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Schule geschafft – und jetzt? Gerade für die Kinder deutscher Residenten verweist diese Frage nicht nur auf die entscheidende Weichenstellung für die berufliche Zukunft, sondern offenbart auch ihre Verwurzelung auf der Insel: Studium oder Ausbildung auf Mallorca – oder: Nix wie weg?

Eines vorweg: Deutsch als Muttersprache spielt bei Jugendlichen, die hier aufgewachsen sind, keine große Rolle bei der Wahl der Ausbildungsstätte. Selbst wenn beide Elternteile deutsch sind: Der Nachwuchs spricht schon ab Kindergarten zumindest drei – neben Deutsch Castellano und Catalán –, oft vier Sprachen (inklusive Englisch). Anders verhält es sich natürlich bei Zugezogenen: Wie schon in der Schule kann das Catalán als Unterrichtssprache – auch wenn an der Universität von Palma (UIB) zweisprachig gelehrt wird – dann schnell zum Stolperstein werden. Gabriele Fritsch, Leiterin der Deutschen Schule Eurocampus, hat festgestellt, dass diese Sprachbarriere für viele Eltern ein entscheidendes Ausschlusskriterium ist: „Zum einen bietet die Universität der Insel nicht die Bandbreite an Studienfächern, um jeden Berufswunsch zu erfüllen. Entscheidend aber ist die Betonung des Catalán. Bei allem Verständnis für die Bestrebungen, die Sprache zu erhalten: Wenn der Druck fast zur Diktatur wird, finde ich das in einem sich öffnenden Europa tragisch.” Eine Einschätzung, die Thomas Scholz, Schulleiter der Viva-Schule Mallorca in Santa Ponça, teilt: „Auch immer mehr spanische Eltern melden ihre Kinder bei uns an, damit sie in Castellano unterrichtet werden und so auf die akademische Ausbildung später optimal vorbereitet sind.” Zwar bietet die UIB offiziell zwei Lehrsprachen an – de facto aber, hat Annette Mohr beobachtet, habe ihre Tochter Freya dort nicht immer die freie Wahl: „Aus Spargründen wurde Personal reduziert, damit fallen teils auch Kurse in Castellano weg.” Studentin Freya selbst hat festgestellt, dass sie mallorquinische Lehrer im Fach „Patrimonio Cultural” (Mallorcas Kulturerbe) auch auf Castellano kaum versteht: „Die sprechen ein ganz anderes Spanisch.” Auch in Englisch ergeben sich manchmal kuriose Konstellationen, wenn Lehrer, die von der Insel stammen, der Sprache teils weniger mächtig sind als einige ihrer (nichtspanischen) Studenten.

Auch wenn Eltern und Studenten einhellig der Meinung sind, dass sich die Qualität der UIB mit dem Bologna-Prozess – der Schaffung eines einheitlichen europäischen Hochschulraums, vor allem gegenseitige Anerkennung der Studienabschlüsse – stark verbessert habe: Bei der praktischen Umsetzung gibt es teils wohl noch Anlaufschwierigkeiten.

Hier studieren oder im Ausland? Für viele Eltern letztlich auch eine finanzielle Frage. Bafög gibt es in Spanien nicht, auf rund 800 Euro belaufen sich die jährlichen Studiengebühren an der UIB. Die MM-Befragung junger Deutscher zeigt: Studenten zieht es zumindest zeitweise ins Ausland – schon um Sprachen zu lernen. Viele planen allerdings die Rückkehr. Die sprichwörtliche Lebensqualität „ihrer” Insel erkennen sie oft gerade im Vergleich mit anderen Ländern. Wie die Muttersprache spielt der Pass – fast alle haben zwei Pässe – fürs Heimatgefühl kaum eine Rolle. Entscheidend indes ist die Möglichkeit einer künftigen Mitgestaltung des Insellebens. Im Tourismus etwa. Damit auch Mallorca eine Zukunft hat.