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Dass hier schnell etwas passieren muss, sieht man schon aus der Ferne: Von Rost zerfressen steht im abgelegenen Militärbereich des Insel-Flughafens Son Sant Joan eine Convair 990 Coronado der vor 30 Jahren Pleite gegangenen spanischen Ferienfluggesellschaft Spantax. Sie ähnelt einem gestrandeten Wal. Nähert man sich, stechen am Fahrwerk mit den platten, mit Vogelkot beträufelten Reifen und an der Außenhaut allerdings einige teils wieder leicht angerostete Stellen ins Auge, die erst Anfang 2017 auf Vordermann gebracht wurden. Diese Arbeiten hatten Javier Rodríguez und einige Bekannte ausgeführt, bevor der Inselrat das Flugzeug voriges Jahr unter Denkmalschutz stellte.

„Seit Juli 2017 können wir nichts mehr machen, weil ja jetzt der Consell für solche Arbeiten zuständig ist”, sagt der Chef des Vereins „Freunde des Flughafens Son Sant Joan”. Er und seine Mitstreiter kämpfen seit Jahren für den Erhalt des verrottenden Jets. „Die letzten Winterstürme haben weitere Teile der Heckflosse herunterstürzen lassen”, klagt er. Dabei gebe es weltweit nur noch vier Exemplare.

Javier Rodríguez ärgert sich denn auch darüber, dass es derzeit keine Fortschritte gibt. „Im Verkehrshaus der Schweiz in Luzern steht schon seit Langem eine professionell restaurierte Convair”, sagt er. Doch in Spanien bewege sich alles so langsam.

„Der Inselrat kann erst Mittel zusagen, wenn es einen endgültigen Standplatz gibt”, so Javier Rodríguez. „Doch die Flughafenbetreibergesellschaft Aena will den Spantax-Jet nicht auf ihrem Gelände.” Rodriguez denkt darüber nach, das 1962 in der US-Stadt San Diego gebaute Flugzeug, das 1000 km/h schnell sein konnte, auf den 15 Kilometer entfernt befindlichen Flugplatz Son Bonet in Marratxí zu schaffen. „Doch für den Transport müssten wir die Flügel absägen und dann wieder anbringen.” Auch all das würde kräftig ins Geld gehen.

Innen ist die Mallorca-Convair erstaunlich gut erhalten. Die blauen Sitzpolster wirken zwar nicht wie neu, sind aber nicht verfault oder durchgescheuert. Die Sitzabstände lassen einen verglichen mit heute vor Neid erblassen. „Hier müsste man gar nicht so viel machen”, sagt Javier Rodríguez. Ins Cockpit wurden vor der Denkmalschutzerklärung Armaturen-Imitate eingebaut, Convair-Fans restaurierten Küchengeräte und legten auf alle Sitzlehnen weiße Tücher mit dem herrlich retrohaften Spantax-Schriftzug.

So elegant die geräumige und mit auffallend großen Toiletten ausgestattete Convair 990 Coronado daherkommt, so sehr hatte sie Spantax geschadet. Die Maschinen waren sehr reparaturanfällig und verbrauchten Unmengen an Sprit. Kein Wunder, dass nur insgesamt 37 Stück gebaut wurden. Spantax setzte die Maschinen aber auch dann noch ein, nachdem sie von anderen Airlines wie Swissair schon längst zugunsten vertrauenswürdigerer Jets wie Boeing 707 oder Mc-Donnell-Douglas DC-8 aussortiert worden waren. Das trug neben Abstürzen und sonstigen Zwischenfällen vor allem mit deutschen Gästen (siehe Kasten) mit zum Ruin des Unternehmens bei.

Um dieses Stück verklungener Luftfahrtgeschichte in Erinnerung zu behalten, müsse bald gehandelt werden, fordert Javier Rodríguez. Was jetzt erarbeitet werden sollte, sei ein genereller Finanzierungs- und Platzierungsplan für den Jet, der von 1972 bis 1988 für Spantax flog und von Palma aus - das gab es damals - auch die Route nach New York bediente. „Dann können auch potenzielle Sponsoren eingebunden werden”, so Rodríguez. Der Reise-Konzern Globalia etwa, der mit Air Europa dick im Fluggeschäft aktiv ist. „Erste Gespräche wurden bereits geführt.”

Einstweilen bleibt Javier Rodríguez und seinen Flughafenfreunden nur Geduld. „Die Heckflosse sollte eingewickelt werden, damit weitere herunterfallende Teile nicht Menschen gefährden”, sagt er. Und vielleicht mache ein Zelt Sinn, das um die Convair Coronado gebaut werden könne, was aber 25.000 Euro kosten würde. „Dann vergammelt das Flugzeug jedenfalls nicht so schnell weiter.”