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Seit sieben Wochen ist Utz Claassen Anteilseigner von Real Mallorca. Dem 47-Jährigen gehören zehn Prozent des Klubs. In der Verwaltungsratssitzung am Montag hat er nun sein Konzept für die künftige Ausrichtung des Fußball-Erstligisten vorgestellt – insgesamt 70 Schaubilder. Im MM-Interview erklärt er, was er mit dem Klub vorhat.

MM: Wie ist Ihr Konzept aufgenommen worden, Herr Claassen?
Utz Claassen: Außerordentlich positiv! Es gab im Consejo große Übereinstimmung über den Weg, den wir gemeinsam beschreiten wollen. Wir haben eine gemeinsame Vision, die wir mit Sorgfalt, Präzision und Professionalität verwirklichen wollen.

MM: Sie betonen stets, dass Sie hier niemandem etwas aufzwingen wollen. Warum?
Claassen: Weil man, wenn man „neu“ ist, immer aufpassen muss, dass man mit seinen guten Absichten nicht missverstanden wird. Aber ich glaube, das ist inzwischen auch allseits verstanden und akzeptiert und insofern ohnehin kein Thema mehr.

MM: Was ist das Ziel Ihres Konzeptes?
Claassen: Eine paneuropäische Marke mit mallorquinischer Geschichte, Tradition und Identität.

MM: Mit welcher Einnahmesteigerung ist bei Umsetzung Ihres Konzeptes zu rechnen?
Claassen: Mit einer sehr nennenswerten, insbesondere in den Bereichen Marketing und Merchandising, aber auch bei den Ticketverkäufen. Es muss unser Ziel sein, dass das Stadion irgendwann bei jedem Spiel ausverkauft ist. Wir spielen schließlich in der Liga des Weltmeisters!

MM: Bitte schildern Sie den Inhalt Ihres Konzeptes in groben Zügen.
Claassen: Erstens: alle knapp 900.000 Menschen auf der Insel erreichen, also auch weit außerhalb Palmas, auch Frauen und Kinder, und natürlich alle Nationalitäten. Zweitens: die zehn Millionen Touristen, die jedes Jahr hier sind, erreichen. Und drittens: langfristig auch einen Teil der über 75 Millionen Europäer, die per Direktflug jederzeit sehr schnell hier sein können, erreichen.

MM: Wie ist denn die aktuelle Situation des Klubs an den Stellen, an denen Ihr Konzept ansetzt? Was liegt da im Argen?
Claassen: Es geht mir nicht um Kritik an der Vergangenheit, sondern um Gestaltung der Zukunft. Wenn jeder von uns allen jeden Tag ein bisschen besser wird, sind wir auf dem richtigen Weg. Also: Fortlaufende Professionalisierung in allen Bereichen, aufbauend auf unserem kompetenten und engagierten Mitarbeiter-Team und unserer motivierten und talentierten Mannschaft.

MM: Welches sind die wichtigsten, kurzfristigen Maßnahmen?
Claassen: Viele einzelne Maßnahmen zur weiteren Erhöhung unserer Präsenz und Akzeptanz. Das beginnt beim Kids Club, damit mehr Familien ins Stadion kommen, und endet bei der strategischen Kooperation mit Fluglinien und Reiseveranstaltern.

MM: Wie wichtig ist die Verpflichtung eines Spielers aus England oder Deutschland, um das Interesse am Klub in diesen Ländern zu steigern?
Claassen: Es kann sicher nicht schaden, zur gegebenen Zeit einen echten Sympathieträger aus England oder Deutschland zu verpflichten; so etwas erhöht Aufmerksamkeit, Fernsehpräsenz, Zuschauerzahlen und Einnahmen aus Werbung, Sponsoring und Merchandising. Aber man kann nichts erzwingen. Solche Chancen müssen sich situativ ergeben.

MM: Bis heute gibt es keine deutsch- oder englischsprachige Version der Klubhomepage. Wird sich das ändern?
Claassen: Ja, ganz sicher.

MM: Eintrittskarten sind im Real-Mallorca-Stadion relativ teuer. Müsste die Preisgestaltung nicht viel fanfreundlicher sein, um mehr Leute ins Stadion zu locken?
Claassen: Wir werden sicher auch die Preisstruktur sorgfältig im Auge behalten. Dabei spielen durchaus auch soziale Aspekte etwa von Einkommenshöhe oder von Familien und Kindern eine Rolle. Andererseits muss man auch sehen, dass ein Fußballspiel in der spieltechnisch wohl besten Liga der Welt einen Wert hat, der zu verinnerlichen und zu akzeptieren ist.

MM: Es gibt seit vergangener Woche einen eingetragenen deutschen Fanclub auf Mallorca. Gibt es da Kontakt oder wird es den geben?
Claassen: Ich stehe jedem interessanten Kontakt offen gegenüber und freue mich über jeden deutschen Fan des RCD.

Fragen: Jonas Martiny