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Von Mallorca hat sie die Nase gestrichen voll. Im Frühjahr machte der Frau aus Süddeutschland das Chaos nach dem Vulkanausbruch in Island einen Strich durch die Inselurlaubspläne, diesmal fielen die Ferien auf Mallorca aus, weil die Lotsen streikten. "Also nächstes Mal fahre ich bestimmt woandershin", sagt die Frau.

Aussagen wie diese sind es, die Mallorcas Tourismus-Unternehmerschaft nun fürchten - und damit die negativen Langzeitfolgen des unangekündigten Lotsenstreiks für Mallorcas Wirtschaft. "Das dicke Ende kommt erst noch", so die einhellige Meinung. Margalida Ramis von der mallorquinischen Hoteliervereinigung ACH: "Die Leute vergleichen die Urlaubsziele. Die Werte, für die wir hier auf den Balearen stehen, sind Sicherheit, Zuverlässigkeit und dass man die Leistung, die man im Voraus bezahlt, auch bekommt." Was sich in den vergangenen Tagen auf Mallorca und im ganzen Land abgespielt habe, beschädige dieses Image. "Wir geben ein erbärmliches Bild ab und man kann nur hoffen, dass der Markt darauf nicht reagiert", sagte Ramis gegenüber der mallorquinischen Presse.

Eine Hoffnung, die ihre Kollegin Marilén Pol von der Hoteliervereinigung Fehm nicht hat: "Gerade jetzt beginnen die Kampagnen in England und Deutschland für den kommenden Sommer. Ich mache mir Sorgen, dass der Verkauf dort stocken wird." Was in den nächsten Monaten auf die Insel zukomme, sei sehr viel besorgniserregender als die Ausfälle der vergangenen Tage.

Mehr als 300 Flüge waren von Freitag bis Sonntag in Palma gestrichen worden, mehr als 30.000 Passagiere konnten in Son Sant Joan ihre Reise nicht antreten. Landesweit fielen mehr als 4000 Flüge aus, mehr als 600.000 Passagiere saßen fest. Deutsche Medien sprachen ebenfalls von mehreren Tausend Urlaubern, die ihre Flüge Richtung Süden nicht antreten konnten. Da der 6. und 8. Dezember in Spanien Feiertage sind, wollten viele Menschen das lange Wochenende zum Verreisen nutzen. Das Wirtschaftsforschungs-Institut IEE schätzt den Schaden des Ausstands für Fluglinien, Hotels, Gastronomen, Freizeiteinrichtungen und Einzelhandel auf rund 400 Millionen Euro. In einer gemeinsamen Erklärung sprechen die landesweiten Verbände der Unternehmer und Hoteliers von einem "schweren Schaden für das internationale Ansehen Spaniens" - und das zu einem Zeitpunkt, an dem das Land wegen seiner angeschlagenen Staatsfinanzen ohnehin unter Beobachtung steht.

Da hilft es auch nur wenig, dass der Betrieb auf den spanischen Flughäfen nun erst einmal reibungslos laufen dürfte. Wie die Lotsenvereinigung Usca am Dienstag mitteilte, werde es keine weiteren Ausstände in der Vorweihnachtszeit mehr geben. Auch die Pilotengewerkschaft Sepla, die ebenfalls Streiks angekündigt hatte, versprach, damit bis nach den Weihnachtsfeiertagen zu warten.

Besondere Brisanz haben solcherlei Streiks im Luftverkehr stets auf Mallorca. Nicht nur, weil die hiesige Wirtschaft in besonderem Maße vom Tourismus abhängig ist, sondern auch wegen der Insellage. 24 Stunden lang waren die Balearen praktisch von der Außenwelt abgeschnitten, sieht man einmal von den Fährverbindungen ab, die wegen des Streiks aufgestockt wurden.

Angesichts dieser Zustände meldeten sich schon am Tag nach dem Lotsenstreik mehrere Balearen-Politiker mit einer altbekannten aber nie durchgesetzten Forderung zu Wort. "Son Sant Joan muss unter die Verwaltung der Balearen-Regierung gestellt werden", so das klar formulierte Ziel von Spitzenpolitikern der beiden regionalistischen Parteien Unió Mallorquina (UM) und Partit Socialista de Mallorca (PSM). Dies sei die einzige Möglichkeit, in Zukunft ähnlich schweren Schaden von den Inseln abzuwenden.

Zumindest kurzfristig hat aber auch dieser Streik Gewinner hervorgebracht. Mehrere Tausend verhinderte Reisende brauchten dringend eine Unterkunft - nicht wenige Hotels in Palma machten auf diese Weise im Flautemonat Dezember ein unverhofftes Zusatzgeschäft.