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Herzstillstand bei Narkose kann es bei jeder Operation geben, sagt Schönheits- chirurg Werner Mang. Und warnt vor zu viel „Blauäugigkeit”. Für Carolin Wosnitza, 23, bekannt als „Sexy Cora”, kommt diese Warnung zu spät. Sie stirbt bei ihrer sechsten Brustvergrößerung nach Herzstillstand und einem anschließenden neuntägigen Koma.

Ihr sinnloser Tod entfacht erneut eine Diskussion über den „Jugend- und Schönheitswahn” in unserer Gesellschaft, der trotz wirtschaftlich schwieriger Zeiten eher zu- als abzunehmen scheint – auch auf Mallorca.

Von „Krise” ist im Beauty-Sektor wirtschaftlich jedenfalls nicht zu sprechen – mental vielleicht schon eher. Selbst Dr. Jens Löhnert, Dermatologe im Facharztzentrum Porto Pi, schickt inzwischen nicht wenige Anwärter aufs „alterslose Altern”, die mit Botox und/oder Hyaluronsäure-Unterspritzungen ihren Falten den Kampf ansagen wollen, wieder nach Hause: „Bei jedem dritten oder vierten dieser Patienten kommt es zu keiner Behandlung.”

Warum? Weil gerade beim Trend zur „Faltenprophylaxe” – immer mehr unter und um die 30-Jährige kommen mit diesem Anliegen – oftmals schlicht nichts da ist zum „Unterspritzen”. Die Grenze von einer massiven Wahrnehmungs- zur mentalen Störung bei diesen Jungen scheint fließend, aber auch für manche ältere Frauen sei er manchmal nicht die richtige Anlauf-stelle, so Dr. Löhnert: Dann etwa, wenn die Falten wiederum so ausgeprägt seien, dass „eine Spritze” den Wunsch nach Veränderung nicht „mal eben so” erfüllen könne.

Auch Dr. Cordula Ahnhudt (Palma Clinic) beobachtet, „dass immer mehr Leute ab 30 bis 45 zur Faltenbehandlung kommen”. Die Hautärztin findet indes, dass „das ganze Thema zu negativ polarisiert wird”: „Ich erlebe das in meiner neunjährigen Arbeit hier auf der Insel mit internationalen Kunden aus aller Welt viel entspannter.” „Faltenprophylaxe” will die Klientel von Dr. Petra Rau aus Palmanova – seit zehn Jahren erfahren in der Ästhetischen Medizin – selten: „Meine Patienten sind meist zwischen 45 und 55 Jahre alt.”

Dr. Cordula Ahnhudt kann der „Faltenprophylaxe” durchaus auch Sinnhaftes abgewinnen: „In dem Alter ist das Kollagen sehr viel stimulationsfähiger als mit 60 oder 70. Neueste Studien zeigen eine langsame Hautalterung, wenn man früher mit Botox- und Filler-Behandlungen beginnt. Ein späteres Facelift kann so bei vielen vermieden werden.” Auch wenn sich in ihrer Praxis – wie bei Dr. Jens Löhnert, dessen Klientel heute zu 25 Prozent männlich ist – immer mehr Männer „verjüngen” lassen wollen, findet sie es wichtig, dass die „Männlichkeit” erhalten bleibt: „Gewisse Falten sollte ein Männergesicht behalten.”

Keine Frage: Botox & Co. sind gesellschaftsfähig geworden. Worüber früher getuschelt wurde, tauscht man sich heute offen aus. Was einerseits positiv für Transparenz sorgt, birgt andererseits Gefahren – vor allem die der Verharmlosung. So warnt auch Dr. Jens Löhnert dringend vor „Botox-Partys”, bei denen in häuslicher Umgebung, bei Cava und Häppchen, nicht nur die Hygiene-Bedingungen Risiken bergen: „Alkohol und Medikamente vertragen sich nicht. Vor allem sollten Spritzen – das heißt: Einbringen von Substanzen in die Haut und damit in den Körper – Fachleuten vorbehalten sein. Wird zu viel gespritzt oder ein Blutgefäß getroffen, kann das große Schäden wie das Absterben von Gewebe nach sich ziehen.”

Der Preis für die angestrebte Schönheit ist hoch – so oder so. Kann ein Minifältchen für 200 bis 300 Euro beim Arzt geglättet werden, ist man bei zwei Nasolabialfalten, wie sie das Leben schrieb, schnell mit 800 Euro dabei. Kein Wunder also, dass der Markt „heiß” umkämpft ist und die Klientel immer öfter bei Kosmetikerin oder Frisör zu billigeren Alternativen greift. Dieser Preis kann dann indes zu hoch sein. Zu Dr. Petra Rau kamen schon öfter Patienten nach „Behandlungen” am Küchentisch, die sie entsetzt fragte: „Was haben Sie denn im Gesicht?”