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Die Nachricht, dass Hollywoodstar Al Pacino möglicherweise auf Cabrera einen Film drehen will, sorgt für Wirbel. Aus dem balearischen Umweltministerium verlautete nach Bekanntwerden des Plans, dass es schwer sein würde, für Mallorcas unter Naturschutz stehende Nachbarinsel eine Genehmigung zu erteilen. Am Rande eines Termins auf das Thema angesprochen, relativierte Umweltminister Miquel Àngel Grimalt die Aussage: "Noch liegt uns in dieser Angelegenheit keine Anfrage vor. Sollte die eintreffen, werden wir sie prüfen."

Al Pacino soll in dem Film "Betsy and the Emperor" Napoleon Bonaparte während seiner Verbannung nach St. Helena spielen. Die Burg von Cabrera wäre ein möglicher Drehort, gäbe ein gutes Gefängnis ab.

Um den Filmschaffenden auf Mallorca beizustehen, hat sich die mallorquinische Handelskammer zu Wort gemeldet. Ihre Sprecherin Marina Martín-Ballestero erklärte: "Experten sagen, dass ein Außendreh für den Film keine Schäden an der Natur von Cabrera anrichten würde. In Ländern wie Neuseeland, Kanada, den USA, Australien oder Großbritannien sind Dreharbeiten in Naturparks an der Tagesordnung." Seitens der Kammer wird vor allem die große Werbewirkung solcher Dreharbeiten für die balearischen Inseln hervorgehoben. Als Beispiele dienen die Filme "Mamma Mia", gedreht auf der griechischen Insel Skopelos, "Agora" (Malta) und "Der Herr der Ringe" (Neuseeland).

Auch auf Mallorca fanden in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder Dreharbeiten für große internationale Filmproduktionen statt. Die Handelskammer spricht von 90 Filmen seit Beginn des vergangenen Jahrhunderts, dazu kommen noch unzählige TV-Produktionen zum Beispiel für das deutsche Fernsehen. Zu den bekanntesten Kino-Filmen zählen "Das Böse unter der Sonne" mit Peter Ustinov und Jane Birkin, "Black Jack" mit George Sanders oder "The Magus" mit Anthony Quinn, Michael Caine und Candice Bergen.

Unter den mallorquinischen Filmschaffenden ist man der Ansicht, dass die Location Mallorca noch viel besser vermarktet werden könnte. Wichtig wäre zum Beispiel eine funktionierende Film-Kommission. Zwar existiert die Illes Balears Film Commission, sie arbeitet aber nicht.

"Eine Film-Kommission ist ungeheuer wichtig", betont Pablo Azorín, Vize-Präsident der Unternehmensvereinigung "Cluster Audiovisual de Baleares". "Ihre Aufgabe ist es, einerseits Werbung für den Standort zu machen, zum Beispiel auf den großen Filmfestivals, andererseits soll sie Produktionsfirmen bei der Arbeit helfen, wenn diese zum Beispiel Locations suchen oder Mitarbeiter." Das Prinzip der Film-Kommission kenne man in der ganzen Welt, so Azurín. Allein in den USA gebe es 200, in Japan 100. Auch auf dem spanischen Festland habe man in vielen Regionen die Zeichen der Zeit erkannt. Neu seien Film-Kommissionen zum Beispiel in Navarra, Asturien und Castilla-León.

Überhaupt seien Behörden und Regierungen in einigen anderen Gegenden Spaniens wesentlich mehr darum bemüht, Filmschaffende zu sich zu locken. So haben die kanarischen Inseln bereits den Vorteil, dass es dort die spanische Mehrwertsteuer nicht gibt. Außerdem helfe die Regierung den Filmfirmen bei den Transportkosten. In anderen Regionen werde bei längeren Aufenthalten der Teams schon mal die Mehrwertsteuer erstattet. Das kann sich rechnen: Denn während die Filmleute in einer Stadt werbewirksame Bilder produzieren, machen sie vor Ort auch noch Umsatz.

"Die Teams geben viel Geld aus", weiß auch Mike Day, Managing Director der Produktionsfirma "Palma Pictures", die bereits seit 16 Jahren auf Mallorca filmt. Den größten Teil des Umsatzes von "Palma Pictures" macht die Werbung aus, in diesem Segment gebe es nicht viele Anreize seitens der Regionen. "Aber bei Spielfilmproduktionen kann das Entscheidungen schon beeinflussen."

Dass ein möglicher Cabrera-Dreh mit Al Pacino der Natur schaden könnte, glaubt Day nicht. "Die Filmindustrie ist sehr umweltfreundlich. Wenn wir irgendwo arbeiten, dann haben wir alles mit dem größtmöglichen Respekt zu behandeln. Täten wir das nicht, würden wir uns ja nur selbst schaden." Noch hat es keinen Kontakt gegeben, Day kann sich aber vorstellen, dass seine Firma auch in irgendeiner Funktion an dem Pacino-Film beteiligt sein wird. Das Projekt findet er spannend. "Millionen werden den Film sehen und viele werden danach Cabrera besuchen wollen. Das ist eine tolle Promotion für die balearischen Inseln."

Ob aber Al Pacino tatsächlich kommt, steht auch noch aus anderen Gründen in den Sternen. Denn die Finanzierung für "Betsy and the Emperor" ist noch nicht fix. Produziert werden soll der Film von der US-Firma "Killer Films" und dem in Barcelona ansässigen Unternehmen "Zip Films". Jordi Rediu von "Zip Films": "Wenn alles sicher ist, werden wir uns an die zuständigen Institutionen wenden, vorher nicht." Neben Cabrera soll, wenn es nach dem Wunsch der Produktionsfirma geht, auch auf Mallorca gedreht werden. Man hat bereits Herrenhäuser, Wege und Strände unter die Lupe genommen.