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Die blonden Haare hängen ihm keck ins Gesicht, der volle Mund ist ein einziges breites Lachen, die Augen blitzen sympathisch. Mit einer einnehmenden Offenheit streckt der 22-Jährige die Hand zur Begrüßung aus. Angenehm fester Händedruck. „Hallo, ich bin Daniel! Freut mich!“ Was für ein netter Typ. Lässig nimmt Daniel Schuhmacher – weißes V-Shirt, braune Dreiviertel-Cargo, legere Anzugweste und Holzperlen am Armgelenk – wieder am Tisch der Poolbar im Lindner Hotel Bendinat Platz, der Kellner serviert Hamburger und Pommes. „Ob wir vielleicht ein kleines Foto für meine Familie zu Hause...?“, fragt ein junger weiblicher Fan vorsichtig, da hat sich Daniel, ganz Gentleman, schon neben sie gestellt, legt den Arm um sie, posiert fürs Familienalbum.

Schließlich trifft man nicht alle Tage Deutschlands neuen Superstar der sechsten DSDS-Staffel, dessen Sieg bei der Finalshow am vergangenen Samstag halb Deutschland am Fernseher mitverfolgte. Zusammen mit seinem Manager und Mitglied der DSDS-Jury, Volker Neumüller, kam Daniel für zwei Tage nach Mallorca, um hier das Video seiner von Bohlen komponierten Siegersingle „Anything But Love“ zu drehen – ab 15. Mai im Handel. „Ich finde Mallorca super schön, ich war schon dreimal mit meinen Eltern hier im Urlaub, allerdings immer in der Nähe vom Ballermann“, erzählt Daniel in seiner wie üblich leicht überdrehten Redegeschwindigkeit, „dass wir herfliegen, hab ich erst nach dem Finale erfahren, das war schon eine richtig geile Überraschung!“ Am Montagmorgen nach einem Auftritt in den RTL-Shows „Punkt 6“ und „Punkt 9“ ging es direkt in die Maschine Richtung Mallorca. Gedreht wurde Dienstag, Abreise war Mittwochmorgen – da standen schon wieder Vorbereitungen für „Stern-TV“, „TV-Total“ („das wird geil, da freu ich mich drauf“) und die „ARD Grand Prix Show“ auf dem Programm. Das Leben eines Superstars ist manchmal ganz schön schlaflos.

Gefilmt wurden die Szenen am Stausee Gorg Blau und in der Nähe der Cala Tuent. „Viel Weite und ganz schroffe Steilküste“, eine Mischung aus Mallorca-Feeling und Schottland sei die Idee zum Clip, erklärt Neumüller.

Das erste Album ist für Mitte Juni angepeilt – Daniel holt weit aus, wenn er über die musikalische Linie spricht, die er darin verwirklichen will: Ein wenig James Morrison, ein paar Balladen, aber auch ordentlich Uptempo, dann natürlich auch was Souliges, „alles – nur nicht langweilig“. Im Moment ist auch ein Duett mit der zweitplatzierten Sarah Kreuz im Gespräch.

Und mit welcher Sängerin würde er sonst gerne mal seine Stimme verschmelzen lassen? „Ganz klar“, kommt es wie aus der Pistole geschossen, „Kelly Clarkson. Das wäre echt mein Traum!“ Wie passend: Sie gewann 2002 die erste Staffel der erfolgreichen Castingshow „American Idol“.

31.098 Bewerber waren bei dieser DSDS-Staffel gecastet worden, ein Rekordwert. Schon bei der Staffel 2008 hatte Daniel sein Glück versucht, kam unter die besten 30, dann schied er aus – damals hatte er dunkel gefärbte Haare, der smarte junge Mann in ihm hielt sich noch gut versteckt. „Ach, das war meine kurze Phase ‚ich bin gegen alles!‘“, erinnert sich Daniel und fährt sich fast verlegen durch die Haare, „ich probier eben einfach gern viel aus!“ Heute wisse er, dass er damals komplett verpasst habe zu zeigen, was wirklich in ihm stecke, „auch meine Songauswahl war total schlecht, die Lieder kannte nämlich niemand“. Ehrlichkeit, Talent und Kritikfähigkeit nennt er als die drei Eigenschaften, die man für DSDS mitbringen müsse – besser zu Hause lassen solle man dagegen Faulheit und Überempfindlichkeit. „Ich habe sehr viel gelernt bei DSDS, vor allem mehr an mich zu glauben.“ Dieter Bohlen hatte ihm während einer Sendung das Kompliment gemacht, der Wiedererkennungseffekt seiner Stimme sei ein Gottesgeschenk: Das ist sie auch – perwollweich, aber doch markant, ein spannendes Spiel der Tonlagen, Dahinschmelzen garantiert. Aber Daniel hat wohl noch eine viel größere Gabe: Seine Authentizität und Natürlichkeit – der Funke spontaner Vertrautheit, der bei ihm überspringt.

Im angeregten Gespräch wird schnell klar: Hier sitzt ein tiefgründiger Mensch, der viel nachdenkt, gut reflektiert – über sich, über andere. Und der großherzig ist: Dass man einst in seiner kleinen Heimatstadt Pfullendorf am Bodensee nichts von seinem Talent wissen wollte, ihn aufzog wegen seiner empathischen Art und seinem empfindsamen Charakter, hat ihn ein einziger Auftritt dort auf dem Marktplatz an seinem Geburtstag fast vergessen lassen: „Es war so wunderschön zu sehen, wie die Leute herzlich auf mich zugegangen sind. Das war einfach Wahnsinn!“, sprudelt es aus ihm heraus. Noch erfasse er nicht ganz, dass er der neue Superstar sei, aber eines stehe für ihn fest: „Jetzt geht die harte Arbeit erst richtig los. DSDS hab ich immer nur als Sprungbrett gesehen“, sagt er, seine Augen sprühen vor Elan. Angst, dass die Karriere nur kurz werden könne, kennt er nicht. „Ich glaube, ich habe gewonnen, weil ich die ganze Staffel über ganz ich selbst gewesen bin. Genau das werde ich weiterhin bleiben und ich werde meine ganzen Emotionen mit hineingeben.“