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Die Nachfrage nach Produkten aus biologischem Anbau steigt weiter. Fast 1000 Agrarbetriebe gibt es mittlerweile auf den Balearen. Neu dabei ist Fresopolis, ein Bauernhof mit Erlebnis-Charakter. Dank Ponyreiten, Traktorfahren und Küken streicheln werden die Feldfrüchte zum Mitnehmen aber schnell zur Nebensache.

Exakt 36.767 Hektar – damit ist die gesamte landwirtschaftliche Fläche auf den Balearen in etwa so groß wie Bremen. Und sie wächst weiter. Bio boomt. Nachhaltig, umweltbewusst, ohne Plastik – immer mehr Menschen möchten mit gutem Gewissen einkaufen und genießen, möchten am liebsten Tomaten im eigenen Garten pflücken. Wer keinen Garten hat, oder einfach keine Ahnung, wie das mit dem Pflanzen geht, der findet auf Mallorca zahlreiche Anlauf-stellen für Obst, Gemüse und Fleisch aus ökologischer Landwirtschaft und Erzeugung, nicht nur auf den Wochenmärkten.

18 Filialen hat zum Beispiel die Firma Agromart Balear. 2010 haben sich vier junge Mallorquiner aus Porreres zusammengetan, um unter einer Dachmarke die Erzeugnisse ihrer Familienbetriebe zu verkaufen. Die Agrarvereinigung Agromallorca verkauft bereits seit 1964 lokale Tomaten, Paprika und Auberginen. Frische Milch von heimischen Kühen gibt es seit 1958 bei den Molkereien der Agrarvereinigung Agama.

Die Liste ist lang: 962 in der Produktion, der Weiterverarbeitung und dem Vertrieb ökologischer und lokaler Produkte tätige Unternehmen zählte der Ökobauer-Verband CBPAE 2019 auf den Balearen. Vor zehn Jahren waren es nicht einmal 150.

Zu den wohl jüngsten landwirtschaftlichen Betrieben der Insel gehört das neueste Projekt von Weinland Mallorca, die Erlebnisfarm Fresopolis an der Ma-19A bei Llucmajor. Auf rund 22 Hektar wachsen hier aber längst nicht nur verschiedene Obst- und Gemüsesorten, Betreiber Jens Heidenreich hat sich vor allem auf den Erlebnischarakter der Farm spezialisiert. Ponyreiten, Erdbeerpflücken, Ziegen füttern–Zucchini & Co. werden hier beinahe zur Nebensache.

Dabei ist das Bauernhof-Konzept nur zweite Wahl gewesen, eigentlich wollte Heidenreich das Areal für den Weinanbau nutzen, um die Eigenmarke „Viva la Vida” weiter zu etablieren: „Wir mussten aber schnell feststellen, dass der Boden nicht geeignet ist. Den Wein bauen wir jetzt einfach woanders an”, so der Deutsche.

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Spätestens seit dem ersten „Erdbeerpflücken” Ende Mai ist Fresopolis auf der Insel kein Geheimtipp mehr, die Aktion hatte sich schnell rumgesprochen, innerhalb von zwei Stunden haben die Eintags-Landwirte alle Beeren von den Sträuchern gerupft.

Seitdem wird das Konzept der Erlebnisfarm mit ökologischen Lebensmitteln immer weiter ausgebaut: Tagsüber verbringen Familien gemeinsam Zeit im Streichelzoo, kuscheln mit frisch geschlüpften Küken, reiten auf Ponys, füttern Mini-Schweine, Ziegen und Hühner, fahren auf dem Traktor. „Für die Kinder ist das natürlich richtig klasse. Eine super Alternative zum Strand, einfach mal was anderes”, sagt Urlauber Rico Steinkraus, während die Kinder Elisabeth und Paula aufgeregt am Gehege des Streichelzoos stehen.

Unter der Woche hat Fresopolis seit Juli außer montags ab 9 Uhr geöffnet, der Eintritt kostet fünf Euro, ein frisch gepresster Saft ist inklusive. Wie im bayerischen Biergarten bringen Familien ihr Picknick selbst mit, Getränke werden vor Ort gekauft. An drei Abenden in der Woche gibt es Barbecue mit Sundowner, an den Wochenenden kann man sich zum Paella-Essen anmelden. Die vegetarischen Zutaten stammen allesamt aus eigenem Anbau und wer möchte, kann auch seine gerade erst erworbene Zucchini direkt auf den Grill werfen. Im Regal stehen bereits gepackte Kartons mit einer vielseitigen rund fünf Kilo schweren Gemüseauswahl. Die Angebote variieren, an diesem Freitag kostet die Kiste 7,50 Euro.

Zu den Highlights gehört noch immer das Erdbeerpflücken, nicht nur bei Kindern. Auch die werdende Mutter Libby Carl hat sichtlich Freude an der Landwirtschaft: „Ich bin eigentlich Köchin auf großen Yachten, ich kenne mich mit Nahrungsmitteln aus! Aber so süße Beeren habe ich noch nie probiert”, lacht die Amerikanerin.

Für die Zukunft plant Jens Heidenreich mit Fresopolis noch mehr, will das Konzept weiter ausbauen und ein Abenteuer für die ganze Familie schaffen: „Kindern möchten wir hier die Möglichkeit geben, viel über die hiesige Landwirtschaft zu lernen. Über das Gemüse, das sie essen, und auch über die Hühner, die sie auf den Tellern haben.”

Doch eins nach dem anderen. Schließlich wächst Gras nicht schneller, nur weil man daran zieht. Auch nicht auf dem Bauernhof.