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Die Umweltschutzorganisation Greenpeace hat in der vergangenen Woche eine umfassende Studie zur Zukunft der Stromproduktion in Spanien veröffentlicht und in Palma im Rahmen einer Podiumsdiskussion präsentiert. Die Forderung: Bis zum Jahr 2050 soll der komplette Strombedarf durch erneuerbare Energien gedeckt werden.

"Wir sehen uns der zwingenden Notwendigkeit gegenüber, einen Ausweg aus der Situation zu finden, in die uns der Klimawandel führt", sagte José Luis García, der die 700 Seiten dicke Studie verfasst hat (im Internet zu finden: revo lucionenergetica.es ). Bereits 2007 habe Greenpeace ein erstes Modell vorgelegt, das den Weg zur Stromversorgung aufzeige, die zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien stamme. "Ob wir das Ziel bis 2050 erreichen können, hängt davon ab, was wir heute tun."

Keine detaillierte Aussagen trifft die Studie zum Fall der Balearen. Sie ist auf Festlandspanien begrenzt, da Mallorca und Menorca sowie Ibiza und Formentera zwei eigenständige Stromnetze sind. Man hätte jeweils eine eigene Studie anfertigen müssen. García rief die Balearen-Regierung dazu auf, die Greenpeace-Studie auf die regionalen Besonderheiten zu übertragen. "Warum muss Greenpeace solche Studien machen?", fragte García bei der Veranstaltung in der Handelskammer in Palma. "Wäre das nicht vielmehr Aufgabe der Politik?"

Tatsächlich tut sich die Balearen-Regierung schwer mit dem Thema erneuerbare Energien: Die Region hinkt der Entwicklung in Spanien weit hinterher. Während im ganzen Land bereits mehr als 30 Prozent des Strombedarfs aus erneuerbaren Energien gedeckt werden, sind es auf den Inseln weniger als zwei Prozent.

Dabei gilt für die Balearen ebenso, was für ganz Spanien gilt: Der gesamte Energie-Bedarf könnte problemlos durch Wind und Sonne gedeckt werden. Das hat eine Studie ergeben, die das balearische Energieministerium in der vergangenen Legislaturperiode in Auftrag gegeben hatte.

Jaime Ochogavía, aktueller Generaldirektor für Energie der Balearen-Regierung und bei der Podiumsdiskussion ebenfalls anwesend, verweist jedoch auf regionale Besonderheiten. Wegen des Tourismus könne man nicht ganze Landstriche mit Windrädern zubauen. "Obwohl sich die Wahrnehmung bereits ändert. Andalusien etwa wird auch mit Bildern von seinen Windparks als modernes Reiseziel beworben", so Ochogavía.

Greenpeace-Experte García bestreitet, dass Mallorca in Sachen erneuerbare Energien eine Sonderrolle habe. "Natürlich kann man bestimmte Gegenden unter Schutz stellen, in denen keine Windräder stehen dürfen." Insgesamt aber brauche man sich keine Illusionen machen: Die verstärkte Nutzung erneuerbarer Energien werde man sehen. "Die Stromfabrik in Alcúdia aber sieht man auch. Da beschwert sich niemand", so García. "Wegen ein paar Windrädern wird kein Urlauber wegbleiben."

Der Vertriebschef des Stromversorgers Endesa auf den Balearen, Ernesto Bonnín, betonte, dass es aus Sicht der Netzbetreiber auf den Inseln keine Grenzen für die Nutzung erneuerbarer Energien gebe. Die entsprechende Infrastruktur sei vorhanden. "Problematisch ist eher die starke Regulierung des Energiesektors in Spanien." Tatsächlich gibt es eine Reihe struktureller Hemmnisse.

So ist es weiterhin nur in Ausnahmefällen möglich, mit einer Solaranlage auf dem eigenen Hausdach produzierten Strom selbst zu verbrauchen. Dieser darf nur ins Stromnetz eingespeist werden. Ein Gesetz, das diese Einschränkung beseitigt, ist noch immer nicht verabschiedet.