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Den Ekel, den viele Menschen schon beim Gedanken an den Verzehr von "caballo lechal" (Fohlen) oder "potro" (junges Pferd) empfinden, kann die mallorquinische Metzgerin Josefina Muñoz der Fleischerei "C'an Figuerola" nicht nachvollziehen: Pferdefleisch sei ein hochwertiges Produkt, besser als so manches mit Antibiotika vollgepumpte Rind oder Schwein.

In immer mehr Fertigmahlzeiten taucht derzeit nicht deklariertes Pferdefleisch auf, und Gulasch, Lasagne oder Tortellini werden von den betreffenden Handelskonzernen tonnenweise aus den Regalen genommen. Eine Gesundheitsgefahr bestehe zwar nicht, doch aufgrund von Etikettenschwindel und Verbrauchertäuschungen kündigte das Bundesgesundheitsministerium einen aufwendigen Aktionsplan und harte Strafen an.

Der Skandal, darauf verweisen Verbraucherschützer, liege dabei in der Täuschung der Konsumenten. "Pferdefleisch ist von der Zusammensetzung her ein gutes Fleisch, es hat viele Nährstoffe", so Jessica Fischer von der Verbraucherzentrale Berlin. In vielen Ländern Europas, besonders in Frankreich, Italien und Island, gelte es als Delikatesse, und auch in Deutschland bieten meist spezialisierte Rossschlachter Produkte mit dem Fleisch von Schlachtpferden an, mit 0,3 Prozent ist ihr Anteil an der gesamten Fleischerzeugung allerdings verschwindend gering.

In der Fleischerei "C'an Figuerola" in Palma wird Pferdefleisch verkauft wie in anderen "Carnicerías" Rind, Schwein oder Lamm. Schnitzel, Entrecotes, T-Bone-Steaks oder Hackfleisch liegen hier hinter dem Tresen, zu Preisen, die sich mit denen von Rindfleisch vergleichen lassen.

Die Kunden des einzigen Pferdefleischmetzgers auf den Balearen – unter ihnen gemäß den Inhabern auch viele Deutsche - kommen laut Josefina von der ganzen Insel. "Sie wissen, dass unser Fleisch sehr hochwertig ist, reich an Eisen, Proteinen und Vitaminen, und einen vergleichsweise niedrigen Fettgehalt hat."

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Sportler würden das leicht verdauliche und bekömmliche Fleisch ebenso schätzen wie Menschen, die aufgrund von Krankheiten Probleme mit dem Magen hätten. Auch Lebensmittelketten wie El Corte Inglés oder Carrefour haben regelmäßig "potro" im Angebot.

Vor 57 Jahren gründete Josefinas Schwiegervater Bartolomé Figuerola sein erstes Geschäft in Palma, im Laufe der folgenden Jahre eröffnete er fünf weitere Filialen auf Mallorca. Heute ist nur der Laden nahe des Marktes "Pere Garau" übrig geblieben, den Josefina zusammen mit dem Sohn des Gründers, Bartolomé Figuerola Vives, führt.

 "Früher mussten wir Fleisch vom Festland importieren, heute kommt alles aus unserer eigenen Produktion", erzählt die Fleischerin. Auf ihrer Finca bei Campos züchtet die Familie Pferde, einen Teil zur Schlachtung, andere als Nutztiere. Sorge um die Zukunft ihres Familienbetriebes haben die Figuerolas nicht. "Wir bieten erstklassige Ware, das wissen unsere Kunden."

INFO

Die Metzgerei befindet sich im Carrer Gabriel Llabrès 4 in Palma, in der Nähe des Pere-Garau-Marktes.

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