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Wer ein Hotel in Artà sucht, der merkt schnell: Bettenburgen gibt es dort nicht. Vielmehr hat der Besucher die Wahl zwischen einigen charmanten Fincahotels im Umkreis des idyllischen Dorfes oder er bucht sich in eines der sieben kleinen Hotels ein, die sich fast schon unauffällig in den historischen Kern integrieren.

Am Fuße der Burg zum Beispiel betreibt Christophorus Heufken seit 20 Jahren das „Palacio Sant Salvador“. Das Hotel befindet sich in einem ehemaligen Stadtpalast aus dem Jahr 1890 und bietet neben acht individuell gestalteten Zimmern einen Innenhof, der zum Verweilen einlädt. Der Preis für eine Nacht liegt um diese Jahreszeit normalerweise bei etwa 175 Euro, im Moment kann man sich bereits für 130 Euro einbuchen.

„Wer ganz kurzfristig kommt, für den ist es jetzt manchmal sogar noch günstiger“, erklärt Christophorus Heufken. Seine Preispolitik in der Coronakrise zahlt sich aus: Im Moment ist das Palacio Sant Salvador fast durchgehend voll belegt. „Die Leute, die kommen, entscheiden sich sehr kurzfristig, das ist ungewöhnlich. Aber die Stimmung bei den Gästen ist gut“, sagt Heufken, Unsicherheiten wegen der herrschenden Corona-Regeln könne er eigentlich immer schnell zerstreuen. Seine eigenen Unsicherheiten bezüglich der Zukunft hingegen kann er nicht so leicht abstreifen. „Ohne die staatlichen Hilfen wäre ich pleite gewesen“, gesteht der Hotelier, da versteht sich von selbst, dass eine mögliche erneute Quarantäne und die damit verbundenen Reiseeinschränkungen für Heufken ein absolutes Horrorszenarium darstellen.

Über einen neuen Lockdown will auch Connie Boeker lieber nicht nachdenken. Boeker führt das rustikale, im letzten Jahr frisch renovierte Hotel „Casal d’Artà” gleich neben dem Rathausplatz. Dort gibt es ebenfalls acht stilvolle Zimmer, die in einem 200 Jahre alten Herrenhaus für 85 Euro pro Doppelzimmer buchbar sind. Damit ist das Casal d’Artà das günstigste Hotel im Dorf, mehr als vier Zimmer sind aktuell trotzdem selten belegt.

„Wobei man sagen muss, dass wir generell mehr Gäste im Frühjahr und Herbst empfangen. Diese nutzen unser Haus als Ausgangspunkt für Erkundungen im Dorf oder Ausflüge in die Umgebung. Für August und September kommen auch schon Buchungen rein“, sagt Boeker und befürchtet: „Wenn es so weitergeht wie im Moment, ist das Hotel unter Umständen nicht mehr rentabel.“

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Zwei Fußminuten vom Casal d’Artà befindet sich das „Yartan“, ein Boutique-Hotel, das erst im April letzten Jahres eröffnet wurde. Zuvor wurde das Gebäude aus dem 18. Jahrhundert aufwendig und mit viel Liebe zum Detail restauriert. Entstanden ist eine Oase im Herzen von Artà mit zwölf Zimmern und vielen Ecken, die zum Verweilen einladen. Ab 180 Euro können Gäste hier eine entspannte Zeit verbringen – oder ihren Geschäften nachgehen.

„Erstaunlicherweise kommen gerade jetzt viele Leute, die hier sind, weil sie ein Haus kaufen“, berichtet Hotelmanager René von Berg. Über kaufkräftiges Publikum freuen sich der Hotelier und seine Frau Annelies, die ebenfalls im Hotel mitarbeitet, besonders, und das nicht nur für das eigene Business. „Wir freuen uns über jeden, der kommt und Geld im Dorf lässt. Denn sind wir mal ehrlich: Ohne seine Restaurants und Geschäfte wäre Artà nur noch halb so schön“, erklärt von Berg und ergänzt: „Nur zusammen sind wir stark.“ Das sei auch der Grund, warum er nicht mit Extra-Rabatten arbeite, um die Krise zu überstehen. Jedoch wird von Berg – entgegen des ursprünglichen Planes – das „Yartan” nun auch im Winter geöffnet lassen, um so hoffentlich die derzeitige maximale Auslastung der Zimmer von knapp 60 Prozent auszugleichen. Im Moment sei eben alles schwer planbar, vor allem weil Reservierungen derzeit nicht wie sonst mit etwa zwei Monaten Vorlauf eingehen, sondern meist erst zwei Tage vorher.

Auch im Hotel „Forn Nou“ von Toni Miquel Amoros kommen die Buchungen in diesen Zeiten meist sehr kurzfristig rein. Amoros freut sich jedoch über eine ausgesprochen gute Belegung seines geschmackvoll eingerichteten Hauses: Im Moment sind 15 von 17 Zimmern vergeben. „Im Nachhinein betrachtet glaube ich, dass die Regierung bisher viel richtig gemacht hat“, sagt der Mallorquiner, der sein Hotel seit der Eröffnung 2012 immer mehr erweitert hat.

Auch jetzt in der Krise hat er den Ausbau um weitere zwölf Zimmer nicht gestoppt. „Ich bin ein positiver Mensch. Was wir jetzt brauchen, ist zum einen eine Impfung, die den Menschen ein Gefühl von Sicherheit gibt, und zum anderen weitere Hilfen vom Staat, damit die Menschen die Zeit bis zum nächsten Frühjahr überstehen“, erklärt Amoros, denn, da ist er sich sicher: Die eigentliche Krise kommt erst noch. Im Herbst, wenn die sowieso schon schlechte Saison zu Ende geht und viele mit leeren Taschen in die arbeitsarmen Wintermonate starten. „Ich wünsche mir, dass es der Balearen-Regierung gelingt, Mallorca nach außen als das zu vermarkten, was es ist: eine wunderschöne und sichere Insel“, erklärt der Hotelier.

Auch im Hotel „Ca Sa Padrina d’Artà” – nur wenige Schritte vom Konvent entfernt – und im beliebten „Jardi d’Artà” sind Gäste derzeit herzlich willkommen. Lediglich bei „Can Moragues” bleiben Rezeption und Zimmer in diesem Jahr geschlossen, 2021 soll der Hotelbetrieb aber auch dort wieder aufgenommen werden.

Egal ob erst im nächsten Jahr oder doch schon morgen: Ein Besuch von Artà lohnt sich in jedem Fall. Und wer ein paar Nächte bleibt und so die Chance bekommt, ein wenig tiefer ins „Artà-Gefühl“ einzutauchen, der wird mit großer Wahrscheinlichkeit auch wiederkommen und seinen Kopf, nach einem gelungenen Essen am Abend, gerne in die wohlriechenden Kissen in einem von Artàs kleinen, aber feinen Hotels betten.