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Die ehemalige Vorsitzende einer Sieben-Prozent-Partei räumt auch noch den letzten Stuhl und zieht sich aus der Politik zurück. Das ist normalerweise nicht gerade ein revolutionärer Vorgang. Doch hier handelt es sich um „Inselprinzessin” Maria Antònia Munar; ihr unrühmlicher Abgang bedeutet eine Zäsur in der mallorquinischen Politik.

Zwei Jahrzehnte lang zog Munar auf der Insel die Fäden, stellte mit ihrer Präsenz und mit ihrem Machtinstinkt Minister und Ministerpräsidenten in den Schatten. Damit ist jetzt Schluss, Munar wird fortan vor allem mit ihrer Verteidigung in Korruptionsfällen beschäftigt sein. Und ihre Partei ist nicht mehr nur kopflos, sie ist in Auflösung begriffen. Die Karten in der Balearen-Politik werden neu gemischt.

Das ist im Prinzip nur zu begrüßen. Leider zeichnet sich aber noch immer kein klares Bild ab, wohin die Reise geht. Der Regierungschef hat keine Mehrheit mehr, und der Oppositionschef ist gar keiner, weil ihn die eigene Partei erst noch auf den Schild heben muss. Weiterregieren in Minderheit, Misstrauensantrag, Neuwahlen? Es gibt keine Antworten. Der Tag der Balearen am 1. März war kein Feiertag, es war ein Tag des Jammers.

Das ist umso schlimmer, als die Region nicht nur in einer institutionellen, sondern auch in einer wirtschaftlichen Krise steckt, für deren Bewältigung eine handlungsfähige Regierung unabdingbar ist.

Unterdessen ist das Wahlvolk von der Politik nur noch angewidert. Und das wird lange anhalten, denn noch längst sind nicht alle Skandale aufgedeckt. Das Geständnis Miquel Nadals, der offenbar versucht, sich als Kronzeuge freizukaufen, ist ein Vorgeschmack auf das, was noch kommen kann.

In dieser Situation gibt es nur einen Ausweg: Die noch verbliebenen ehrbaren Politiker müssen auf alle taktischen Spielchen verzichten und sich zusammenraufen. PP und PSOE sollten jetzt nicht auf ein paar Wählerstimmen schielen, sondern zum Wohl des Ganzen handeln – und so der Politik ein Stück ihrer Glaubwürdigkeit zurückgeben.