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Wenn alte Mallorca-Kenner von vergangenen Zeiten schwärmen, dann geht es früher oder später auch ums Geld. Denn lange Zeit war das Leben auf der Insel billig, spottbillig. Zumindest für Urlauber aus Mitteleuropa, die mit ihren heimischen Währungen hierzulande plötzlich über ungeahnte Kaufkraft verfügten. Kaum ein Mallorca-Urlauber der ersten Stunde, der nicht vom damals überraschend günstigen Preisniveau auf der Insel zu berichten weiß. Fünf Peseten für ein Glas Cognac, 50 für ein ganzes Mahl, 500 für den kompletten Urlaub.

Und wer sein Inseldasein durch den Kauf einer Ferienwohnung verlängern wollte, der profitierte noch in den 80er Jahren von Preisen, die angesichts der heutigen Verhältnisse auf Mallorcas Immobilienmarkt geradezu unwirklich erscheinen. Ein Baugrundstück in Cala Murada gab es 1960 schon für 7000 Mark, 1971 kostete eine Meerblickwohnung in Palmanova 17.050 Mark und Anfang der 80er Jahre musste 28.000 Mark hinblättern, wer sich ein volleingerichtetes Apartment in Alcúdia leistete.

Als Schatzinsel erwies sich Mallorca für diejenigen, die damals die Gunst der Stunde erkannten. Denn der Immobilienboom hat die Preise für Wohneigentum vor allem in den 90er Jahren in die Höhe getrieben. Nicht wenige Investoren sind so zum Millionär geworden.

Die Kehrseite: Wegen der gestiegenen Miet- und Kaufpreise müssen die Inselbewohner heute im Schnitt mehr als ein Drittel ihres Einkommens fürs Wohnen ausgeben – 1958 waren es gerade einmal fünf Prozent. Auf den Balearen ist der Anteil der Personen, die finanziell nur mit Mühe über die Runden kommen, so hoch wie in keiner anderen spanischen Region.

Denn nicht nur auf dem Immobilienmarkt sind die Preise in den vergangenen Jahrzehnten massiv gestiegen. In manchen Bereichen zahlt die Inselbevölkerung heute genau so viel, wie die Bewohner einer teuren deutschen Großstadt. Dazu kommt, dass das Lohnniveau auf der Insel mit der Preissteigerung nicht Schritt hält. Der durchschnittliche Bruttolohn liegt auf den Balearen bei 1700 Euro und damit gerade einmal halb so hoch wie in Deutschland.

Obendrein ist das Missverhältnis zwischen hohen Preisen und niedrigen Löhnen nicht im Begriff, sich aufzulösen – auch wenn der Preisindex der wichtigsten Konsumgüter 2009 auf den Balearen krisenbedingt zum ersten Mal seit vier Jahrzehnten gesunken ist (-0'2 Prozent).

Die Einkommenssituation hat sich in den vergangenen Jahren insgesamt eher verschlechtert. Bereits im Jahr 2007 stellte die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) fest, dass Spanien das einzige Mitgliedsland sei, in dem die Reallöhne zwischen 1995 und 2005 gesunken seien – und das trotz eines überdurchschnittlichen Wirtschaftswachstums in jener Zeitspanne.

„Mallorca ist eine teure Insel, die Lebenshaltungskosten sind hoch”, sagt Alfonso Rodríguez von der Verbraucherschutzorganisation Facua. Schuld daran sei auch die Insellage. Der kostenintensive Transport mache praktisch alle Produkte ein paar Prozent teurer als auf dem Festland.

Für den jüngsten Preisschub in Spanien hat derweil die Zentralregierung in Madrid gesorgt – und das ganz bewusst. Die Mehrwertsteuer-Erhöhung im vergangenen Sommer hat laut Verbraucherschützern zu einer Steigerung der monatlichen Ausgaben pro Haushalt in Höhe von 30 Euro geführt.