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Es gibt sie noch: Übermütige Orientierungslose, die sich glücklich aus Eimern trinkend kurz vor dem Verlust der Muttersprache befinden. Dennoch hat sich viel verändert: Die Playa de Palma ist irgendwie anders, auch das Partyvolk ist nicht mehr dasselbe.

Acht der 15 Balnearios haben ein neues Antlitz, die anderen werden noch renoviert. Die modernisierten Buden leuchten hell, Kissen zieren die gemütlichen Sitzbänke und Kunstblumen dekorieren die Holztische. "Die neuen sind sehr elegant, einladend, einfach schön", findet Urlauberin Simone Bürger, die kurz mal mit dem Rad aus Palma vorbeigefahren ist. "Das ist jetzt alles ruhiger und nicht mehr so schmuddelig wie vorher."

Ein Spaziergang: Im unveränderten Balneario eins bestellen Menschen aller Altersklassen und Nationalitäten Caña, Cocktail oder Coca Cola, viel los ist hier nicht. Am neuen "Zweier" sind schon mehr Leute anzutreffen, viele aus Holland. Am dritten Balneario kommt ein junger Mann im pinken Kostüm und fordert ein kleines Mädchen zum Tanzen auf. So richtig launig wird es aber nicht, der mit den Samthandschuhen verschwindet wieder.

Der neue Balneario vier, inspiriert von einem Surfer-Club, lockt trotz der vielen benachbarten Angebote für (Wasser)Sportler selbige nicht ins Lokal. Wer sich jetzt auf den Weg vom neuen "Vierer" zum alten "Fünfer" macht, wird den Unterschied sofort erkennen: Hier befindet sich vor der Strandbar noch eine Betonmauer und sie wird benutzt. Auf ihr sitzen Jugendliche mit Spirituosen in allen erdenklichen Behältern. Vier von elf Männern sind auf den orangenen Plastikstühlen der Strandbar um 15 Uhr eingeschlafen.

Das sechste Chiringuito hat nicht mehr viel mit dem kultigen "Ballermann sechs" gemein. Weiße VIP-Liegen zieren den Strandabschnitt, der jetzt ohne Betonmauer durch eine edle Holz-Rampe vom Boulevard abgegrenzt ist. Rund 45 Euro kosten zwei neue Liegen mit Schirm pro Tag, die "alten" Geräte gibt es im Dreierpack für 17,25 Euro.

Was auffällt: Waren die Partyurlauber im vergangenen Jahr noch eher an ihrem liebevoll betitelten "Ballermann sechs" anzutreffen, hält sich die Mehrheit jetzt wohl lieber am "5er" auf.

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Am edlen grünen Strandlokal, dem neuen "Beach Club Six", sind zwar immer noch viele Menschen, aber statt grölend zu versuchen, das Gleichgewicht zu halten, sitzen fast alle am Tisch und beinahe jeder ist vollständig bekleidet. "Das Partyfeeling ist dieses Jahr irgendwie anders", sagt Philip Obracaj, seine aktuellen Biergenossinnen stimmen nickend zu. "In den letzten Jahren wurde mehr gefeiert, vor allem am Strand", ergänzt die 20-jährige Lena Wiersch. "Die ganzen Verbote, dass man am Strand nicht mehr trinken darf, das schreckt viele ab." Luisa Deckenbrock ist zum zweiten Mal an der Playa. Dass weniger los ist, läge, so die Koblenzerin, auch an den erhöhten Preisen:"Viele meiner Freunde fliegen jetzt lieber nach Lloret, da ist es billiger."

Die Balnearios eins bis 15 haben die Preise "um die fünf Prozent angehoben", so eine Servicekraft aus dem B8, "normale Inflation". Eine Cola und ein Thunfisch-Baguette kosten 9,80 Euro. Der Spar zehn Meter entfernt wirbt mit 2,50 Euro für beides zusammen. Die Speisekarten sind übrigens in allen Balnearios gleich.

"Siete Mares" heißt der neue Balneario sieben. Hell, blau-weiß leuchtend, das Publikum: eher Ü40. Auch einige Familien genießen die Chill-Out-Musik.

Im "the eight" macht es sich das gemischte, größtenteils mit edler Kleidung ausgestattete Publikum gemütlich. Am B09 hat sich nichts verändert, die Farbe blättert ab. Der B10 gehört zu den renovierten und von Familien gut besuchten Buden. Am alten, elften Haus, fühlen sich Pärchen, Familien und einige einheimische Damen wohl. Nummer 12, jetzt "La Playita", erstrahlt in Türkis-grün-blau-weiß. Barchef Xisco Galiana muss heute selbst viel ran: "Das Lokal wird von Urlaubern gut angenommen, wir haben schon jetzt viel zu tun."

Die Lokale 13 und 14 wurden noch nicht renoviert, Nummer 15, das "Surf Camp Palma Beach" am sportlichen Strandabschnitt dafür umso aufwendiger. Surfbretter dekorieren die knallig orangefarbige Fassade. Mit den stylischen Wandsprüchen und der sanften Lounge-Musik wirkt der "Ballermann 15" beinahe wie ein edler Beachclub in Miami. Dann verirrt sich ein als Schlumpf verkleideter Urlauber in den Surfclub. Es ist eben doch die Playa de Palma.

(Aus MM 22/2017)