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Die "Feria de Abril" auf Mallorca ist dem seit 1864 in Sevilla gefeierten Folklorefest nachempfunden. Gefeiert wird sie in diesem Jahr vom 30. April bis 10. Mai auf dem Industriegebiet von Son Rossinyol in Palma. Mallorca Magazin sprach mit José Martínez Carrillo, Präsident des ausrichtenden Vereines "Casa de Andalucía en Baleares".

Mallorca Magazin: Welche Bedeutung hat dieses Fest für die auf der Insel lebenden Andalusier?
José Martínez Carrillo: Unser aller Herz hängt daran. Die "Feria de Abril", das sind wir Andalusier - unsere Kultur, unsere Art zu feiern, uns zu kleiden. Rund zehn Prozent der Residenten Mallorcas haben andalusische Wurzeln. Es ist uns so wichtig, dass wir dieses Erbe weitergeben, unseren Kindern und Enkeln, die auf der Insel geboren sind. Aber auch anderen wollen wir unsere Heimat näherbringen. Wir sind nunmal ein Menschenschlag, der sehr extrovertiert ist, leben die Lebensfreude, lachen viel - und damit stecken wir die Menschen gerne an.

MM: Das Fest feiert dieses Jahr das 20. Jubiläum. Im Vorfeld wurden aber immer wieder Stimmen laut, die Zukunft der Feria sei gefährdet?
Martínez: Es stimmt, dass ich für die Feria kämpfen musste - und das werde ich auch weiterhin tuen. Sie ist zu einem Teil der Insel geworden und Ausdruck des multikulturellen Charakters Mallorcas. Die Feria ist bislang immer in Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung Palma veranstaltet worden - allerdings hat sich die Hauptverantwortlichkeit vor zwei Jahren zu uns hin verlagert. Letztes Jahr hatten wir weniger Infrastruktur seitens der Stadt bekommen, vieles mussten wir selbst tragen, und da haben wir uns komplett überschätzt - die letzte Feria war für uns sehr teuer, da haben wir uns schlichtweg verkalkuliert. Seit Januar bin ich nun Präsident der "Casa de Andalucía" und bin seit Februar dabei, die Feria durchzuorganisieren. Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir auch in den kommenden Jahren eine Feria haben werden.

MM: Stimmt es, dass die Feria dieses Jahr kleiner ausfällt?
Martínez: Ein wenig haben wir abgespeckt - letztes Jahr hatten wir 24 Zelte, dieses Jahr 16. Bezogen auf die Fläche wird das Fest also um ein Drittel schrumpfen. Wir hatten immer wichtige Sponsoren aus dem Baugewerbe - doch dort kann man sich eine Teilnahme in Krisenzeiten nicht mehr leisten, und das bekommen wir leider zu spüren.

MM: Befürchten Sie denn, dass wegen der Krise weniger Besucher auf die Feria kommen werden?
Martínez: Ganz im Gegenteil: Gerade jetzt brauchen die Leute Erlebnisse, die ihnen Spaß machen, wo sie gerne hingehen, ihre Sorgen vergessen können. Wir haben die Zeltpreise extra um 1200 Euro gesenkt, damit die Zeltbetreiber den Rabatt an die Kundschaft weitergeben können. Ob diese Rechnung jetzt allerdings aufgeht, weiß ich nicht: Die Polizei hat urplötzlich nun noch mehr Sicherheitspersonal gefordert, die Kosten dafür machen unseren Rabatt also glatt wieder zunichte.

MM: Gibt es programmliche Unterschiede zum letzten Jahr?
Martínez: Wir haben natürlich neben Darbietungen von lokalen Gruppen aus Mallorca ganz viele neue tolle Bands, Reiter und Tanzshows, die vom Festland anreisen. Neu ist in diesem Jahr, dass der Schwerpunkt noch stärker auf der traditionellen Musik liegen wird. Es gab in den Vorjahren immer einige Zelte, die zu später Stunde dann spanischen Pop, Rock oder Housemusik aufgelegt haben. Das gibt es diesmal nicht mehr, zwar gibt es auch spanische Evergreens und Hits, vor allem aber werden Sevillanas gespielt.