Sinnlich und besinnlich: Sonja Kirchberger. | Foto: Jan Kohlrusch / jankohlrusch.com

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RTL zeigt am Donnerstag, 27. Dezember, um 20.15 Uhr den Krimi „Der Ballermann – Ein Bulle auf Mallorca". Eine der Hauptrollen spielt Sonja Kirchberger. Sie konnte in diesem Jahr endlich mal wieder vor der eigenen Haustür drehen. Das geschieht bald vielleicht noch öfter. Denn bei Erfolg des Films soll es eine „Ballermann"-Serie geben. MM traf die Schauspielerin in Palma zum Interview.

Mallorca Magazin: Was erwartet den TV-Zuschauer am Donnerstagabend?

Sonja Kirchberger: Ich würde es einen Popcorn-Action-Movie nennen. Popcorn, weil es dem Comic nahe ist. Leicht überzeichnet in den Farben und in der Spielweise. Die Figuren nehmen sich nicht so ernst. Auch wenn es Explosionen gibt oder ich mit einem 5000-Volt-Elektroschocker über Mallorca laufe – es bleibt immer eine gewisse Leichtigkeit.

MM: Die Figur, die Sie verkörpern, heißt „Der Boss". Beschreiben Sie doch mal die Rolle.

Kirchberger: Der Boss befindet sich zwischen Unschuld und Schuld. Sie ist als Frau sehr kräftig, überrascht und überzeugt am Ende. Sie ist die mächtigste Frau Mallorcas. Schön, mal eine solche Rolle spielen zu dürfen.

MM: RTL macht keinen Hehl daraus, dass es durchaus Ähnlichkeiten zu „Magnum" gibt. Auf den Spuren dieser US-Serie wollte man vor ein paar Jahren schon einmal wandeln. Damals hieß das im ZDF „Denninger" ...

Kirchberger: Ja, ich habe selber mitgespielt. Für mich ist diese Serie aber zu Recht nicht angekommen. Die Drehbücher waren gut, aber die Umsetzung war nicht mutig genug. RTL und die Produktionsfirma Action Concept haben dagegen genügend Erfahrung, so etwas richtig umzusetzen. In welchen TV-Produktionen dürfen Frauen, die gut aussehen, im Designerkleid Männer zum Schweigen bringen? Wenn man etwas überzeichnet, dann muss man konsequent bleiben. Das ist bei „Der Ballermann" gelungen.

MM: Sind Sie sich sicher, dass „Der Ballermann" nach dem Pilotfilm zu Serie wird?

Kirchberger: Nein, das kann ich nicht sein. Von der Qualität her bin ich absolut überzeugt. Aber die Quote gibt den Ausschlag. Das ist nun mal so.

MM: In welchem zeitlichen Rahmen fällt die Entscheidung über die Zukunft des Projekts?

Kirchberger: Wenn die Quote stimmt, dann setzt man sich wohl Mitte Januar zusammen.

MM: Sehen denn Mallorca-Fans in dem Pilotfilm etwas von der Insel?

Kirchberger: Ja, definitiv. An meinem ersten Drehtag musste ich mit einem Lamborghini Palmas Paseo Marítimo auf und ab fahren, gefilmt wurde aus einem Helikopter. Mein schönster erster Drehtag überhaupt. Es ist viel von der Insel wiederzuerkennen, es gibt zum Beispiel immer wieder Bilder aus der Vogelperspektive.

MM: Mit dem Titel „Der Ballermann" wird wieder das gängige Mallorca-Klischee strapaziert. Schreckt das nicht vielleicht potenzielle Zuschauer ab?

Kirchberger: Im ersten Moment war ich auch erschrocken. Aber der Titel „Ballermann" für einen Bullen, der im ganzen Film herumballert, in einem Popcorn-Action-Movie, der auf Mallorca gedreht wurde – das spricht dafür, dass RTL einen großartigen Humor hat. Mir hat das Wort Ballermann noch in keinem Zusammenhang gefallen. Hier passt es allerdings fantastisch.

MM: Kennen Sie eigentlich den echten Ballermann an der Playa de Palma?

Kirchberger: Ich war noch nie dort, bin nur mal im Winter vorbeigeradelt. Ich finde dieses Phänomen auch traurig und verstehe nicht, dass Menschen auf die Insel kommen, um eine Woche betrunken zu sein. Mallorca bietet so viel Schönes, das man mit betrunkenem Kopf gar nicht sehen kann. Das finde ich sehr schade.

MM: Im deutschen Fernsehen wird aber immer noch oft ein Schwerpunkt darauf gelegt.

Kirchberger: Das stimmt. Es wird häufig versucht, Mallorca als Putzfrauen- oder Ballermann-Insel darzustellen. Das gelingt aber inzwischen immer weniger. Allein schon die Stadt Palma hat sich in den zwölf Jahren, die ich jetzt hier bin, so sehr verändert. Es werden tolle Hotels eröffnet in Gegenden, in denen das früher undenkbar gewesen wäre. Palma ist für mich schon immer eine der schönsten Städte gewesen, eine schlafende Schönheit. Am liebsten bin ich im Winter hier. Es riecht anders, es sind weniger Leute da, die Temperaturen gefallen mir besser als im Hochsommer.

MM: Wer auf Ihrer Homepage stöbert, der entdeckt, dass Sie im zu Ende gehenden Jahr in elf verschiedenen Kino- oder TV-Produktionen mitgespielt haben. Das ist richtig viel, Kompliment. Wie erklären Sie sich, dass Sie so gefragt sind?

