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Die Gäste lehnen sich satt und genussmüde zurück, die Gastgeberin ist in entspanntes Geplauder vertieft: Heute schwitzt sie nicht am Herd, sie lässt kochen. „Private Cooking“ liegt im Trend: Essen gehen – aber zu Hause bleiben. „Viele haben solch wunderschöne Häuser auf der Insel, da kommt bei vielen zu Recht der Gedanke auf: ‚Warum in ein Restaurant gehen, wenn wir doch hier in so einem traumhaften Ambiente speisen können!‘“, erklärt Caroline Fabian. Seit einem Jahr hat sich die Münchnerin, die ihr Handwerk im Sternerestaurant „Königshof“ gelernt und zweieinhalb Jahre bei Sternekoch Josef Sauerschell in Deià in Küche und Service gearbeitet hat, mit der Firma „Private Cooking&Wine“ selbstständig gemacht. Wer nicht selbst kochen kann, mag oder sich mal etwas Besonderes im Alltag oder für eine private Feier gönnen will, holt sie in ihre Küche.

Ein Service, der bei Inselresidenten wie Urlaubern, die die Ferien lieber im Liegestuhl als in Supermarkt und Küche verbringen wollen, scheinbar gleichermaßen gut ankommt. Mal wird sie nur für einen Tag engagiert, aber oft bekocht sie die Kunden auch drei Wochen lang vom Frühstück über das Lunch-Paket bis zum Menü am Abend.

„Der Wunsch nach ganz individueller Dienstleistung ist so groß wie noch nie. Und nach Rundumservice: Einkaufen, kochen, dekorieren, servieren, aufräumen und spülen übernehme ich, die Kunden dagegen können ganz gemütlich sitzen bleiben“, erzählt Marcus Kaspari, einst Küchenchef der ehemaligen „Villa Hermosa“ in Felanitx, der seit wenigen Monaten mit seiner Firma „Finca-Gourmet“ als Privatkoch seine Dienste anbietet.

Viel gefragt sei etwa sein Kochservice auf der Yacht: „Unter Deck ist es am Herd nunmal etwas enger, da ist es schön, wenn einem das abgenommen wird. Erst neulich hab ich zwei Wochen auf einem Schiff gekocht, das nach Monaco fuhr.“ Dabei werde nicht unbedingt Haute Cuisine von ihm verlangt: „Oft buchen dich die Kunden auch, damit du ihnen einen leckeren Salat und einen Hamburger zubereitest.“ 180 Euro kostet sein Service die ersten fünf Stunden, plus Lebensmittelpauschale. Fabians Dienste gehen nach Tagespauschale, Lebensmittel werden anhand des Rechnungsbetrages beglichen. „Beim Private-Cooking ist der eigentliche Luxus, den man bezahlen muss, der Zeitaufwand des Kochs. Ob ich Hummer oder ein Salatbüfett zubereite, macht dabei gar keinen so großen Unterschied.“

Diätpläne, Lebensmittelallergien und Sonderwünsche sind kein Problem. „Da ich ohnehin nicht fertige Menüvorschläge mitbringe, sondern alles abspreche, gehe ich ganz automatisch individuell auf jegliche Vorstellungen ein“, erklärt Fabian.

Mindestens ebenso entscheidend wie fachliche Kompetenz, gibt sie zu bedenken, sei bei den privaten Köchen aber die Sympathiefrage: „Vertrauen spielt eine ganz wesentliche Rolle. Schließlich befindet man sich in einem privaten Haushalt.“ Dass man ihr den Schlüssel zur Fünf-Millionen-Villa unter die Türmatte lege, um auch bei Abwesenheit der Besitzer schon mal loslegen zu können, sei keine Seltenheit. Stimmt die Sympathie, komme es auch schon mal vor, dass sie von Stammkunden nach Deutschland eingeflogen werde.

Auch Restaurantbesitzer scheinen erkannt zu haben, dass die Nachfrage steigt: Seit Kurzem kann man auch die kreativen Menüs von Jens Krumbiegel, Chef des „Jens“ in Camp de Mar, am heimischen Esstisch genießen. Buchbar ist er für ein Dinner mit maximal 15 Personen, seine Partnerin kümmert sich um den perfekten Service. Gedacht sind seine privaten Kochsessions für den besonderen Rahmen. Auf den Restaurantpreis des Vier-Gang-Menüs (etwa 60 Euro) müssen die Gastgeber für Koch- und Servicekraft im Haus rund weitere 500 Euro drauflegen. „Die Kochshows haben sicher deutlich dazu beigetragen, das Essen daheim wieder populär ist“, erklärt sich Krumbiegel den Trend. „Oft nutzen die Leute gleich die Gelegenheit, um sich ein paar Tricks abzuschauen. Manche wollen sogar mitkochen.“