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Ein Abend bei Freunden. Als die politische Situation auf den Inseln zur Sprache kommt, blickt die zehnjährige Tochter des Hauses kurz von ihrem Nintendo-Spiel auf wirft in die Runde: „Los políticos son todos unos chorizos” – die Politiker sind doch alle Ganoven.

Nur ein Satz, wahrscheinlich häufig gehört und nachgeplappert. Und dennoch sagt er viel aus über die wahre Dimension der Korruption auf Mallorca. Politiker sind in der gesellschaftlichen Hierarchie ganz unten angelangt. Chorizos eben.

Jene, die sich und ihre Amigos bereichern, hinterlassen nicht nur Löcher im Haushalt, sie schädigen nachhaltig die Demokratie. Das Vertrauen in „die da oben” ist verloren gegangen, und man muss kein Hellseher sein, um für die nächsten Wahlen eine steigende Zahl von Nichtwählern zu prognostizieren. Es wird in den kommenden Jahren, nach dem Großreinemachen der Staatsanwälte, eine Hauptaufgabe der Politik sein, gegen diese Entwicklung anzukämpfen und Vertrauen zurückzugewinnen. Ein schwieriges Unterfangen, denn die Personaldecke ist dünn – was sich bei diesem Politiker-Image auch nicht ändern wird – und die Wirtschaftskrise ein schwieriges Terrain, um Punkte zu machen. Möge die Übung gelingen ...

Und wir, nicht zuletzt die Medien, sollten uns vor Pauschalurteilen hüten und uns angewöhnen zu differenzieren. Auch unter den (mallorquinischen) Politikern stehlen nur die Diebe. Viele Mandatsträger auf den Balearen sind ehrenhafte und ehrliche Menschen, die mit viel Eifer bei der Sache sind. Vorbilder für eine Jugend, die zu gesellschaftlichem Engagement motiviert werden sollte – und nicht zum Aufgeben. Denn eine Alternative gibt es nicht.

Darauf hat einmal der mallorquinische Schauspieler Simó Andreu auf sehr eindrucksvolle Weise hingewiesen. In einer Begrüßungsrede für eine Museumseröffnung hieß er explizit alle Politiker im Publikum willkommen. Wohl wissend, dass eine solche Geste auf Unverständnis stößt, fügte er erklärend hinzu: „Säßen sie nicht hier, säßen hier Generäle.”