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Es ist mit 24 Grad nicht wirklich warm in Palma de Mallorca. Und es ist regelrecht bewölkt. In normalen Zeiten würde es bei solchen Temperaturen kaum einen Spanier vom Sofa an den Strand ziehen.

Doch heute ist der 25. Mai, der Beginn der sogenannten zweiten Deeskalationsphase in der Coronakrise. Jetzt ist es endlich möglich, im Meer zu baden und sich in den Sand zu legen. Von dieser Möglichkeit machen an den Stränden denn auch viele Menschen Gebrauch – vom alten Mann über Mittvierziger bis hin zu Kleinkindern.

Doch Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste, und so stehen an dem leicht erreichbaren Can-Pere-Antoni-Strand in Sichtweite der Kathedrale einige Lokalpolizisten, um das Areal im Auge zu behalten. Denn zwischen den einzelnen Besuchergruppen, die jeweils nicht mehr als 15 Personen zählen dürfen, muss der Abstand mindestens zwei Meter betragen.

Das kommt hier in etwa durchaus hin: Dort baden einige Kinder im heute stillen Meer und werfen sich einen Ball zu, hier versucht eine Großmutter ihren ekstatisch in den Wellen tollenden Enkel verbal zu bändigen. Einige Meter entfernt wälzen sich zwei Halbwüchsige, die unterm Kinn Masken tragen, unweit der sich nur leicht brechenden Wellen auf dem Sand. Leicht scheu schauen sie drein, als könnten sie nicht glauben, was für wunderbare Momente sie gerade erleben. Das Wasser ist – was ungewöhnlich für diese urbane Ecke ist – erstaunlich klar.

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Noch am Wochenende war es bei Strafe verboten gewesen, im Meer zu baden. Der MM-Reporter beobachtete vom Chiringuito am traumhaften "La-Condesa"-Strand in Illetes, wie ein Rettungsschwimmer immer wieder auf renitente Badende einredete, bis am Ende die Guardia Civil dem paradiesischen Ort mit dem blütenweißen Sand und dem türkisblauen Wasser einen Besuch abstattete.

Doch heute ist alles anders, und am wenige Schritte vom Can-Pere-Antoni-Strand entfernt liegenden idyllischen Strand von Portitxol tummeln sich vor allem Familien im Sand. Einige ältere Besucher schwimmen, Kinder rennen wie wild herum, schwangere Frauen aalen sich auf dem Sand. Und dann ist da noch Roberto. Der Palmesaner liegt auf dem Rücken langgestreckt wie ein Bleistift unter den Wolken. Er sagt nur einen Satz, als der MM-Reporter ihn auf seinen Gemütszustand anspricht, wobei er die Augen geschlossen hält: "Ich habe so lange darauf gewartet!"

Während der Portitxol-Besucher den Tag genießt, fällt einige Meter weiter hinten an der Uferstraße auf, dass normale Zeiten noch lange nicht angebrochen sind: Die Besitzer einiger Restaurants haben offenbar aufgegeben, in Fenstern steht "se traspasa" (abzugeben). Woanders wie etwa im stadtbekannten "Cocco" ist nicht ganz klar, ob das Lokal zugemacht hat oder nur renoviert wird.

Die von der Zentralregierung in Madrid immer wieder gebetsmühlenartig angepriesene und inzwischen fast erreichte "Neue Normalität" auf Mallorca fühlt sich ungeachtet des pulsierenden Lebens am Strand irgendwie doch etwas beklemmend an.

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