Der Unfall schockierte nicht nur die Radfahrer auf Mallorca. | Foto: V. Vasilev

TW
0

Ein Jahr und drei Monate ist der tödliche Fahrradunfall auf Mallorca her und seitdem hat Rolf D. auf keinem Fahrrad mehr gesessen. Es fällt ihm schwer, am Telefon über die Vorkommnisse des 25. März 2012 zu sprechen. Ein betrunkener Polizist außer Dienst war mit seinem Fiat Bravo, einem zivilen Dienstfahrzeug, in die kleine Radlergruppe gerast und hat D.s Frau Renate mit ihrem Rennrad von der Straße gerammt. Sie stieß gegen einen Baum und erlitt dabei tödliche Verletzungen. Der Unfallfahrer flüchtete, wurde aber noch am selben Tag festgenommen. Beim Fahrer wurde beim Bluttest ein Alkoholgehalt von 1,16 Promille im Blut festgestellt, beim Beifahrer 2,46 Promille.

Wie spanische Medien jetzt berichten, fordert die Staatsanwaltschaft für den Fahrer fünf Jahre und vier Monate Haft, für den Beifahrer wegen Fahrerflucht fünf Monate sowie hohe Geldstrafen für beide. Einen Verhandlungstermin gibt es nach Auskunft einer Gerichtssprecherin in Palma jedoch noch nicht.

Der Unfall war auf der Strecke von Arenal nach Cala Pí passiert. Der damals 69-jährige Rolf D. war mit seiner Frau (65) und einem Bekannten am letzten Urlaubstag zu einer kleinen Radtour aufgebrochen. Die Gruppe fuhr vorschriftsmäßig rechts von der Fahrbahnbegrenzung hintereinander. "Plötzlich kam ein Auto von hinten mit hoher Geschwindigkeit angeschossen und fuhr so dicht an uns vorbei, dass es den Fahrer vor mir mit dem Außenspiegel am Ellenbogen traf. Danach rammte das Fahrzeug das Fahrrad meiner Ehefrau und sie flog mit dem Rad mindestens zwei Meter in die Höhe", erzählt Rolf D. stockend. Die geschockten Radfahrer sahen, wie der Frau das Blut aus den Ohren lief. Sie hatte trotz Helm einen Schädelbruch erlitten, so heftig war der Aufprall. Noch am Unfallort verstarb sie.

Für den Ehemann begann eine harte Zeit. 45 Jahre war das Paar verheiratet gewesen, Rolf D. suchte in einer Trauergruppe der Kirchengemeinde seiner Heimatstadt Hilfe.

Auf Mallorca war er seitdem nicht mehr, er plant auch nicht, im Prozess als Nebenkläger aufzutreten. "Ich weiß nicht, ob ich das ertragen kann." Er und seine beiden Kinder haben eine Entschädigung erhalten.

Fassen kann der heute 71-Jährige den Unfall immer noch nicht. "Meine Frau ist absolut korrekt gefahren, hat sich nichts zuschulden kommen lassen", sagt er. Rolf D. möchte jetzt Frieden schließen. Er überlegt, wieder mit Freunden zum Radfahren nach Mallorca zu kommen. Radfahren ist seine große Leidenschaft und besonders mit seiner Frau hat er es genossen. Der Unfall soll nicht alles zerstören. "Es ist das Schlimmste passiert, was in einem Urlaub passieren kann. Ich dachte, das war es mit Mallorca", erzählt Rolf D.. Freunde hätten ihm aber schon geraten, wieder mit dem Radfahren anzufangen. "Vielleicht hilft mir das", hofft er.