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Lanz-Bashing: So lässt sich die fast mediale Hysterie um das Mallorca-Special von "Wetten, dass ..?" am Wochenende aus der Stierkampfarena in Palma zusammenfassen. Ganz klar: Das war keine Sternstunde deutscher TV-Unterhaltung - da konnte der nachtblaue Himmel über dem Coliseo noch so schön funkeln.

Der Moderator kam seltsam unmotiviert rüber - trotz wiederholt bekundeter Begeisterung mit auffällig gleichklingendem Vokabular: "Irrsinnig" freut er sich da wieder mal auf die nächste ("Wahnsinns"-)Wette, die garantiert auch "sensationell" wird. Die Couch-Gäste befragt er mit ähnlichen Phrasen aus der Textkonserve: "Stimmt es, dass du mal gesagt hast ...?" - wenn er sie nicht gerade ermuntert ihr T-Shirt zu lüften, um ihre Sixpacks (oder auch nicht) zu präsentieren.

Gegen 20.12 Uhr ist diesmal schon klar, woher der Wind weht: Nachdem ein - im Gegensatz zum Moderator höchst motivierter - "Warm-upper" dem Publikum ordentlich eingeheizt hat, kommt Lanz kurz in die Arena und bittet nach dem kräftigen Begrüßungsapplaus: "Tun Sie nachher doch so, als hätten wir uns noch nicht gesehen."

Stimmungsmache geht anders. Diese Losung setzt sich in den nächsten drei Stunden leider fort - die Show ist denn auch kurz nach 23 Uhr fast pünktlich zu Ende. Und nicht nur der Moderator scheint darüber fast erleichtert - auch das anfangs so partywillige Mallorca-Publikum erhebt sich eher "abgekühlt", wie's scheint, von den harten Steinsitzen - da ist nun mal kein Funke übergesprungen.

Zu mühsam, zu gewollt, die ganze Anstrengung um "feurige" Unterhaltung - auch wenn die Fackeln in der Arena ihr Bestes geben und die Zuschauer dabei teils fast einräuchern. Eine (verunglückte) Abkühlung der anderen Art muss Hollywood-Star Gerard Butler über sich ergehen lassen: Als er sich Eiswürfel in den Schritt schüttet - und danach den "Erlkönig" zitiert -, hat die Show einen ersten traurigen Höhepunkt erreicht.

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Dabei war die Arena - trotz teils zögerlich wirkenden Kartenverkaufs - denn doch noch gut besucht (allerdings hatte auch Air Berlin sein nicht verkauftes Ticket-Kontigent zum Schluss noch auf den Markt geworfen). Und die Wetten - trotz einiger kurzfristiger Umbesetzungen - durch die Bank recht originell: Wettkönig wird Andreas Hofer, der versprochen - und gehalten! - hat, dass er sich in 60 Sekunden an einer Feuerwehrleiter hochhangeln kann.

Auf der Couch indes herrscht Langeweile. Die Gespräche pointenlos - und in der Arena akustisch zudem oft noch schwer zu verstehen. Neben Gerard Butler sitzt Ex-Gottschalk-Assistentin Michelle Hunziker, dann Pro-Sieben-Kodderschnauze Stefan Raab, Comedian Paul Panzer sowie das TV-Trash-Ehepaar Geiss - das einmal mehr das unselige "Ballermann"-Image der Lanz-Show lautstark bekräftigt.

Die Music-Acts beeindrucken weniger durchs "Staraufgebot" als durch die Licht- und Pyro-Effekte. Überhaupt "glänzt" die Stierkampfarena mal wieder als Austragungsort mit Bilderbuch-Charme. Am Ambiente hat es sicher nicht gelegen, dass Lanz mit diesem "Wetten, dass ..?" erstmals eine Einschaltquote von unter sieben Millionen TV-Zuschauern erreicht (6,74 Millionen).

Die Quote ist allerdings nicht der Grund, dass das Mallorca-Special 2014 nun ins Wasser fällt - auch wenn es in verschiedenen Medien so dargestellt wurde: Bereits eine Woche vor der Sendung verkündete Executive Producerin Birgit Göller, dass wegen der Fußball-WM in Brasilien keine Sommersendung geplant sei.

Auch sonst zeigt man sich beim ZDF betont gelassen angesichts der allgemeinen Medienschelte. "Da gibt es sicher noch einiges zu verbessern," räumte ZDF-Programmdirektor Dr. Norbert Himmler auf MM-Anfrage lediglich ein. "Wir werden die Sommerpause intensiv nutzen, um mit allen Beteiligten an der Sendung zu arbeiten."

Doch: Auch die emotionale Heftigkeit wie Quantität der Kritik am Mallorca-Special werfen einige Fragen auf. Es geht schließlich um eine Show - nicht mehr und nicht weniger. Womöglich hat ja die Stierkampfarena das Blut einiger Medienvertreter noch ein bisschen mehr zum Kochen gebracht - als "rotes Tuch" sozusagen. Im Coliseo ist nun erst mal wieder Ruhe eingekehrt. Bis man 2015 erneut einen (anderen?) Stier bei den Hörnern packt. Oder auch nicht.