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Wie Bartolomé „Tumi” Bestard in seinen gerade veröffentlichen Memoiren schreibt, war er als junger Mann in den frühen 1960er Jahren dem damaligen US-Generalkonsul in Barcelona aufgefallen, als er ein Einreisevisum für die Vereinigten Staaten von Amerika beantragen wollte. Der Mallorquiner sprach bestes Englisch und verfügte über Kontakte zu US-Bürgern auf Mallorca, denen er aus Freundschaft bei Behördengängen für den Kauf eines Grundstücks unentgeltlich geholfen hatte.

Der US-Generalkonsul war seinerseits auf der Suche nach einem Mitarbeiter auf der Insel, der dem Büro in Barcelona zuarbeiten könnte. So kam eins zum anderen. Tumi Bestard übernahm einzelne Aufträge, bewährte sich von Aufgabe zu Aufgabe und wurde schließlich als konsularischer Agent der USA eingestellt, seinerzeit der einzige Nicht-US-Bürger, dem dieses Vertrauen entgegengebracht wurde. 1965 wurde Bestard auf das Amt vereidigt. Er hatte es bei bis zu seinem Eintritt ins Rentenalter 2007 inne.

Ungeachtet seiner Ernennung wurde Tumi Bestard offiziell erst im Sommer 1966 mit allen Würden eines US-Vertreters ausgestattet. Zu diesem Anlass wurde eigens die Tochter des damals amtierenden US-Präsidenten Lyndon B. Johnson, Lynda, nach Spanien geschickt. Die 20-Jährige reiste über Madrid an. Schon bei ihrer Ankunft auf Mallorca nahm der US-Botschafter Angier Biddle Duke, der Lynda begleitete, den 30-jährigen Tumi Bestard diskret zur Seite, und bat ihn, sich um die doch „sehr anstrengende” Präsidententochter zu kümmern.

Der Mallorquiner, ganz Kavalier der damals noch glamourösen Tourismus-Insel, führte die junge Frau und ihre Freundin Barbara zu den Sehenswürdigkeiten des Eilands wie etwa der Burg von Bellver. Er bot den erlebnishungrigen Damen auf deren Wunsch aber auch ganz andere Touren durch Palma.

Um ohne Aufsehen aus dem Luxus-Hotel Son Vida, wo die US-Delegation logierte, zu entschwinden, verzogen sich Tumi, Lynda, Barbara und ein Sicherheitsmann durch die Küche zum Hinterausgang und bestiegen einen unauffälligen Seat 600, den Tumis Bruder dort zuvor abgestellt hatte.

Danach ging es ins Rotlichtviertel an der Plaça Porta de Sant Antoni. Dort kurvte das Quartett dreimal durch die Straßen, um den „menschlichen Handel” aus dem Auto heraus zu observieren, schreibt Bestard in seinen Memoiren.

Anschließend gab es im Restaurant La Caleta mit Blick auf die Kathedrale eine „Paella Negra”, ein Gericht, das für Lynda Johnson absolut unbekannt war.

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Später ging es in die Discothek „Jack el Negro”. Das sind die heute verfallenen Windmühlen von Es Jonquet, wo die Präsidententochter mit Blick über den Hafen von Palma bis spät in die Nacht tanzte.

Am nächsten Tag stand die feierliche Ernennung an. Lynda Johnson überreichte Bestard in Anwesenheit von amerikanischen und spanischen Honoratioren das „Exequatur”, also das offizielle Ernennungsschreiben zum Konsularagenten. Für die Präsidententochter gab es im Gegenzug einen Strauß duftender Rosen.

Wie auf Mallorca üblich, vergingen die sommerlichen Auslandstage von Lynda Johnson nur zu rasch. Als die Rückreise nach Barcelona anstand, und Bestard sie mit weiteren Begleitern zum Flughafen brachte, bestand die Präsidententochter darauf, dass Tumi sie als ihr „Escort officer” noch für drei Tage auf das spanische Festland begleiten sollte.

Bestard wurde von dieser ungeplanten Programmänderung vollkommen überrascht: Er hatte weder ein Flugticket noch Handgepäck und Reisebedarf dabei. Als der US-Botschafter auf Lynda Johnson einzuwirken versuchte, drohte die Präsidententochter, ihren Vater anzurufen. Der Botschafter reagierte sofort und warf Tumi einen bestimmenden Blick zu. Fazit: Bestard musste spontan mitfliegen. Alles Notwendige wie etwa Reiseutensilien wurde unterwegs organisiert.

Heute lacht Bestard über jene Ereignisse aus seiner Jugendzeit. Und mit Lynda Johnson ist er, wie er schreibt, heute noch bestens befreundet.

INFO

Memorias de un viejo cónsul, Erinnerungen eines alten Konsuls, heißt das in Spanisch erschienene Buch des ehemaligen US-Konsularagenten Tumi Bestard. Es hat rund 250 Seiten, samt 233 Fotografien. Die wenigen noch verfügbare Exemplare des im Eigenverlag erschienen Buches werden gegen eine Spende von 20 Euro, abgegeben bei der Stiftung Fray Junípero Serra im Museum des Amerika-Missionars in Petra, solange Vorrat reicht.