An der ehemaligen Fischhandelsbörse Lonja ist derzeit wenig los. | Ultima Hora

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Es ist sehr warm, der Himmel ist sehr blau, doch in die Straßen von Palma de Mallorcas einst so quirligem Touristenviertel "La Lonja" hat sich heute kaum ein Mensch verirrt. Es ist Sonntag, 14. Juni, der Tag vor der feierlich angekündigten Einreise der ersten deutschen Mallorca-Urlauber, doch von dem angekündigten Ereignis merkt man hier gar nichts: Mehr als 90 Prozent der Bars und Restaurants haben geschlossen. Wo in normalen Zeiten blonde Youngster kurzbehost daherschlenderten und mittel- wie nordeuropäische Gäste die Tische okkupierten, herrscht gähnende Leere. Und einige Gastbetriebe werden, wie aus angebrachten Schildern hervorgeht, wohl nie wieder aufmachen.

Auch das berühmte "Abaco", ein seit Jahrzehnten bei Deutschen hochbeliebter Hotspot, hat geschlossen. Nur in einer nahegelegenen kleinen Bar hält sich verloren ein Mann auf. Es ist ein Spanier, denn Touristen gibt es halt noch nicht auf Mallorca. Er heißt Juan, beäugt den deutsch aussehenden MM-Reporter wie einen aus dem Nirwana herbeigebeamten Außerirdischen und sagt: "Ich habe das Viertel hier selbst im Winter noch nie so leer erlebt." Die Stille ist so drückend, dass nur die vereinzelten Rufe der Möwen in die Ohren dringen.

An der nahegelegenen Plaça de Drassanes geht es einen Hauch lebhafter zu. Hier hat sich die rosafarbene Bar Coto unter jugendlichen Mallorquinern ein eher verhalten schnatterndes Stammpublikum geschaffen. Auf der Terrasse einer Bar neben der Lonja schaut ein einsamer Kellner vor leeren Tischen gelangweilt ins Leere.

Dass es sehr leer auf Mallorca ist, merkt man auch an der legendären Playa de Palma: Der bei Bundesbürgern so beliebte Traumstrand wirkt wie ein unbeflecktes und verwunschenes Karibikareal. Keine Strandliege ist weit und breit zu sehen, keine Sonnenschirme. Das Meer leuchtet türkisfarben, nur einige mallorquinische Kinder tummeln sich darin. Einigen Besuchern sieht man an, dass sie die Nicht-Anwesenheit von "Guiris" (mittel- und nordeuropïsche Ausländer) kaum glauben können.

Auf dem Sand stechen breite Reifenspuren ins Auge. Aggressive Möwen nähern sich unangenehm rabiat jedem, der eine Chipstüte in der Hand hält. Ansonsten sind so gut wie alle Hotels zu, nur das ein oder andere Luftmatratzen- und Handtuchgeschäft hat auf. Das Betreten des Platzes auf der Höhe des berühmten "Asadito"-Restaurants ist wegen der Coronakrise weiterhin untersagt.

Es ist halt der stille Tag vor der Ankunft der ersten Bundesbürger, die hier bekanntlich in coronagerecht umgebaute Hotels einrücken.