Treppenhaus in Can Prunera in Sóller.

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Sóller war von jeher eine wohlhabende Stadt. Der Export der Orangen aus dem Tal, nach Frankreich und Deutschland, machten die Stadt reich. Reichtum kam auch durch jene, die im 19. Jahrhundert ausgewandert waren und nun in ihre "alte" Heimat investierten. Wie Joan Magraner Oliver - in Sóller Joan Prunera genannt -, der im Elsass eine Firma für Im- und Export von Früchten unterhielt. Wohlhabend geworden, gab er den Auftrag zum Bau von Can Prunera im Carrer Sa Lluna.

Das Haus im reinsten Jugendstil, was damals große Mode war, entstand zwischen 1909 und 1911. Wer der Architekt war, ist heute nicht mehr feststellbar. Anhand der Bauelemente kann man aber davon ausgehen, dass es ein Schüler des berühmten Antoni Gaudí gewesen sein muss.

Im Jahr 2000 wurde das Haus unter Denkmalschutz gestellt, sechs Jahre später kaufte es die Fundación Tren de l'Art, deren Präsident der Verleger und Kunstsammler Pere A. Serra ist. In den vergangenen zwei Jahren wurde Can Prunera grundlegend restauriert; die Kosten von 750.000 Euro trugen die balearische Landesregierung und die Europäische Union.

Es war eine minutiöse Arbeit, vor allem in den Innenräumen. Die Fassade aus hellgrauem Kalkstein hat geschwungene Linien; Akzente setzen mehrere schmiedeeiserne Balkongitter und das Wappen des ursprünglichen Besitzers.

Die Innenräume werden dominiert von einer großen geschwungenen Treppe und von bemalten Deckenstrukturen. Insgesamt gibt es zwölf Deckengemälde, die meisten im Jugendstil. Sie waren am stärksten durch Zeit und Klima beschädigt, so dass in einigen Fällen total nachgebaut wurde, zumal etliche darunterliegende Balken von Termiten angefressen waren.

Auch die Wandfarben wurden nach alten Plänen erneuert, ebenso die geschnitzten Ornamente an Türen und Fenstern, sowohl in Holz als auch im Glas. Im ersten Stock sind mehrere Räume mit den restaurierten Originalmöbeln ausgestattet: Betten, Sofas, Kommoden, Lampen, Tische.

Seit dieser Woche ist Can Prunera nicht nur Zeugnis für die Geschichte von Sóller, sondern auch Kultur- und Ausstellungszentrum für moderne und zeitgenössische Kunst. Die gezeigten Kunstwerke stammen aus der Sammlung von Pere Serra. Gleich am Eingang grüßt ein Werk von Anselm Kiefer. Gegenüber ein Landschaftsbild von Eliseo Meifrén, typisch für den Beginn des 20. Jahrhunderts.

In den Nebenräumen etliche Bilder und Zeichnungen von Juli Ramis, dessen 100. Geburtstag noch bis zum 20. September im Museum Es Baluard geehrt wird.
Im ersten Stock ist eine Ausstellung mit Jugendstil-Puppen aus der Sammlung León Lopez aus Sóller zu sehen sowie Bilder zeitgenössischer Maler wie Horacio Sapere. Ein interessanter Kontrast zu den Jugendstilelementen.

Das setzt sich im zweiten Stock fort mit Bildern von Santiago Rusinyol, Joan Sureda oder Meifrén. Das Kernstück der Ausstellung ist im dritten Stock: "Vom Jugendstil bis zum 21. Jahrhundert. 101 Zeitgenössische Künstler." Hier sind - vor allem mit Papierarbeiten - die großen Namen vertreten: Picasso, Miró, Munch, Nolde, Juan Gris, Utrillo, Schiele, Magritte, Leger, Penck, Dubuffet, Vostell, Rebecca Horn, Ritch Miller, María Carbonero, Pep Sirvent, Maraver, Matta, Oppenheim und viele andere. Der Raum mit dem schönen Deckengebälk wird von einer großen Keramik von Santiago Calatrava dominiert.