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, 16. Juni – Dienstagabend, kurz nach halb sieben im legendären „Bierkönig” an der Playa de Palma. Eine 22-Jährige steht auf dem kleinen Podest, auf dem einige der sogenannten „Mallorca-Stars” tagein tagaus auftreten. Sie strahlt. Rund 800 Urlauber feiern Anna-Maria Zimmermann. Jetzt gibt's Autogramme. Rund eine Stunde lang schreibt die Sängerin ihren Namen. Und lässt sich genauso oft mit den Fans fotografieren.

Alltag für eine, die in der Szene einen Namen hat. Für Anna-Maria war es aber das Comeback. „Ich hatte schon etwas Schiss”, räumt sie später im Gespräch mit MM ein. „Es war ein bisschen so wie das erste Mal Anna-Maria auf Mallorca.” Denn sie absolvierte erst ihren insgesamt dritten Live-Auftritt nach dem Unfall, der nicht nur Schlagerfans schockte.

Rückblende: Anna-Maria Zimmermann stürzte im Oktober 2010 mit dem Hubschrauber ab. Sie war auf dem Weg zu einer Diskotheken-Veranstaltung in der Nähe von Paderborn, wo „Ballermann-Awards” verliehen werden sollten. Bei der Landung ging was schief. Ungebremster freier Fall. Anna-Maria erlitt lebensgefährliche innere Verletzungen und diverse Knochenbrüche, lag im Koma. Viele Operationen, der Kampf um das Leben der jungen Frau, die 2006 Finalistin der RTL-Show „Deutschland sucht den Superstar” gewesen war, bleibt wochenlang Thema in deutschen Medien.

Anna-Maria ist stark. Sie kommt durch – wird aber ihr Leben lang mit den Folgen des Unfalls klarkommen müssen. Ihr linker Arm ist gelähmt. „Der kann nix, der hängt”, bringt sie die Situation auf den Punkt. Nervengeflechtslähmung nennt das der Fachmann, wenn er auf eine lateinische Bezeichnung verzichtet. Es werden noch weitere Operationen folgen. Ziel: „Dass ich wieder greifen kann. Mal ‘ne Cola-Dose halten und zum Mund führen. Oder mal ein Messer in die Hand nehmen. Ich wäre mit wenig zufrieden, schon wenn der Arm nicht mehr hängen würde.”

Andere Gesundheitsschäden blieben nicht zurück. Aber „viele, viele, viele Narben”. 17 sind es, und da zählt Anna-Maria die vielen kleinen noch nicht mal mit. Eine besonders große Narbe auf dem Rücken. Eine große auf dem linken Arm. Die konnte jeder sehen, der die Sängerin in dieser Woche an der Playa erlebte. Man hätte die Narbe auch durch lange Ärmel verdecken können. „Ich bin 22 Jahre alt. Soll ich jetzt keine T-Shirts mehr anziehen? Oder soll ich jetzt keine Bikinis mehr tragen? Damit mache ich mir das Leben nur schwerer. Oder überschminken? Dann bin ich ja nur noch am Schminken. Nee”, meint Anna-Maria. Vorteil: Im hübschen Gesicht ist nichts vom Unfall übrig geblieben.

Auf der Intensivstation war sie felsenfest überzeugt: Mit einem gelähmten Arm will Anna-Maria nie wieder auf eine Bühne. Die Ärzte sagten, sie wird sich an die Situation gewöhnen. Anna-Maria glaubte nicht, dass das Leben mit dem kaputten Arm jemals normaler Alltag werden könnte. „Ich wollte das nicht. Aber so ist es gekommen.”

Jetzt tritt sie doch wieder auf. „Ich glaube, dass alle Menschen, die sehen, wie ich strahle, merken, dass ich da richtig Bock drauf habe. Ich brauche das.” Nach außen ist Anna-Maria ein starkes Mädel. Doch sie räumt ein, dass es natürlich auch die anderen Momente gibt, in denen sie mit dem Schicksal hadert. Dann fließen schon mal Tränen. „Ich habe mich schon oft gefragt: warum ich? Warum jetzt? Meine Mama sagt: Auf diese Fragen wirst du nie eine Antwort bekommen. Es sollte so sein.”

Bei dem Unfall soll es sich um einen Pilotenfehler gehandelt haben. Juristisch ist das Ganze noch nicht ausgestanden, ein Prozess findet Anfang Juli statt. Würde Anna-Maria heute wieder in einen Hubschrauber steigen? „Nee. Mich kriegt auch keiner mehr in ein kleines Flugzeug rein.” Mit den großen Fliegern, die Mallorca ansteuern, hat sie keine Probleme. Es wird voraussichtlich auch in diesem Sommer nahezu jede Woche einen Auftritt auf der Insel geben.

Und dann hofft das „starke Mädel” noch, dass ihr neuer Song zum Hit wird. Obwohl die Urlauber das Lied noch gar nicht kannten, sangen sie am Dienstag „100.000 leuchtende Sterne” sofort begeistert mit ...