Feuerwerk zum Jahreswechsel. | Foto: Miquel Àngel Cañellas

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Ob ein Jahr wichtige Neuerungen, eine bedeutende Wende oder grundlegende Veränderungen gebracht hat, steht meist erst im Nachhinein fest. Im Hinblick auf das Jahr 2015 kann man aber schon jetzt getrost prognostizieren: Das Jahr wird richtungsweisend - und zwar nicht nur für Mallorca, sondern für ganz Spanien.

Das liegt vor allem daran, dass im neuen Jahr Wahlen auf allen Ebenen stattfinden. Am 24. Mai wählen die Balearenbürger nicht nur neue Stadt- und Gemeinderäte, sie wählen auch neue Inselräte und ein neues Balearen-Parlament. Schon jetzt steht fest, dass Palma einen neuen Bürgermeister bekommen wird: Der aktuelle Amtsinhaber, Mateo Isern, wird auf Druck seiner eigenen Partei (Partido Popular, PP) nicht wieder kandidieren. Ihn ersetzt die bisherige Parlamentspräsidentin Margalida Durán. Für die Sozialisten geht das bisherige Ratsmitglied José Hila ins Rennen. Auch in weiteren Inselgemeinden dürfte es zum Wechsel im Bürgermeisteramt kommen.

Bedeutender als die Kommunalwahl und die Wahl der Inselräte ist zweifellos die Regionalwahl, die auf den Balearen ebenso wie in 14 anderen spanischen Regionen auch am 24. Mai stattfindet. Im Balearen-Parlament hat die konservative PP derzeit die absolute Mehrheit, was dazu geführt hat, dass Ministerpräsident José Ramón Bauzá in den zurückliegenden vier Jahren nicht auf Kompromisse angewiesen war und sein Programm selbstbestimmt umsetzen konnte. Der Preis dafür: Die Spannungen in der mallorquinischen Gesellschaft haben spürbar zugenommen. Scharfe Kritik der Opposition und gesellschaftlicher Gruppierungen rief nicht nur Bauzás strenger Führungsstil hervor, sondern auch der umstrittene Sparkurs, die Sprach-, Bildungs- und Umweltpolitik der Balearen-Regierung.

Spätestens am 20. Dezember 2015 steht dann auch noch die Wahl eines neuen spanischen Parlaments auf dem Programm. Es gilt als sicher, dass Mariano Rajoy erneut für die PP kandidieren wird, während die Sozialisten offiziell noch keinen Spitzenkandidaten benannt haben.

Wie sich das politische Szenario auf Mallorca und in Spanien ändern wird, hängt in erster Linie davon ab, wie die neugegründete Partei Podemos abschneidet, die sich anschickt, die spanische Parteienlandschaft umzukrempeln. Umfragen zufolge wird die Partei das etablierte System - bestehend aus den beiden großen Volksparteien PP und PSOE sowie mehreren Kleinparteien - ins Wanken bringen. Derzeit sieht es so aus, als könnte Podemos mehr als 20 Prozent der Stimmen gewinnen - und somit zum entscheidenden Machtfaktor werden. Mit Spannung und unverhohlenem Misstrauen verfolgen breite Kreise des politischen und gesellschaftlichen Establishments die Partei unter der Führung ihres Generalsekretärs Pablo Iglesias. Was von Podemos als Regierungspartei zu erwarten ist, dürfte im Frühjahr klar sein, wenn die Wahlprogramme für die Regionalwahlen vorliegen.

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Aber nicht nur auf politischer Ebene dürfte das Jahr 2015 grundlegende Veränderungen bringen. Es stehen darüber hinaus einige umstrittene Entscheidungen an. So wird die Zentralregierung vermutlich bereits im Januar endgültig beschließen, ob sie die Erdöl- und Erdgas-Suche im Mittelmeer rund um die Balearen genehmigt. Umweltschützer und Opposition protestieren seit Monaten massiv gegen die entsprechenden Schürfpläne internationaler Konzerne. Ebenfalls im Fokus des öffentlichen Interesses stehen seit langer Zeit die Ausbaupläne des Hafens von El Molinar sowie der Machtkampf beim Fußball-Zweitligisten Real Mallorca. In beiden Fällen dürften zumindest Vorentscheidungen fallen.

Nachdem die ganz großen Bauprojekte auf Mallorca in den vergangenen Jahren aufgrund der Wirtschaftskrise nicht in Angriff genommen wurden, ändert sich das so allmählich: Allein an der Playa de Palma entstehen bis 2016 drei große, neue Hotels sowie das Einkaufszentrum Palma Springs in Ses Fontanelles. Hier dürfte sich in den kommenden Monaten einiges tun. Das gilt auch für den Kongresspalast und das Einkaufszentrum S'Estada, wenngleich die Eröffnung in beiden Fällen ebenfalls erst für 2016 vorgesehen ist.

Sowohl aus kultureller als auch aus sportlicher Sicht bietet das kommende Jahr einiges: die bereits etablierten Festivals, Konzertreihen, Regatten und Wettbewerbe sollen auch 2015 wieder stattfinden. Herausragend dabei: der geplante Veranstaltungszyklus anlässlich des 100. Todestages des Erzherzogs Ludwig Salvator von Österreich-Toskana. Aus sportlicher Sicht dürfte der zweite Ironman Mallorca am 26. September in Alcúdia ein Highlight werden.

Ein entscheidendes Jahr wird 2015 auch für die im Sommer 2013 auf Mallorca verhafteten Hells Angels um Frank Hanebuth: Sie müssen sich unter anderem wegen Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung vor Gericht verantworten, wenn auch in Madrid.

In Palma wird dagegen der Prozess stattfinden, bei dem unter anderem die Schwester des spanischen Königs, Infantin Cristina, sowie ihr Ehemann Iñaki Urdangarin auf der Anklagebank Platz nehmen müssen. Ein Termin steht zwar noch nicht fest, sicher aber ist schon jetzt: Dann wird die Insel einen Medienrummel erleben wie selten zuvor. Auch deshalb wird das Jahr 2015 in die Geschichtsbücher eingehen.