TW
0

Das Königspaar durfte die Gärten der Villa March als Erste sehen. Don Juan Carlos und Doña Sofía kamen zur feierlichen Wiedereröffnung (siehe S. 22) der ungewöhnlichen Kunstlocation. Bis Sonntag, 22. August, können aber auch normale Sterbliche an täglich vier geführten Rundgängen teilnehmen. Der Skulpturengarten der Villa March „Sa Torre Cega“ in Cala Rajada war schon vor Jahrzehnten ein Highlight für Mallorca-Besucher. In den vergangenen Jahren war der Garten geschlossen, nachdem ein heftiger Sturm dort gewütet und die Anlage weitgehend zerstört hatte.

Dabei hatte sich der Banker und Mäzen Juan March Ordinas (1880- 1962) hier ein Paradies ohnegleichen geschaffen. Juan March (die von ihm 1926 gegründete Bank ist übrigens die Gewinnerin des Stresstests europäischer Geldinstitute) erwarb das Grundstück oberhalb des Hafens mit Blick über die Bucht um das Jahr 1915. Seine Frau Leonor Servera Melis wünschte sich einen Sommersitz in der Nähe ihres Heimatortes Capdepera. Wo jetzt der Palast steht, war zum Zeitpunkt des Kaufes ein jahrhundertealter Wachturm, er einst dazu diente, die Bevölkerung vor Piratenüberfällen zu warnen. Der Turm hatte keine Öffnungen, keine Fenster, so dass die Leute von Cala Rajada und Capdepera im Laufe der Zeit von „Sa Torre Cega“, dem „Blinden Turm“ sprachen. So heißt das Anwesen heute noch.

Es heißt, dass Juan March das rund 60.000 Quadratmeter große Grundstück für umgerechnet 1000 Euro erworben hat – auf Raten, was nur schwerlich zu glauben ist, denn immerhin war er schon damals einer der reichsten Männer der Welt. March beauftragte die damals wichtigsten Architekten, Guillermo Forteza Pinya und Guillermo Reynes mit der Planung des Hauses, er zog renommierte Gartenarchitekten wie Leandro Silva oder Russel Page zu Rate.

Sein Traum: die harmonische Verbindung von Natur und Kunst, von Bäumen, Pflanzen und Skulpturen. Das Ergebnis war schlicht ein Traum: Nach und nach wurden mehr als 40 Plastiken internationaler Künstler im Park aufgestellt, den March gerne auch für das Publikum öffnete.

Am 11. November 2001 verwüstete dann ein Jahrhundertsturm das Gelände: „Damals wurden mehr als 600 Pinien entwurzelt, Wege, Teiche zerstört. Das Gelände sah aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen. Ein Weg zum Haus musste freigesägt werden. Etliche Skulpturen wurden beschädigt“, erinnert sich Juan Isern, der die 1975 ins Leben gerufene Stiftung Bartolomeu March (der Sohn von Juan March) und damit auch den Palau March in Palma leitet. Viele Skulpturen der Gärten wurden damals dorthin transferiert. Neun Jahre habe es gedauert, so Juan Isern, bis die Gärten restauriert und wieder hergerichtet waren. „Mein heute 90-jähriger Vater, der sein ganzes Leben lang in Sa Torre Cega arbeitete, hat dafür gesorgt, dass die Pflanzen wie zuvor an der gleichen Stelle wieder gepflanzt wurden“, erzählt Juan Isern.

Nun erstrahlen Gelände und Haus im alten, neuen Glanz. Wenn auch ohne die alten Pinienbäume, was dem Gelände aber auch mehr Licht, mehr Blick auf die Bucht und die umliegenden Berge beschert. Die Anordnung der Pflanzen ist so perfekt wie der Rasen oder die mit Flusssteinen belegten Wege. Immer wieder gibt es Sichtachsen auf Skulpturen oder auf das Haus selbst, das von einer riesigen Bougainvillea-Hecke geschützt und geschmückt wird.

Die Skulpturen sind Werke der spanischen Avantgarde der 1960er und 1970er Jahre mit Arbeiten von Eusebio Sempere, Pablo Serrano, Manolo Corona und anderen, es gibt aber auch Plastiken von Rodin und Henry Moore. Das Haus selbst ist mit Bodenmosaiken und Wandmalereien nobel gestaltet. In einem Nebenraum ist eine Ausstellung mit Landschaftsansichten von Antoni Tàpies, Fernando Zobel oder Manolo Millares zu sehen.

Villa March, Cala Rajada, bis Sonntag, 22. August, täglich Führungen um 9.30, 11.30, 18 und 20 Uhr. Anmeldung im Tourismusinformationsbüro: Tel. 971-819467. Rundgänge auch in deutscher Sprache, wenn sich genügend Teilnehmer finden.