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Playa de Palma am Mittwochmittag. Die Sonne scheint, die Strände und Lokale sind gut gefüllt, auf der Promenade herrscht ein reges Kommen und Gehen. Kein Zweifel, die touristische Saison hat begonnen, und sie verspricht großartig zu werden.

Darüber freuen sich jedoch nicht nur Hoteliers, Gastwirte und Reiseveranstalter, sondern auch zahlreiche kriminelle Elemente: Hütchenspieler, Taschendiebe, Zuhälter, Räuber. Ihre Zahl scheint proportional zu dem prognostizierten Touristenzuwachs ebenfalls zugenommen zu haben. Nach einem Bericht der spanischen Tageszeitung „Ultima Hora”, die sich auf Angaben aus Polizeikreisen beruft, sind bis zu 70 Hütchenspieler an der Touristenmeile aktiv geworden. Es handle sich zumeist um Rumänen, die sich in fünf bis sechs Gruppen von bis zu zwölf Personen aufteilen, ummit ihren Taschenspielertricks leichtfertige Urlauber auszunehmen.

„Sie sind sehr gut organisiert”, zitiert das Blatt einen Polizeibeamten. Demnach stehen einigeMitglieder der Gruppe bis zu 200 Meter abseits, um Alarm zu schlagen, wenn sich Polizeibeamte nähern. Das geschieht auf modernde Weise – per Handy.

Auch die Zahl der farbigen Händler, die meist Billigware und plumpe Imitate – Handtaschen, Uhren, Gürtel – feilbieten, hat offenbar zugenommen und wurde von der Polizei auf rund 300 geschätzt. Die Konkurrenz der ambulanten Händler untereinander ist groß. Dementsprechend intensiv müssen sie Passanten ihre Waren aufdrängen. Ein junges Urlauberpärchen wurde „Ultima Hora” zufolge innerhalb von zehn Minuten mehr als 15-mal angehalten.

Bei der Stichprobe, die MM-Redakteure machten, sah es nicht anders aus. Die Intensität, mit der Passanten angesprochen werden, überschreitet die Grenze zur Belästigung. Das gilt nicht nur für die fliegenden Händler, sondern auch für andere halbseidene Vertreter, die da sind: asiatische Massage- Damen, Obstverkäufer am Strand, „Tiqueteros”, die die Urlauber in bestimmte Lokale schleppen wollen, ganz zu schweigen von den farbigen Prostituierten, die in denAbend- undNachtstunden aufmarschieren.

Die Polizei versucht mit Präsenz gegenzusteuern. Diesen Sommer befinden sich 65 zusätzliche Beamte im Einsatz. Insgesamt sind es an der Playa 155, wie im Vorjahr. Eine wirksame juristische Handhabe hat die Polizei nicht. Prostitution ist in Spanien nicht illegal. Das Treiben der Hütchenspieler und Händler stellt wiederum keine Straftat, sondern nur eine Ordnungswidrigkeit dar, für die es zwar Bußgelder, aber keine Haftstrafe gibt.

Ungeachtet aller Unannehmlichkeiten hält die Polizei die Playa de Palma für eine der sichersten und bestkontrollierten Zonen in Spanien. Mord und Totschlag, schwerer Raub komme so gut wie nicht vor. Wer sich als Urlauber nicht mit Hütchenspielern und Prostituierten einlasse, habe auch nichts zu befürchten.