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, 8. September – Diesmal endet die Reise in Vilafranca. Gerade einmal 40 Kilometer von Palma entfernt haben die Mitglieder des mallorquinischen Wohnmobilclubs an diesem Wochenende ihr Lager aufgeschlagen. Mehr als ein Dutzend der rollenden Ferienhäuser stehen um den Platz in dem für seine Melonen berühmten Dorf. Davor: Klapptische, Klappstühle, spielende Kinder und die gesamte Führungsriege des Klubs.

„Wir alle haben ein Ziel: Rauskommen, unsere Freizeit genießen und in der Natur sein”, sagt Lluís Borràs, Vorsitzender des Wohnmobilklubs. Rund 300 Mitglieder habe der Verein, vom Arbeitslosen bis zum Arzt seien alle Bevölkerungsgruppen vertreten. Für die gebürtige Schweizerin Marie-Claire Depraz, Schatzmeisterin des Klubs, geht es um eines: „Es ist die Freiheit.”

Uwe Carlos Riek, der aus Bonn stammt, aber seit 43 Jahren auf Mallorca lebt, war früher abenteuerlich mit Motorrad und Zelt unterwegs. Der Geist ist geblieben, das Gefährt ist ein anderes: „Man wird ja nicht jünger”, sagt er. „Im Wohnmobil ist es bequemer.” Zum Beweis macht er eine Klappe auf, hinter der sich die Heizung seines Wohnmobils verbirgt. „Zehn Minuten und es ist warm.” Den gesamten Strom, den er verbraucht, liefert eine Solaranlage auf dem Dach. Auch die Funktionsweise der chemischen Toilette führt er bereitwillig vor – inklusive Geruchstest: „Riecht überhaupt nicht”, sagt er.

Es könnte so schön sein, das Leben der motorisierten Naturfreunde. Wären da nicht die vielfältigen Schwierigkeiten, mit denen sie konfrontiert sind. Denn wildes Campen ist in ganz Spanien verboten. Das wäre kein allzu großes Problem, allerdings gibt es auf der Insel keinen einzigen offiziellen Campingplatz, auf dem man Wohnmobile abstellen kann. „Die Hotellobby hat das zu verhindern gewusst”, heißt es hinter vorgehaltener Hand. Es bestehe schlicht kein Interesse daran, diese Art von Tourismus zu fördern.

Und so bleibt den Wohnmobilbesitzern meist nichts anderes übrig, als mit öffentlichen Parkplätzen vorliebzunehmen. Denn parken dürfen Wohnmobile und Wohnwagen in Spanien genauso wie jedes Auto. Selbst übernachten ist erlaubt. Verboten ist alles, was nach Camping aussieht: Fenster aufmachen, Tische aufstellen, Markise ausfahren oder gar den Grill anschmeißen. Wer das tut, riskiert ein Bußgeld.

Manche Gemeinden auf Mallorca haben sogar eigens Parkverbotsschilder für Wohnmobile aufstellen lassen – obwohl es solche Verkehrszeichen laut Verkehrsbehörde gar nicht gibt. „Das Problem ist, dass in Spanien viele immer noch Vorurteile haben, wenn irgendwo ein Wohnmobil auftaucht”, sagt Riek. „Dann heißt es: Da kommen die Zigeuner.”

Nicht so in Vilafranca. Anlässlich des Melonenfestes hatte der Bürgermeister höchstpersönlich gestattet, die Wohnmobile im Ort aufzustellen. Allmählich scheinen sich die Berührungsängste aufzulösen. Bis dahin verlassen viele der Wohnmobilbesitzer ein-, zweimal im Jahr die Insel und genießen dann die unbegrenzte Freiheit. Dank einer Übereinkunft mit der Fährgesellschaft bekommen Vereinsmitglieder die Überfahrt statt für 1000 schon für 350 Euro. Große Reisen aber sind für Mallorcas Freigeister auf vier Rädern die Ausnahme: Meist endet die große weite Welt schon im Nachbardorf.