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Álvaro Aparicio de León weiß, was die meisten Bootskäufer mit prall gefüllter Geldtasche wünschen: „Russen und Araber lieben gigantische Mega-yachten”, sagt er. Sein eigener Entwurf entspricht diesem Kriterium durchaus. 114 Meter lang ist die „Inés”, die nach seiner Mutter benannte Yacht der Superlative. Acht geräumige Luxussuiten hat sie, eine Limousine gehört zur Grundausstattung, genauso wie Jetskis und zwei Helikopterlandeplätze. 200 Millionen Euro soll das schöne Stück kosten. So weit, so normal für finanzstarke Käuferkreise.

Was vielen weniger gefallen könnte, ist de Leóns bewusste Abkehr vom bombastischen Futurismus, der den boomenden Markt der Megayachten derzeit noch dominiert. Stattdessen setzt er auf zeitlose Eleganz. „Ich will mich von den anderen unterscheiden. Futuristische Konzepte mit klassischen Elementen zu verbinden, ist etwas Besonderes und hat einen diskreten Charme - genau wie ich”, sagt er selbstbewusst.

Fünf Monate hat der Yachtdesigner pausenlos an seinem Schiff gearbeitet, dafür gab er sogar seinen Job in einem Yachtbauunternehmen in Barcelona auf. Anschließend präsentierte er seine Kreation in deutschen und holländischen Werften. Doch dort stapelten sich vorwiegend Aufträge für Megayachten konventionelleren Zuschnitts.

De Leóns Yacht zeichnet sich dagegen durch ihre minimalistische Ästhetik aus. Gleichzeitig setzt der Designer auf viele überdachte Außenräume, die den Aufenthalt an Bord zu einem Erlebnis werden lassen sollen. „Russen oder Araber legen den Fokus auf die Innenräume. Ich denke, dass die ‚Inés’ daher eher einen Käufer aus Amerika, Europa oder Asien finden wird”, sagt er zuversichtlich. Sein Optimismus scheint gerechtfertigt. Im Kundenverhalten gibt es erste Anzeichen für eine Trendwende. Die Zeit der bedingungslosen Gigantomanie scheint ganz langsam zu enden. (mais)

(aus MM 22/2018)