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Wer den Zustand der mallorquinischen Küste beurteilen will, der sollte sich aufs Wasser begeben. Nur von dort bekommt man einen Eindruck, wie weit die Bebauung der ersten Küstenlinie in den zurückliegenden Jahrzehnten fortgeschritten ist. Wer an Land sitzt, vielleicht auf einer sonnigen Terrasse, ein kühles Getränk bei sich hat und den Blick weithin übers offene Meer schweifen lässt, dem bleibt der Anblick von Betonklötzen und Bettenburgen schließlich erspart.

Der italienische Umweltaktivist Giacomo De Stefano hat sich die Insel vom Meer aus angesehen – und zwar gründlich: Er ist in den zurückliegenden Wochen mit seinem Boot einmal um ganz Mallorca herum gesegelt. Sein Eindruck ist also noch ganz frisch, das Urteil fällt ernüchternd aus. „Ich habe jetzt 360 Kilometer zurückgelegt“, sagte De Stefano am Freitag vergangener Woche. „Ein Großteil der ersten Meereslinie ist schwer verschandelt.“

Mallorcas Küste ist fast 800 Kilometer lang – und entsprechend vielfältig. Die Landschaft reicht von der Tramuntana im Westen mit ihren hohen Gipfeln, felsigen Schluchten und steinigen Calas, über die flachen, weitläufigen Buchten von Pollença, Alcúdia oder Palma, über die zerklüftete Ostküste mit ihren unendlich vielen kleinen Badebuchten bis hin zur schroffen Steilküste im Süden.

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„Alles in allem ist Mallorcas Küste sehr bebaut“, sagt De Stefano. „Die schlimmsten Beispiele sind sicher Calvià und Andratx. Das ist das totale Desaster.“ Aber auch an der Ostküste reihe sich eine Bausünde an die nächste. „Die Probleme entstehen dort, wo es Strände oder Buchten gibt. Zum Teil hast du alle fünf Seemeilen eine schreckliche Urbanisation. Zum Teil ist hier wirklich Barbarisches geschehen.“ Calas de Mallorca etwa zählt er dazu.

De Stefano hat seine Inselumrundung nicht in erster Linie deshalb unternommen, um sich einen Eindruck von Mallorcas Küstenbebauung zu machen. Es geht ihm darum, ganz allgemein auf die Umweltprobleme der Insel aufmerksam zu machen. Mehr als einmal kam er dann jedoch aus dem Staunen kaum noch heraus, angesichts der Bausünden an Land. „Ich spüre dabei vor allem Schmerz“, sagt er. „Da war niemand, der dieser Verschandelung Einhalt geboten hätte. Und das Schlimme ist: Es gibt keinen Weg zurück.“

Vor zehn Jahren habe er die Insel zum ersten Mal besucht. Schon damals sei ihm die Bebauung weiter Teil der Küste negativ aufgefallen. Seitdem sei er mehrmals auf Mallorca gewesen und habe immer wieder festgestellt: „Es wird von Jahr zu Jahr schlimmer. In Sóller zum Beispiel dachte ich, dass die Grenze des Erträglichen längst erreicht sei. Aber es entstehen immer noch weitere Bauwerke.“ Ohne jeden Respekt gegenüber traditionellen Bauweisen, heimischen Materialien und natürlichen Gegebenheiten sei auf Mallorca vielerorts gebaut worden. „Das meiste ist schlicht und einfach architektonischer Müll.“

Und dennoch: Dass es auf der Insel nach wie vor fast unberührte Küstenabschnitte gibt, ist De Stefano ebenfalls nicht entgangen. „Die Tramuntana ist schlicht überwältigend“, sagt er. „Deià und Banyalbufar – das sind Beispiele dafür, wie man respektvoll mit den natürlichen Gegebenheiten umgeht.“ Auch die Levante-Halbinsel bei Artà sei weitgehend unberührt.

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