TW
0

Wäre der deutsche Dichter statt zu seiner „italienischen Reise” nach Mallorca aufgebrochen, Sa Pobla hätte ihn bestimmt ebenso inspiriert wie der Stiefel selbst. „Kennst du das Land, wo die Kartoffeln blühn”, wäre Johann Wolfgang von Goethe vermutlich ebenso leicht aus der Feder geflossen wie sein „Neapel sehen und sterben!”

Nun kam Goethe, wie alle Germanisten schwören, niemals nach Mallorca und erst recht nicht bis Sa Pobla. Um so erstaunlicher ist es, inmitten der umbrochenen Scholle mit den grünenden Keimlingen im Acker auf ein Gebäude zu stoßen, das den edelmetallischen Schriftzug „Goethe S.A.” führt. Dahinter verbirgt sich eine lokale Firma, die seit 1991 vor allem Biere, Tafelwasser und Obstsäfte aus dem Ausland auf die Insel importiert, exklusiv, und mit so international renommierten Marken wie „Beck's”, „Franziskaner”, „Stella Artois”, „Coors”, „San Pellegrino”, „Granini”, „Don Simón”.

Was um alles in der Welt hat das mit Goethe zu tun? „Eigentlich nichts”, räumt Joan Antoni Cantarellas, Produktmanager der Firma, ein. Und dennoch steckt eine kuriose Geschichte hinter dem Namen der Handelsgesellschaft: Das erste Lager des Betriebs befand sich an der Landstraße zwischen Sa Pobla und Búger. Eine Gegend, die nach dem Herrenhaus Can Goet benannt ist.

Diese Flurbezeichnung stand Pate für die Firma, die wegen ihrer Erstmarke „Beck's” von Anfang an in engem Kontakt mit deutschen Unternehmern und Gastronomen stand. Am Telefon war „Goet” allerdings etwas verwirrend, es kam zu Rückfragen wegen der Schreibweise. „Und dann haben wir uns einfach ‚Goethe' genannt, damit die deutschen Kunden nicht denken, wir seien nicht in der Lage, den Namen ihres größten Dichters korrekt zu schreiben.”

„Goethe” ist heute geschützt, außer dieser Firma darf sich spanienweit niemand so nennen. Schon mehrfach haben Unternehmen aus Deutschland versucht, dem Betrieb in Sa Pobla den Namen abzukaufen. Vergebliche Liebesmüh. „Goethe” bleibt Sa Pobla treu.