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Cala Mayor ist einer der ältesten Ferienorte Mallorcas. Wer Ruhe und Abgeschiedenheit sucht, wird hier nicht fündig. Wie es Palmas Stadtstrände so an sich haben, ist hier normalerweise an jedem Sommertag viel los. Doch seit der Coronakrise hat sich viel verändert.

1981 begründete der katalanische Maler Joan Miró mit seiner Frau Pilar Juncosa in Cala Mayor die Fundació Pilar i Joan Miró. Doch die meisten Besucher kommen wohl nicht wegen dieser kulturellen Attraktion, sondern wegen des 200 Meter langen und 80 Meter breiten Sandstrandes in den Ort im Südwesten der Inselhauptstadt. Im Hintergrund thronen zwar ein paar unattraktive Hochhausbauten aus den Anfangszeiten des Ferienorts, doch die tolle Lage direkt am Meer und die gute Infrastruktur am Strand entschädigen dafür.

Hier werden nicht nur Sonnenanbeter glücklich, auch Wassersportfreunde kommen auf ihre Kosten. Es werden Kajaks und SUPs vermietet (14,95 Euro pro Stunde), wer eine Stunde auf einem Jetski übers Mittelmeer düsen will, zahlt 7,40 Euro. Normalerweise bekommt man am Strand kaum ein Bein an den Boden, doch zurzeit geht es eher gemütlich zu. Auch am Wochenende sind Liegen und Sonnenschirme keine Mangelware und für 6 beziehungsweise 7 Euro pro Tag zu mieten.

Anders als in den Vorjahren kommen vor allem Spanier an die Bucht, die seit zwei Jahren über einen rollstuhlgerechten Zugang verfügt. „Es ist viel ruhiger als sonst“, sagt Rettungsschwimmer-Chef Germán. „Touristen sieht man deutlich weniger. Sonst bilden sich auch an einem Montag zur Mittagszeit lange Schlagen vor dem Strand-Restaurant Pelícano Beach.“

Jetzt geht es in der größten Strand-Bar an der Cala Mayor gemächlich zu. Ein paar Spanier haben sich zum Mittagsbier eingefunden, Platz gibt es auf der überdachten Terrasse reichlich. Auch im Chiringuito ein paar Meter weiter herrscht weniger Trubel als sonst. „Meist kommen Einheimische, ein paar Italiener und Franzosen hatten wir bislang als Gäste, deutsche Urlauber aber kaum“, erzählt Kellner Esteban.

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Auch die Geschäfte in Strandnähe leiden unter der Krise. Juana betreibt einen kleinen Laden für Strandbedarf und Lebensmittel. Seit der Öffnung der Grenzen Anfang Juli hat der Allround-Markt mit drei statt fünf Mitarbeitern geöffnet. „Aber es ist nichts los, die Leute kaufen nur Wasser“, klagt die Inhaberin. „Vorher hatten wir Kunden aus aller Welt, im August kamen vor allem viele Italiener.“

Antonio ist Inhaber des kleinen Bar-Restaurants „La Casita“ im Zentrum von Cala Mayor und setzt noch einen drauf: „Es ist 40 bis 50 Mal schlechter als im Vorjahr. Die Touristen sind bislang weitgehend ausgeblieben.“ Immerhin kommen ein paar treue Residenten, eine Gruppe Engländer hat zum Beispiel ein paar Tische auf der Terrasse reserviert.

Deutlich besser läuft es im Fünf-Sterne-Hotel Nixe Palace an der Avinguda Joan Miró. Die Luxusherberge mit Traumblick übers Meer hat seit Anfang Juni geöffnet, wenige Tage später nächtigten dort die Barça-Profis rund um Weltstar Lionel Messi vor ihrem Spiel gegen Real Mallorca. „Zurzeit haben wir eine Auslastung von 50 bis 60 Prozent“, berichtet Rezeptionist Simone. Zu den Gästen des Hauses zählen Italiener, Franzosen, Deutsche und Spanier. Eine Nacht im Fünf-Sterne-Etablissement ist im August mit 143 Euro übrigens recht bezahlbar.

Aber auch ausländische Residenten können der Ruhe etwas abgewinnen. Anna lebt seit gut zwei Jahren auf Mallorca und schlürft mit ihrer schwedischen Freundin Marlene ein Erfrischungsgetränk in einem der Cafés an der Avinguda Joan Miró. Die Deutsche arbeitet in der Baubranche. „Im Job merke ich nichts von der Coronakrise, wir haben sehr viel zu tun“, erzählt sie. Zu ihren Kunden zählen vor allem englische Fincabesitzer, für die Geldprobleme kaum eine Rolle spielen. „Ich genieße die größere Ruhe am Strand durchaus“, gibt sie zu, „für die Wirtschaft auf der Insel ist Corona aber natürlich ein Desaster“.

(aus MM 33/2020)