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Rüdeger Oyntzen ist nicht mehr auf Mallorca. Der im Jahr 1998 wegen Mordes zu 34 Jahren Haft verurteilte Deutsche ist in der vergangenen Woche nach Deutschland überstellt worden. Das bestätigt die Nationalpolizei in Palma. Einen entsprechenden Antrag hatte der 54-Jährige Ende 2009 an das spanische Justizministerium gestellt. Begründung: Er wolle seiner Familie näher sein. Vor allem seine Eltern haben ihn während der bald 15 Jahre währenden Haftzeit auf Mallorca regelmäßig besucht. Da beide schon sehr alt sind, sei ihnen das zuletzt immer schwerer gefallen.

Der Röntgenarzt verbüßt seine Reststrafe nun in einer Baden-Württembergischen Haftanstalt – wesentlich näher an seiner Heimatstadt Breisach. Das Justizministerium in Stuttgart will sich zu dem Fall nicht äußern. Dem stehe der Datenschutz entgegen. Oyntzens Rechtsanwalt, der Strafverteidiger Klaus Schroth, der auch den Fernsehmoderator Jörg Kachelmann in dessen Vergewaltigungsprozess vertreten hat, bestätigt die Überstellung nach Deutschland. Laut Nationalpolizei übernahmen deutsche Beamte den Häftling am Flughafen von Palma und flogen mit ihm gemeinsam nach Stuttgart.

Laut Konsulat in Palma ist dies kein Einzelfall. Einem Merkblatt der deutschen Auslandsvertretung zufolge ist es „deutschen Staatsangehörigen, die in Spanien zu einer Haftstrafe verurteilt wurden, seit 1992 möglich, die Überstellung in den deutschen Strafvollzug zu beantragen”. Einen Rechtsanspruch darauf gebe es nicht: „Die spanischen Justizbehörden entscheiden nach freiem Ermessen.” Eine Bedingung für die Genehmigung der Überstellung ist, dass das spanische Urteil respektiert wird. Oyntzen hat bislang etwa 15 Jahre seiner Haftstrafe verbüßt. Da dem spanischen Strafrecht zufolge in der Regel maximal 20 Jahre Gefängnishaft verbüßt werden müssen, könnte Oyntzen in fünf Jahren wieder auf freien Fuß kommen.

Kaum ein Verbrechen mit deutscher Beteiligung hat auf Mallorca jemals für solches Aufsehen gesorgt wie dieser Mord. Der von den Medien anschließend als „Dr. Tod” titulierte Arzt hatte am 4. September 1996 seine beiden Kinder getötet. In einem Tagebuch verzeichnete er minutiös das Geschehen der Tatnacht. Der damals 40 Jahre alte Radiologe betäubte in einem Hotel in Sa Coma seine achtjährige Tochter Katharina und deren sechsjährigen Bruder Matthias, anschließend spritzte er ihnen eine Überdosis Medikamente. Diese hatte er in einem Koffer mitgebracht, weshalb ihm vorgeworfen wurde, die Tat über einen längeren Zeitraum geplant zu haben. Oyntzen bestritt das in dem Prozess, der im Juni 1998 in Palma stattfand.

Auslöser des Mordes sollen die Scheidung von seiner Frau, der Verlust des Sorgerechts, berufliches Scheitern sowie finanzielle Probleme gewesen sein. Nach dem Mord an seinen Kindern hatte Oyntzen eigenen Aussagen zufolge versucht, sich selbst das Leben zu nehmen.