Kirchberger: Ich glaube, manche Sachen sollte man nicht hinterfragen, sondern einfach annehmen und genießen.

MM: Aber irgendeinen Grund muss es doch geben ...

Kirchberger: Mir war es immer wichtig, in verschiedenen Formaten zu spielen. Ich habe immer versucht, mich freizustrampeln von irgendwelchen Schubladen. Und ich gehöre nicht zu den Kollegen, die sagen, dass sie in bestimmten Formaten nicht stattfinden wollen. Ich bin Schauspielerin, in mir steckt ganz bestimmt ein Künstlerherz. Aber ich sehe mich auch als Dienstleister. Ich kann nicht bei jeder Rolle immer gleichgroßen Spaß haben. Das geht nicht. Aber ich gebe immer mein Bestes. Und ich stehe zu allem, was ich drehe.

MM: Sie leben schon recht lange in Palma. Vor ein paar Monaten war in deutschen Medien zu lesen „Sonja Kirchberger verlässt Mallorca". Ist das tatsächlich so?

Kirchberger: Ich habe niemals gesagt, dass ich Mallorca verlasse. Vielleicht liest sich das einfach schöner.

MM: Das heißt, irgendeinen Hintergrund müssen die Meldungen doch gehabt haben.

Kirchberger: Ich habe seit diesem Jahr ein Zuhause in Berlin und ein Zuhause auf Mallorca. Diese Brücke Berlin-Mallorca hatte ich mir schon immer gewünscht. Ich will auch, dass mein Sohn die Großstadt kennenlernt. Es ist für ein Kind toll, auf Mallorca aufzuwachsen. Aber Lee-Oscar ist jetzt 14. Es ist an der Zeit, dass er etwas von der Welt sieht. Das finde ich sehr wichtig. Nur Meer, Sand und Sonne – das ist auf die Dauer zu wenig.

MM: Sie und Lee-Oscar wollen also zwischen Berlin und Mallorca hin- und herpendeln?

Kirchberger: Genau. Berlin kommt sozusagen obendrauf. Berlin ist für mich im Moment Hauptstadt der Welt. Berlin brennt. Ich will Improvisation und Experimente haben in meinem Leben. Sowohl privat als auch beruflich. Ich möchte nicht nur auf Nummer sicher gehen. Das würde mein Leben wahnsinnig langweilig machen. Und Langeweile ertrage ich überhaupt nicht. Stillstand schon gar nicht.

MM: Eben fiel das Stichwort „privat". In Ihrem Leben hat sich ja auch der „Beziehungsstatus" geändert. Sie und Ihr langjähriger Lebensgefährte Jochen Nickel haben sich getrennt, er lebt jetzt in Berlin.

Kirchberger: Ja, das stimmt. Aber es ist eigentlich nicht viel anders geworden. Jochen und ich sind allerbeste Freunde. Das Einzige, was sich geändert hat, ist, dass Jochen und ich nicht mehr Mann und Frau sind ... Also ich meine, ich bin schon noch eine Frau und Jochen ist noch ein Mann, aber ...

MM: Schon verstanden. In einem Interview haben Sie gesagt, dass Sie momentan Ihr Single-Dasein sehr genießen. Ist das tatsächlich so?

Kirchberger: Ja, das stimmt wirklich.

MM: Was ist denn anders als in einer Beziehung?

Kirchberger: Man darf sich so oft widersprechen, wie man will. Man darf Zeit vergeuden, weil es sich nur um die eigene Zeit handelt. In einer Partnerschaft ist das unfair. Alleine muss man sich nicht festlegen, kann alles in letzter Sekunde entscheiden, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben.

MM: Kommen die Männer jetzt anders auf Sie zu, weil sie wissen, dass Sonja Kirchberger solo ist? Wird gebalzt?

Kirchberger: Natürlich zeigen Männer Interesse. Das ist auch gut so. Wenn es nicht so wäre, würde ich ja verzweifeln.

MM: Aber Sie sind nicht auf der Suche?

Kirchberger: Ganz klar – nein! Wenn Amor mich trifft, dann werde ich mich nicht dagegen wehren. Das geht auch gar nicht. Ich bin zurzeit das erste Mal richtig Single, seit einem Jahr. Es war ein fantastisches Jahr. Und ich möchte gerne, dass es noch einige Zeit so weitergeht. Amor darf sich bei mir gerne noch etwas zurückhalten.

MM: Viele Menschen knüpfen heutzutage Kontakte über soziale Netzwerke im Internet oder pflegen dort Freundschaften. Gehören Sie auch dazu?

Kirchberger: In Zeiten, in denen ich viel unterwegs bin, reise, in Hotels lebe, liebe ich diese virtuelle Nähe zu meinen Freunden auf Facebook. Wenn ich aber hier bin, dann mache ich auf Facebook sehr, sehr wenig. Dann habe ich meine Freunde lieber direkt vor den Augen.

MM: Jetzt das Interview auf Mallorca, Weihnachten in Wien – den Jahreswechsel wollen Sie aber in Palma feiern, oder?

Kirchberger: Ja, wir machen eine große Privatparty mit der ganzen Familie und vielen Freunden.

MM: Gehört Sonja Kirchberger zu den Menschen, die sich gute Vorsätze fürs neue Jahr überlegen?

Kirchberger: Ich lasse das alte Jahr Revue passieren und bin ganz zufrieden mit meiner Entwicklung. Ich möchte meine Zeit aber noch mehr genießen. Und ich möchte noch weniger Dinge tun, die ich nur mache, um anderen zu gefallen. Mein Wunsch ist, meine Entscheidungen noch freier zu fällen.