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Mallorca – Das ist die Revanche: Hämisch belächelte man Mallorca, als sich halb Deutschland schon zu Ostern bei 28 Grad schwitzend am Baggersee räkelte, während die Inselcommunity wohl oder übel die Eier im Regen suchen musste. „Am Mittelmeer pfui – bei uns hui! An Ostern sind wir alle Malle“ titelte die Bild-Zeitung schadenfroh. Doch jetzt scheint sich der Spieß umzudrehen: Während der Mallorca-Sommer 2009 verspricht, heißer und sonniger denn je zu werden, malen die Prognosen für deutsche Sommermonate ein wechselhaftes Bild in kühlen verregneten Farben.

Der Auftakt in die heiße Jahreszeit dagegen verlief sowohl in Deutschland als auch auf der Insel ähnlich: Beiderorts zeigte sich zum kalendarischen Sommeranfang am 21. Juni ein durchwachsener Wolken-Schauer-Sonne-Mix.

Nach wenigen Tagen erdrückend heißer Luft aus Afrika, sanken auf den Inseln die Temperaturen schlagartig um fünf, sechs Grad. Leichter Nieselregen und eine frische Brise bei bedecktem Himmel sorgten am ersten offiziellen Sommertag für fast leere Strände, in Capdepera wurden Windgeschwindigkeiten von rund 60 Stundenkilometern gemessen. Am kühlsten war es in Lluc mit 21 Grad – in Deutschland lagen die Höchsttemperaturen zur Sommerwende zwischen 14 und 20 Grad. Für Mallorca sind diese ersten Sommertage ungewöhnlich frisch, liegen bis zu fünf Grad unter den Normalwerten in dieser Jahreszeit.

Auch die Johannisnacht Sant Joan vom 23. auf den 24. Juni, bei der die Mallorquiner Mittsommer am Strand feiern, fiel frisch aus: Das tat der Freude an der „magischen Nacht“ aber keinen Abbruch – dicht an dicht saßen die Menschen im Sand und auch das mitternächtliche Bad im Meer, bei dem Zettel mit Wünschen, Kerzen und Blumen ins Wasser gegeben werden, ließen sich viele nicht nehmen und tauschten dafür ein paar Minuten den Pullover gegen den Bikini.

Das Wetter wird wohl noch einige Tage brauchen, um sich auf Sommer-Pegel einzuspielen: Es wird zwar etwas wärmer, die Höchsttemperaturen schwanken zwischen 26 und 28 Grad, bleibt aber wechselhaft. Doch dies ist kein Grund, um Trübsal zu blasen: Es scheint wohl vorerst die letzte Schlechtwetterfront aus Norden gewesen zu sein, die die Badefreude getrübt hat – viel wahrscheinlicher ist es, dass wir uns in den kommenden Wochen noch nach Abkühlung sehnen werden.

Im Juli und August bewegen sich die Temperaturen an der mallorquinischen Küste in der Regel um die 30 Grad, im Inselinneren um die 32 Grad. „Doch alles deutet darauf hin, dass die Durchschnittstemperaturen dieses Jahr im Juli und August um anderthalb bis zwei Grad höher liegen werden als üblich“, sagt Agustí Jansà, Direktor des Meteorologischen Instituts der Balearen, „wir hoffen nun, dass es nicht gar so heiß wird wie im Sommer 2003 – damals war es sogar um drei bis dreieinhalb Grad wärmer.“ Ein Trend, der sich bereits seit Mai abzeichnet: War der erste Teil des Frühlings im März und April vor allem regenreich – örtlich gab es bis zu einem Drittel mehr Niederschlag als im Durchschnitt der Vorjahres – waren Mai und die erste Junihälfte eher trocken und rund drei Grad wärmer als üblich. Der Mai 2009 war sogar einer der heißesten der letzten 40 Jahre.