runde haben Sie vier Kilometer hinter Llucmajor bereits überwunden.

Wenn Sie es etwas anstrengender möchten, nehmen Sie den Weg über den kleinen Ort Randa und weiter über Montuïri (Ma-5017) nach Pina (Ma-3201; Ma-3200). In Randa kommen Sie auf 300 Meter Meereshöhe. Ein Abstecher von fünf Kilometern mit sechs Prozent Steigung hinauf und anschließend wieder zurück führt auf den Klosterberg Randa-Cura mit einer Höhe von 542 Metern (Ma-5018). Weil dieser Tafelberg so frei in der Landschaft steht, weht fast immer ein kräftiger Wind, unvermeidbar manchmal auch von vorn. Bei guter Sicht sollten Sie sich diesen Abstecher aber nicht entgehen lassen; einen schöneren Rundblick über die ganze Insel, im Norden, Osten und Süden bis ans Meer und im Westen auf die Bergkette der Tramuntana, gibt es nicht.

Der Anstieg nach oben wird von drei Klöstern gesäumt, so dass man mit Recht von einem Klosterberg sprechen kann. Das bekannteste ist das obere, welches den Namen Nostra Señora de Cura trägt. In der zweiten Hälfte des dreizehnten Jahrhunderts verbrachte der große mallorquinische Gelehrte und Philosoph Ramon Llull dort zehn Jahre, um nach einem bis dahin ausschweifenden Leben sozusagen in der „Midlife-Crisis” hier eine Vielzahl seiner philosophischen Werke zu verfassen. Er war beseelt von dem Gedanken, dass das Christentum sich im friedlichen Trialog gegen die anderen großen Religionen der „Alten Welt”, das Judentum und den Islam, durchsetzen werde. In diesem Sinne gründete er Sprachschulen, in denen angehende Missionare Arabisch und Hebräisch lernten, um mit den zu bekehrenden „Heiden” in deren eigener Sprache kommunizieren zu können. Vielleicht ist hier eine Parallele zur heutigen Zeit zu erkennen, in der die Mallorquiner Deutsch und Englisch lernen, um mit den Touristen Geschäfte zu machen.

Von Pina fahren Sie entweder auf kürzerem Weg über Lloret de Vistalegre (Ma-3130) oder aber auf einer längeren Strecke über Sencelles (Ma-3140) und Costitx (Ma-3121) nach Sineu (Ma-3241; Ma-3240), zum geografischen Mittelpunkt von Mallorca. Von Sencelles aus können Sie auf einer noch etwas weiteren Schleife über Inca und Selva an den südlichen Rand des Tramuntana-Gebirges weiterfahren. In Selva halten Sie sich dann nach rechts und fahren über Moscari nach Campanet (Ma-2131). Hier fahren Sie wieder nach rechts, überqueren anschließend die Autobahn (Ma-13) Inca - Alcúdia und gelangen schließlich über Búger, Sa Pobla (Ma-3421) und Llubí (Ma-3441) nach Sineu (Ma-3511).

Nach Sencelles können Sie alternativ auf kürzerem Weg kommen, wenn Sie die Playa de Palma in nördlicher Richtung über s'Aranjassa und Sant Jordi verlassen. Bei Sa Casa Blanca überqueren Sie die Hauptstraße Palma - Manacor (Ma-15) und gelangen zu der Straße, die Palma mit Sineu verbindet (Ma-3011). Hier biegt man nach rechts in Richtung Sineu ab und fährt über zwei ausgebaute kurze Anstiege an Kasernen vorbei. Wenn man die Anhöhe, hier „Coll de Militär” getauft, erreicht hat, verlässt man die Hauptstraße nach links und gelangt über Ses Olleries nach Santa Eugènia. Der Ort wird in nördlicher Richtung durchquert, und die Weiterfahrt führt über Ses Alqueries und Biniali nach Sencelles (Ma-3020). c
Die Fortsetzung folgt in der nächsten Woche. Der Autor ist langjähriger Mallorca-Kenner und erkundet die Insel bevorzugt per Fahrrad.