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Ganz oder gar nicht: Muttersein ist kein „Teilzeitjob”, sondern eine Lebensaufgabe. Dennoch müssen sich viele Mütter fragen, wie sich ihre Hauptrolle mit einer Berufstätigkeit überhaupt vereinbaren lässt: Vollzeit, Teilzeit – oder zu Hause ganz und gar für den Nachwuchs da sein?

Fragen, deren Beantwortung neben der persönlichen Wertehierarchie entscheidend auch von wirtschaftlichen Notwendigkeiten abhängt – und den individuellen Möglichkeiten, Eltern- und Berufsrolle sinnvoll mitein-ander verknüpfen zu können. Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels werden Frauen zunehmend als wichtige potenzielle „WoManpower” gesehen. Nur: Nach dem Kinderkriegen finden nur wenige Mütter zurück in eine Vollzeit. Die Frage lautet allerdings auch: Wollen das eigentlich alle Frauen? Oder ist es nicht vielmehr so, dass es immer noch viel zu wenige flexible Arbeitsmodelle gibt, die diese Doppelbelastung berücksichtigen?

Sieht ganz danach aus. Das belegt auch eine neue Studie des Allensbach-Instituts: Das Lebensmodell „Mann Vollzeit, Mutter Teilzeit” wird in Deutschland millionenfach gelebt, 37 Prozent der in einer Familienstudie Befragten scheinen diese Lösung zu bevorzugen. Während ein Fünftel das Modell „Mann arbeitet, Frau ist Mutter und Hausfrau” präferiert, findet die Variante „Hausmann – Karrierefrau” gerade mal ein Prozent Zustimmung. Nur in Notfällen, so scheint's, kann dieser Rollenmix eine akzeptable Option zu sein.

Einig sind sich Frauen und Männer, dass Beruf und Familie immer noch recht schwer zu vereinbaren sind: Rund 40 Prozent aller Väter finden, dass sie zu wenig Zeit fürs Private haben. Schuld sei vor allem natürlich der Job, und auch wenn Arbeitgeber weiterhin in der Verantwortung stehen, bei diesem Interessenskonflikt mitzuhelfen, sieht die Realität in Deutschland deutlich anders aus: Nur rund sechs Prozent der Unternehmen verfügen über eine eigene Kita. Dabei wünscht sich unterm Strich die Mehrheit der Eltern Ähnliches: Mütter Zeit für die Kinder und berufliche Selbstverwirklichung – Väter nur in umgekehrter Reihenfolge.

Auch die MM-Umfrage unter Müttern auf Mallorca zeigt: Zeit für die Kids hat Priorität. Obwohl der Staat hier – im Gegensatz zu Deutschland – nur in Härtefällen finanziell unterstützt, greift hier die generationsübergreifende gegenseitige Hilfe. Noch. Denn aufgrund von Krise und zunehmender Mobilität kann man sich auch in Spanien nicht mehr wie einst allein auf „family-support” verlassen, Familienplanung wird auch hier immer mehr zum „Finanzierungsmodell”.

Wo deutsche Mütter wie auf Mallorca nicht auf die eigene Familie zurückgreifen können, ersetzt ein soziales Netz diese Aufgabe. „Hauptsache, eine liebevolle Betreuung“, bestätigt Psychologin Dr. Coletta Damm, die seit vielen Jahren auf der Insel lebt. In Deutschland hätten Mütter, die in den ersten drei Lebensjahren des Kindes wieder arbeiten, ja oft ein schlechtes Gewissen. In Frankreich wie in Spanien sei das anders: „Studien zeigen, dass Kinder sich auch bei früher Fremdbetreuung positiv entwickeln und vor allem gute Sozialkontakte lernen.“ Die frühe Betreuung außer Haus habe in Spanien noch einen weiteren Vorteil: „Das Kind, das zu Hause Deutsch lernt, kann spielerisch in die Landessprache einsteigen.“

Für junge berufstätige Mütter, so Dr. Damm, wirke die gelassene spanische Einstellung und Solidarität entlastend: „Ein schlechtes Gewissen wirkt sich immer negativ auf die Mutter-Kind-Beziehung aus.“ Entspannte Mütter und Väter, die ihre Lebenssituation so akzeptieren wie sie gerade ist, seien das Beste für ihre Kinder.

Wie Christina Seng, vollberufstätige Mutter aus Bonanova. Ihr Sohn Nicolás ist drei, und wenn sie ihn abends nach einem Acht-Stunden-Tag endlich wieder in die Arme nehmen kann, sei alle Müdigkeit verflogen: „Dann weiß ich, dass es sich lohnt.”