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Entsetzen und Trauer nach dem Amoklauf eines Todesschützen an einer Schule in Deutschland herrschte am Tag danach auch auf Mallorca. Selbst mallorquinische Tageszeitungen berichteten am vergangenen Donnerstag über die Bluttat des 17-jährigen Tim Kretschmer, bei der insgesamt 16 Menschen ums Leben kamen. Neun Schüler und drei Lehrerinnen tötete der ehemalige Schüler an der Albertville-Realschule im Baden-Württembergischen Winnenden, später auf der Flucht erschoss er drei weitere Personen, bevor er sich selbst richtete.

Auch an den deutschen Schulen auf Mallorca gab es am Tag nach dem Amoklauf kaum ein anderes Thema. "Viele unserer Jugendlichen sind heute morgen regelrecht geschockt zum Unterricht erschienen", erzählt Christian Pächter, Leiter der Deutschen Schule Santa Ponça Südwest. Sie hätten natürlich aus den Nachrichten und Zeitungen erfahren, was passiert war. "Ich glaube, es besteht Gesprächsbedarf, wir werden das Thema auf jeden Fall im Ethik-Unterricht aufgreifen", sagt Pächter.

Ähnlich war die Situation am Donnerstag an der deutschen Schule Eurocampus in Palma. Auch hier sei schon morgens vor dem Unterricht die grausame Tat das Gesprächsthema des Tages gewesen. "Wir haben gesehen, wie betroffen viele unserer Schüler auf diese Nachrichten reagiert haben", sagt Schulleiterin Gabriele Fritsch. Es sei sicherlich notwendig, mit den Kindern im Unterricht über die Tat, die Folgen und Hintergründe zu reden.

Dass sich ein solches Drama auch an einer Schule auf Mallorca ereignen könnte, hält Gabriele Fritsch für unwahrscheinlich. "100-prozentige Sicherheit gibt es nie. Dass es problematische Schüler gibt, die man nicht einschätzen kann, ist immer und an jeder Schule möglich. Da aber das Gelände unserer Schule, wie bei Auslandsschulen üblich, abgeschlossen ist, wäre es für einen Attentäter fast unmöglich, unbemerkt aufs Gelände zu kommen." Nicht einmal während der Mittagspause dürften die Kinder das Schulgelände verlassen, die Türen seien während der Schulzeit verschlossen. Ob dies ein geeignetes Modell für Schulen in Deutschland sei, wisse sie nicht. "Jede Einrichtung muss selbst für die Sicherheit Sorge tragen, wie das genau aussieht, kommt immer auf den Einzelfall an." An der deutschen Schule Südwest ist die Tür zwar nicht abgeschlossen, aber vom Sekretariat jederzeit einsehbar. "Wir sind eine kleine Schule, jeder, der hier ein- und ausgeht, muss an der Sekretärin vorbei", sagt Christian Pächter. In der Pause dürften die Schüler das Gelände erst ab der neunten Klasse verlassen, und nur mit Genehmigung der Eltern. Wachdienste an den Eingängen, wie es an vielen spanischen Schulen üblich ist, seien hier deshalb nicht notwendig. "Wir haben gute Erfahrungen mit dem Sicherheitspersonal an den Eingängen gemacht", erklärt Pater Manuel Camón, stellvertretender Direktor an der Schule San Cayetano in Palma. "Die Sicherheitsdienste kontrollieren hauptsächlich, dass kein Schüler unbefugt tagsüber das Schulgelände verlässt. Gleichzeitig haben wir aber so auch im Blick, wer reingeht." Dass ein Drama wie in Deutschland sich auch hier ereignen könnte, sei natürlich trotzdem nicht auszuschließen.

Der Ruf nach mehr Sicherheit wird zurzeit vor allem in Deutschland laut. Doch Kameras, Alarmknöpfe oder Wachmänner, Maßnahmen, die nach jedem Amoklauf diskutiert werden, gibt es längst an deutschen Schulen. Blutbäder lassen sich damit aber kaum verhindern, die Hochsicherheits-Schule ist laut Lehrern und Politikern eine Illusion. Die Maßnahmen würden höchstens vor Gewalt und Drogendealern schützen, einen Amoklauf wie in Winnenden könne man damit wohl nur schwer verhindern, so die Meinung von Experten.