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Selbst im kalten Wind liegt die Bucht von Portocolom malerisch da. Wer auf der Pier des Yachthafens nach links blickt, sieht den alten Kernort mit der Kirche und den traditionellen Fischerhäusern direkt am Wasser. Rechts ist die Hafenpromenade auszumachen, mit ihren derzeit noch weitgehend verwaisten Lokalen auf der Kaimauer.

Richtung Meer im Osten erstrecken sich auf der Landzunge "La Punta" grüne Kiefernwälder, in ihnen sind zum Teil stattliche Villen und Ferienhäuser versteckt. Bleibt die "Zungenspitze" am schmalen Ausgang der Bucht ins offene Meer zu beschreiben. Dort ragt seit 1863 der Leuchtturm von Portocolom in den Himmel. Ein stattlicher Bau mit weiß-blauen Streifen, die an einen Seemannspullover erinnern, nicht schlecht, bei dem Wind.

Kein Wunder, dass der "Faro" genannte Leuchtturm nahezu auf jedem Werbeprospekt zu dem kleinen Küstenort im Inselosten prangt. Auch auf den Postkarten, die nach wie vor jedem Sommer in den Hotels der Umgebung geschrieben werden, ist meist der Leuchtturm abgebildet. Eine eindeutige Sache für Hartmut Botsmann. "Der Faro ist das Emblem, ist das Symbol von Portocolom, das Bauwerk, mit dem sich jeder Einwohner hier seit mehr als 150 Jahren identifiziert."

Der deutsche Lehrer aus Hamburg, der seit 1984 in Portocolom lebt und mit einer Mallorquinerin verheiratet ist, kämpft dafür, dass das Bauwerk nicht privatisiert wird. Botsmann ist einer der Sprecher der Bürgerinitiative Salvem Portocolom, die sich seit Jahren für die Bewahrung des ursprünglichen Charakters des Küstenortes einsetzt. Früher zog die Vereinigung gegen den Ausbau der Liegeplätze in der Bucht zu Felde, jetzt sieht sie den Leuchtturm in Gefahr.

Zum Hintergrund: Die balearische Hafenbehörde, die ihrerseits dem spanischen Verkehrsministerium unterstellt ist, plant eine Reihe von Leuchttürmen auf Mallorca und anderswo einer alternativen Nutzung zuzuführen. Die meist eindrucksvoll am Meer liegenden Gebäude könnten, so die Hafenbehörde, an Privatkonzessionäre verpachtet werden. Im Gespräch sind Hotels oder Restaurants. Übernachten im Leuchtturm, eine durchaus romantische Vorstellung für so manchen Urlauber. Die Hafenbehörde verspricht sich davon Einnahmen, die die Kosten zum Erhalt der historischen Gebäude sowie zum Betrieb der weitgehend automatisierten Leuchtfeuer auffangen sollen.

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"Aber", so lautete die Kritik der Privatisierungsgegner, "die Behörde tritt hier wie ein Immobilienhändler auf, der ein öffentliches Gut verpachten will, das der Allgemeinheit gehört." Hinzu komme, dass die Behörde jedes Jahr Überschüsse in zweistelliger Millionenhöhe ausweise. Die Kosten für den Erhalt der Leuchttürme seien lediglich ein Vorwand, um die privilegierten Lagen der Leuchttürme einer stärkeren kommerziellen Nutzung zuzuführen.

Dabei gebe es derzeit gar keine wirtschaftliche Notwendigkeit, die historische Einrichtung in private Hände abzugeben. "Wir wollen, dass die Leuchttürme im Besitz der Öffentlichkeit bleiben und auch öffentlich genutzt werden können", sagt Botsmann. Ihm und Salvem Portocolom schwebt vor, den Leuchtturm in ein Museum zu verwandeln, oder in einen didaktischen Anschauungsraum etwa für Schulklassen, Meeresarchäologen oder Biologen, samt Besuchszeiten für Neugierige. "Wir wollen, dass der Leuchtturm eine Nutzung erhält, die nicht seiner Geschichte und seinem Wesen widerspricht."

Derzeit ist der Leuchtturm gleichwohl nicht zugänglich. Er ist das Wohnhaus des letzten aktiven Leuchtturmwärters, der im Inselosten sowie auf Cabrera zuständig für die technische Pflege der Signalfeuer ist. Der Wärter hat noch ein paar Jahr Dienst vor sich. Was dann kommt, das ist die große Frage.

Wer sich auf den Weg zum Faro macht, durchwandert eine Kiefernallee, die teils direkt am Wasser längsführt. Selbst auf dem kleinen Sandstrand S'Arenal de Felanitx spenden die Bäume Schatten. Das Gelände zum Leuchtturm wird von einem schmiedeeisernen Tor verschlossen, eine Bulldogge lugt ohne zu bellen durch die Stäbe. Auf dem Rückweg öffnen sich wieder Panoramablicke auf Portocolom.

Derzeit liegt die Bucht weitgehend frei da. Im Sommer tummeln sich dort unzählige Boote. "Zu viele", sagt Botsmann, der vor drei Jahren gemeinsam mit Salvem Portocolom gegen den Ausbau der Liegeplätze gekämpft hatte. "Das Becken des Naturhafens von Portocolom darf einfach nicht zu einem Gewerbegebiet verkommen, niemand hat das Recht, diese geschlossene Bucht mit Schiffen vollzustopfen."

(aus MM 13/2015)