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Vom Aussichtspunkt auf dem Weg zur Cala Torta zwischen Artà und Capdepera sieht man am Mittwochmorgen nur noch ein paar Löschhubschrauber, die Wasser auf einige Rauchschwaden abwerfen. Die Hügelkette ist mit schwarzem Ruß überzogen. Kaum zu glauben, dass es hier vor knapp zwölf Stunden noch lichterloh gebrannt hat, das Feuer bis nach Menorca zu sehen war. Erinnerungen an den verheerenden, mehrere Tage dauernden Brand von Andratx vor zwei Wochen wurden wach, aber in Artà ist man nochmal mit dem Schrecken davongekommen. "Die Einsatzkräfte haben eine fantastische Arbeit geleistet", sagt Joan Lliteras, Sprecher der Volkspartei PP von Artà.

Zugute kam den Brandbekämpfern, dass die Vegetation hauptsächlich aus Buschwerk und Piniensetzlingen bestand, nicht wie in Andratx aus dichtem Wald. "Wir haben hier etwa sieben Tonnen brennbare Masse auf einem Hektar, in Andratx waren es bis zu 200 Tonnen", erklärt ein Feuerwehrmann, der die Szenerie vom Aussichtspunkt der Cala Torta beobachtet.

Entspannung hat sich breit gemacht, vorsichtiger Optimismus wird geäußert. "Es ist jetzt ruhiger, die Situation hat sich stabilisiert", sagt Umweltminister Biel Company im provisorischen Einsatzzentrum, das im kleinen Industriegebiet vor Capdepera eingerichtet worden ist. Gemeldet wurde der Brand am 20. August gegen 22 Uhr. Aus bisher noch unbekannter Ursache war das Feuer ein Stück oberhalb der Cala Torta ausgebrochen und hat sich Richtung Capdepera vorgefressen. Insgesamt waren 140 Helfer im Einsatz, elf Flugzeuge und Helikopter, auch das Militär hatte zwei Einheiten geschickt. Die Ursachen des Feuers werden noch untersucht, bislang gibt es noch keine Erkenntnisse.

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Frank Krüger und Laura Hahne konnten das Feuer um Mitternacht von der Terrasse ihrer Wohnung in Capdepera sehen. Fasziniert und erschrocken zugleich drückte Krüger auf den Auslöser. Erst um 2.30 Uhr ging er ins Bett, als er sah, dass das Feuer nicht mehr näher kam. "Der Wind kam zum Glück aus Nordosten, so wurde das Feuer von einigen alten Mauern aufgehalten", erzählt er. Krüger fiel aber auch auf, wie nah einige Häuser am Feuer standen. Das Landhotel Sa Duaia, so heißt auch die Zone, in der das Feuer ausbrach, befand sich keine 100 Meter entfernt vom Brandherd. Dessen Gäste wurden in Eigeninitiative in ein anderes Hotel gebracht. Die Nacht von Mittwoch auf Donnerstag hätten sie aber wieder in Sa Duaia verbracht, sagt eine Mitarbeiterin.

Die Rettungskräfte holten vorsorglich 180 Menschen aus ihren Häusern, die bis Mittwoch bereits alle wieder zurückkehren konnten. Dabei handelte es sich fast ausschließlich um Anwohner von Artà und Umgebung, die in ihren Sommerhäusern waren und somit in ihre Wohnungen in den Gemeinden zurückkehren konnten. Touristen waren nach Angaben der Helfer nicht betroffen. "Wäre das Feuer Richtung der benachbarten Cala Mesquida gezogen, wären Hotels in Gefahr gewesen, das ist zum Glück nicht passiert", sagt Elena Ruiz vom Umweltministerium. Für den Fall war im Sportzentrum von Capdepera ein provisorisches Nachtlager eingerichtet worden, benutzen musste es niemand.

Die vorläufige Bilanz: 480 Hektar sind verbrannt, am Mittwochabend meldete das balearische Umweltinstitut Ibanat, dass das Feuer "stabil" und zu 85 Prozent unter Kontrolle gebracht worden sei.

In demselben Gebiet von Sa Duaia hatte es im Oktober 1999 einen Brand gegeben, der aber verheerender verlief. Damals zog das Feuer bis nach Capdepera und vernichtete insgesamt 700 Hektar Wald. Die Jungbäume, die jetzt verbrannt sind, wurden zum Teil damals gepflanzt. Aber auch aufgrund des spärlichen Baumbewuchses ist der Brand dieses Mal glimpflicher ausgegangen.