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Wenn morgens nur die Frühschwimmer am Strand von Illetes ihre Bahnen ziehen, ist die beste Zeit für Pau Pastor. Er nimmt an Mallorcas Badestränden Wasserproben. "Die Proben können verfälscht werden, wenn viele Menschen im Wasser sind", sagt er. Der Mitarbeiter des balearischen Gesundheitsministeriums führt seinen Job gewissenhaft aus. Jeden Vormittag besucht der Mallorquiner je nach Route zwischen zwölf und 21 Strände, um dort einen Plastikbecher mit Meereswasser zu füllen und bringt sie ins Labor des Ministeriums. Zudem schaut er nach groben Verschmutzungen durch Plastikmüll und Treibgut beispielsweise.

Zwischen dem 9. Mai und dem 9. Oktober analysiert das Ministerium Wasserproben von 84 Badestränden Mallorcas, das Wasser jeder Playa wird zweimal im Monat getestet. Untersucht wird auf gesundheitsgefährdende Kolibakterien sowie Enterokokken. Im vergangenen Jahr war die Qualität des Meerwassers in 86 Prozent aller Fälle einwandfrei, erklärt Vanessa Burgues, Abteilungsleiterin im Gesundheitsministerium. Auffällig sei, dass in der diesjährigen Badesaison vermehrt Strände schlechter abschneiden.

So musste im Mai die Playa d'Álbercutx (Port de Pollença) gesperrt werden, im Juni fielen Strände von Andratx (Sant Elm, Playa des Brismar und der Strand Cala en Fonoll) negativ auf und Anfang Juli floss an den Playas Ciutat Jardí und Can Pere Antoni in Palma Schmutzwasser aus der Kanalisation ins Meer. Drei Stadtstrände Palmas verloren in diesem Jahr die blauen Flaggen wegen Eintrübungen im Meer. "Die Wasserqualität ist dort einen Großteil des Jahres einwandfrei", betont Vanessa Burgues.

Gemeinden müssen handeln

Sie stellt auch klar, dass dem Badevergnügen auf Mallorca prinzipiell nichts im Wege stehe, die Wasserqualität sei zumeist sehr gut und gut. Sei sie doch einmal mangelhaft, ist das Wasser aufgrund der Strömungen meist am nächsten Tag wieder klar. Das Ministerium meldet der jeweiligen Gemeinde, wenn eine Wasserprobe bedenkliche Werte enthält. Dann liegt es am Rathaus zu handeln, zum Beispiel die rote Flagge als Zeichen des Badeverbots am Strand zu hissen.

"Wir denken, dass es am starken Besucherandrang in diesem Sommer liegt, dass die Wasserqualität leidet", sagt die Ministeriumsmitarbeiterin. Eine Wasserverschmutzung könne aber neben einer hohen Anzahl an Badegästen noch andere Gründe haben, wie etwa viel Schiffsverkehr oder ein Versagen der Kläranlage.

Auf Mallorca wird geklärtes Wasser größtenteils per Rohr ins Meer geleitet. Der Mindestabstand zum Land beträgt 500 Meter. Im Fall von Palma beispielsweise führen die Rohre 1,7 Kilometer weit von der Küste weg. Insgesamt leiten rund um die Insel 124 solcher Rohre Wasser ab. 67 Kläranlagen gibt es derzeit auf Mallorca, 56 davon sind im Besitz der Behörde Abaqua. Die Anlagen in Palma (zwei), Calvià (vier), Manacor (zwei), Esporles, Alcúdia und Sant Llorenç gehören hingegen der jeweiligen Gemeinde.

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Abgabe an Landwirte und Golfplatzbetreiber

In allen Kläranlagen gibt es regelmäßige Kontrollen der Wasserqualität. Das behandelte Abwasser wird teilweise gegen Bezahlung Landwirten und Golfplatzbesitzern zum Gießen zur Verfügung gestellt sowie zum Teil fürs Wässern in öffentlichen Grünanlagen eingesetzt. Wird allerdings kein Gießwasser benötigt, fließt das Klärwasser ins Meer.

Mallorca war in den 70er und 80er Jahren Vorreiter der Abwasserklärung, wollte so für saubere Stränden sorgen. Doch mittlerweile sind die Jahre vergangen, die Anlagen müssten mit einer millionenschweren Investition aufgerüstet werden. Streitpunkt ist beispielsweise die Kläranlage in Can Picafort. Bislang teilen sich die Gemeinden Santa Margalida und Muro dort eine Kläranlage. Diese aber ist in den Sommermonaten, wenn in der Gegend Zehntausende Touristen ihren Urlaub verbringen, völlig überlastet. Doch die Rathäuser können sich nicht auf einen Neubau einigen.

Ein schwarzes Schaf unter den Kläranlagen steht auch in Palma. "Am besten sollten die Strände mal langfristig gesperrt werden, um Druck auf die Regierung auszuüben", sagt Víctor Fernández Ferragut, Leiter der beiden städtischen Kläranlagen von Palma. Die Inselmetropole verfügt über eine moderne Anlage (Palma I) bei Sant Jordi, welche das Klärwasser der Playa de Palma und angrenzender Zonen filtert, das sind durchschnittlich 46.000 Kubikmeter Wasser am Tag, sowie eine zweite (Palma II) bei Coll d'en Rabassa, die für das restliche Stadtgebiet mit rund 50.000 Kubikmetern Schmutzwasser zuständig ist. Palma II ist das Sorgenkind der Stadt, die alternde Anlage stammt aus dem Jahr 1975 und hat kein Regenrückhaltebecken. Bei Niederschlägen ist sie rasch überlastet. Immer wieder fließt dann auch Fäkalwasser ungefiltert ins Meer und Strände müssen gesperrt werden, dann riecht es auch an der Alten Mole in Palma recht streng

Hochbetrieb bei Regen

"Bei Regen herrscht hier in der Kontrollzentrale der beiden Anlagen Hochbetrieb", sagt der Leiter. Die Stadt und die Balearen-Regierung werden informiert, vor- und nachmittags werden Wasserproben an Palmas Stränden genommen. Zuletzt hatte es Ende Juni Niederschläge gegeben, die Kläranlage Palma II war voll, Abwasser lief ins Meer und der Strand Ciutat Jardí war verschmutzt. So kommt es mehrmals im Jahr.

"Eigentlich muss eine neue Kläranlage her", sagt Fernández Ferragut. Pläne für einen Ausbau gibt es, doch das hängt nicht von der Stadt, sondern von der Balearen-Regierung ab, diese hatte erst im April ein Erweiterungsprojekt aus Kostengründen abgelehnt. Ein Wirrwarr der Zuständigkeiten, das das Badevergnügen trübt.

(aus MM 29/2016)