Die Anwohner von Costa de Canyamel sind mit den Plänen der Gemeinde Capdepera nicht einverstanden. | Archiv UH

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"Wir fühlen uns von der Gemeinde schlecht informiert und überrumpelt", erklärt eine verzweifelte Anwohnerin aus Costa de Canyamel, die ihren Namen wegen des Zwists mit dem Rathaus in Capdepera lieber nicht in der Zeitung lesen möchte. "Uns kommt es so vor, als wolle man in den Amtsstuben so schnell es geht eine Lösung finden, nur um anschließend wieder Baugenehmigungen vergeben zu können", so die Hauseigentümerin, die einen Teil des Jahres auf der Insel verbringt.

Hintergrund der Auseinandersetzung ist die geplante Erschließung der Villensiedlung im Inselosten, die - genau wie im Falle anderer Urbanisationen auf Mallorca - seit Jahren überfällig ist. Neben einem Anschluss an das zentrale Abwassersystem geht es auch um die Straßenbeleuchtung sowie die Erneuerung von Trinkwasser- und Stromleitungen.

Ende November hatte das Rathaus von Capdepera deshalb zu einem Info-Treffen geladen. Ziel der Veranstaltung: Die Anwohner von der Gründung einer Art Eigentümergemeinschaft ("junta de compensación") zu überzeugen, in deren Rahmen die Arbeiten selbst organisiert und die Kosten von den Hausbesitzern übernommen werden sollen. Die Gemeinde veranschlagt stolze 21 Millionen Euro für rund 850 betroffene Parzellen. Da Vorschüsse durch die Gemeinde mit anschließender Umlage aufgrund der derzeitigen Haushaltslage nicht zulässig sind, sollen die Anwohner jene Gemeinschaft selbst auf die Beine stellen, die Finanzierung aufbringen und Flächen abtreten. Pro Grundstück können Kosten von mehr als 20.000 Euro auflaufen - abhängig von der Größe und der vorzunehmenden Arbeiten.

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Das Problem: "Um diesen Ausschuss gründen zu können, muss sich die Gesamtgrundstücksfläche der zustimmenden Hausbesitzer auf 51 Prozent der Anlage belaufen", so die Sprecherin. "Wir geben den Eigentümern zurzeit die Möglichkeit, einen Fragebogen auf unserer Homepage auszufüllen, damit wir eine Idee haben, in welche Richtung das Ganze geht."

Ob eine Mehrheit zustande kommt, ist mehr als fraglich, denn die Bewohner fühlen sich übergangen. Vonseiten des Rathauses heißt es, man wisse um die Problematik. "Es ist schwierig, weil viele Eigner im Winter nicht hier sind oder wir nicht die Kontaktdaten haben." Die Bewohner sagen: "Wir halten auch andere Lösungen wie Kleinkläranlagen für möglich." Diesem Plan schiebt man vonseiten der Behörden aber schon jetzt einen Riegel vor: "So etwas ist rechtlich gar nicht möglich, die Anwesen müssen per Gesetz an die zentrale Abwasserversorgung angeschlossen werden", so die Gemeindesprecherin.

Das gleiche Problem wie in Costa de Canyamel besteht auch in der Siedlung Cala Gat. Dort sind allerdings nur 77 Grundstücke betroffen.

(aus MM 49/2017)