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"Mama, er sagt, die Tasche kostet 40 Euro”, erklärt die Teenager-Tochter ihrer Mutter, die, während ihr Nachwuchs mit einem Straßenhändler verhandelt, einen Kaffee nahe der Kathedrale trinkt. „Gut, aber dann ist Schluss”, sagt die Frau und drückt ihrer Tochter das Geld in die Hand. Kurze Zeit später kommt diese mit einem glücklichem Lächeln und dem Imitat einer teuren Luxushandtasche zurück.

An der Playa de Palma verkauften die Straßenhändler, die häufig aus dem Senegal stammen, in diesem Jahr Kapitänsmützen wie geschnitten Brot. Grund war wahrscheinlich der Ballermann-Hit „Der Bierkapitän”. „In diesem Sommer gab es noch viel mehr Straßenhändler als in anderen Jahren”, resümiert Beatrice Ciccardini, Inhaberin des Lokals „Zur Krone” in erster Meereslinie zwischen Balneario 6 und 7. Nicht nur auf der Promenade, auch direkt auf dem Sand boten sie ihre Waren an. „Polizei habe ich kaum gesehen, zudem wurde ja auch die Wache in unserer Nachbarschaft geschlossen”, erzählt sie, „ich glaube manchmal, es fehlt der Wille, richtig gegen das Problem vorzugehen.” Ins Lokal dürfen die Händler bei ihr nicht, an den Außentischen werden sie allerdings geduldet. „Einige Gäste fühlen sich belästigt, andere wiederum kaufen gern bei den Händlern”, erzählt die Wirtin.

Laut einem Sprecher von Palmas Lokalpolizei sind besonders die Playa de Palma und das historische Zentrum der Stadt Anlaufpunkte für fliegende Händler, eben dort, wo sich viele Touristen aufhalten. Aus Sicht der Stadt waren in diesem Sommer allerdings Erfolge bei der Bekämpfung des Straßenhandels zu verzeichnen. „Wir sind zufrieden. Es wurden mehrere große Polizeieinsätze durchgeführt”, sagt Pressesprecher Felip Palou. Seit im Juli 2018 ein neuer städtischer Regelkatalog verabschiedet wurde, nehmen die Polizisten auch die Lieferwagen der Händler hoch. Das sei in den vergangenen Monaten mehrmals passiert. „Damit packen wir das Problem an der Wurzel”, sagt Palou. Vonseiten der Hoteliersvereinigung Playa de Palma sei die Stadt gar für ihre Maßnahmen beglückwünscht worden, betont der Pressesprecher.

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Im Sommer klang das allerdings noch ganz anders. Vor wenigen Wochen klagte Patricia Lliteras von der Hoteliersvereinigung Playa de Palma, dass der ambulante Handel aus den Fugen geraten sei. „Wir hatten die Hoffnung, dass es besser werden würde.” Die Verordnungen seien zwar da, doch es gebe nicht genügend Polizeibeamte. Dieser Ansicht ist auch Toni Fuster, Vorsitzender der Einzelhandelsvereinigung Pimeco: Auch wenn die Stadt 120 neue Polizeibeamte einstellte, stünden diese erst Ende 2020 zur Verfügung. Toni Gayá, Vorsitzender des Einzelhandelsverbands Afedeco, betont: „Das Problem ist, dass die Vorschriften nicht richtig angewandt werden.” Aus sozialen Gründen werde nicht gegen den Straßenhandel vorgegangen.

Tatsächlich spielt beim Kampf gegen den Straßenhandel besonders bei Linksparteien, wie sie in Palma an der Regierung sind, auch der soziale Aspekt eine Rolle. Im vergangenen Jahr kündigte die Stadt an, den Senegalesen, die sich häufig illegal auf Mallorca aufhalten und über keinerlei Schuldbildung verfügen, lesen und schreiben beizubringen, um ihnen andere Perspektiven zu eröffnen. „Wir arbeiten bereits mit verschiedenen senegalesischen Gemeinschaften zusammen”, betont Pressesprecher Felip Palou.

Neben den Hoteliers und Einzelhändlern beklagten sich auch die Kunsthandwerker und Verkäufer der Märkte am Passeig Sagrera und der Plaça Major bei der Stadt wegen der illegalen Konkurrenz und ihrer gefälschten Waren. Denn Fake-Taschen und -Uhren sind nicht mehr nur Produkte, die im Straßenhandel angeboten werden. Auch auf den Wochenmärkten der Insel sind sie zu haben. So beispielsweise auf dem beliebten Sonntagsmarkt in Santa Maria: Auch dort gibt es nachgemachte Waren bekannter Marken. „Hier habe ich mir zum Spottpreis im letzten Urlaub einen Rucksack gekauft, der hat ewig gehalten, jetzt kaufe ich einen neuen”, erzählt eine Urlauberin. Im Rathaus von Santa Maria scheint das Problem bekannt, geäußert hat sich die zuständige Stadträtin allerdings gegenüber MM nicht dazu, wie es möglich ist, dass Markthändler gefälschte Produkte verkaufen können.