Elke Wilhelm (43) lebt seit 22 Jahren auf Mallorca, arbeitet als Erzieherin in Santa Ponça. Sie stammt aus Groß-Gerau, ist verheiratet und hat zwei Kinder.

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Das hat vor ihr noch kein deutscher Staatsbürger geschafft: Elke Wilhelm sitzt als erste Deutsche in einem mallorquinischen Gemeinderat. Als Nachrückerin wurde sie am Samstag als Gemeinderätin von Calvià vereidigt. Auf Listenplatz zwölf hatte sie bei der Lokalwahl für die Sozialisten (PSOE) kandidiert, die elf Sitze gewann. Da eine der Kandidatinnen vor ihr kurzfristig zurückzog, sprang ElkeWilhelm ein.

„Dass ich die erste Deutsche in einem mallorquinischen Gemeinderat bin, wusste ich gar nicht”, sagt die 43-Jährige. „Das zeigt, dass das Zusammenleben funktionieren kann.” Elke Wilhelm wirkt wie ein Paradebeispiel gelungener Integration. Mehr als die Hälfte ihres Lebens hat sie nun schon auf der Insel verbracht, ist mit einem kubanischstämmigen Spanier verheiratet, spricht dementsprechend nahezu perfekt Castellano und engagiert sich nun sogar in der Lokalpolitik. „Als ich nach Mallorca kam, habe ich mich sofort integriert”, sagt sie. „Ich bin hier längst zu Hause, mich kennt hier im Ort jeder.”

Auch Calviàs Sozialisten sehen in Elke Wilhelm mehr als nur eine Quoten-Deutsche. „Wir waren davon ausgegangen, dass sie direkt in den Gemeinderat einzieht”, sagt José Alcover, PSOE-Pressesprecher in der Küstengemeinde. Dafür fehlten dann aber rund 500 Stimmen. „Wir haben sie nicht nur als Deutsche nominiert, sondern wegen ihrer Qualitäten als Kandidatin, wegen ihrer Werte und Überzeugungen”, sagt Alcover. Dabei gehört sie der Partei gar nicht an.

„Bisher nicht”, schiebt Elke Wilhelm ein. Sie ist als unabhängige Kandidatin auf der PSOE-Liste angetreten. „Im Lokalen spielen Ideologien keine allzu große Rolle”, findet sie. Ihre Aufgabe sieht Elke Wilhelm darin, die Interessen der europäischen Ausländer in der Gemeinde zu vertreten, die es dort reichlich gibt: In Calvià leben mehr als 4000 Deutsche und mehr als 5700 Briten – sie stellen rund 20 Prozent der Bevölkerung.

Kein Wunder also, dass in Calvià nun nicht nur zum ersten Mal in Mallorcas Geschichte eine Deutsche im Gemeinderat sitzt, sondern bereits 2003 auch die erste Ausländerin überhaupt ein Mandat errang: die Schottin Kate Mentink.

Elke Wilhelm wird jedoch nur begrenzten Spielraumhaben: Die konservative PP hat im Gemeinderat die absolute Mehrheit, auf die Sozialisten wartet Oppositionsarbeit. „Wir müssen Druck machen”, sagt Wilhelm, „damit die Gemeindeverwaltung schneller und besser arbeitet.”

Als Ratsmitglied kann sie Anfragen an die Dezernenten sowie Anträge stellen. Diese Möglichkeiten will sie nutzen, um Vorschläge oder Kritik ausländischer Bewohner weiterzugeben, wie sie sagt. Wie das klappen soll, muss sich erst noch zeigen. Denn ihre Arbeit als Erzieherin gibt Elke Wilhelm nicht auf: Vollzeitpolitiker sind Calviàs Gemeinderäte nicht, auch wenn ihnen ein kleines Gehalt zusteht. Schon an diesem Freitag steht die erste Ratssitzung an. Bis dahin ist dann vielleicht auch der Schreibfehler auf Elke Wilhelms Namensschild verbessert. Bei ihrer Amtseinführung fehlte dort noch ein „L”.