Meckel ist eines der Unternehmen. | Privat

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Ein Koffer und ein paar Kartons, ein Kastenwagen voll oder ein prall gefüllter riesiger LKW: Das Gepäck, mit dem Menschen nach Mallorca auswandern – oder wieder nach Deutschland zurückwandern – ist unterschiedlich groß.

„Egal wie viel – am Ende steckt in jedem Umzug eine Lebensgeschichte“, weiß Moritz Meckel vom Umzugsunternehmen „Der Meckel“. Er und seine Mitarbeiter haben im Moment gut zu tun, was vor allem daran liegt, dass mit Beginn der Krise Umzüge nach Mallorca nur beschränkt durchgeführt werden konnten. „Das Problem war, dass wir zwar die ganze Zeit Möbel auf die Insel bringen konnten, die Leute aber nicht einreisen durften“, erklärt Meckel. Kunden, deren Hausrat bereits auf dem Weg nach Spanien war, als der Lockdown kam, hatten Glück im Unglück: „Der Meckel” hat in Llucmajor vier Lagerhallen, wo das Hab und Gut der Auswanderer zwischengelagert werden konnte, bis die Einreise möglich war. Überdurchschnittlich viele Umzüge von Mallorca zurück nach Deutschland macht „Der Meckel“ trotz der Krise im Moment (noch) nicht, Moritz Meckel befürchtet allerdings, dass das noch kommen könnte: „Ich wünsche natürlich niemandem, dass er wegen der Krise die Insel verlassen muss“, betont er. Am Ende gebe es jedoch immer einen Ausgleich zwischen den Hin- und Rückwanderern. „Das hält sich seit Jahren die Waage“, sagt der Umzugsprofi.

„Es sind schon viele, die zurückgehen müssen oder wollen“, findet Achim Strauch von der Umzug Strauch GmbH. Ein älteres Paar habe die coronabedingte strenge Ausgangssperre im April beispielsweise zum Anlass genommen, um der Insel den Rücken zu kehren. „Die beiden hatten schon länger mit dem Gedanken gespielt, zurückzugehen. Jetzt haben sie es gemacht“, erzählt Strauch. Überhaupt habe er viele Kunden, die im Alter doch lieber wieder in Deutschland leben wollen. Das läge vor allem am Gesundheitssystem. „Gerade alte Menschen, die auf einer Finca leben, erzählen oft, dass sie befürchten, dass sie der Krankenwagen dort im Notfall gar nicht finden würde“, so Strauch. Und dann gebe es eben noch die, die eigentlich gar nicht zurück nach Deutschland gehen wollen. Menschen, die durch die Krise plötzlich am Existenzminimum leben. „Diese Leute können sich dann aber auch kein Umzugsunternehmen mehr leisten“, sagt der Experte. Trotzdem geben er und sein Team am Telefon auch den unfreiwilligen Rückwanderern gerne kostenlos Auskunft und helfen, wo sie können, zum Beispiel mit Infos zu den besten Fährverbindungen. Das ist Ehrensache in dem Familienunternehmen, das in diesem Jahr auf eine 100-jährige Firmengeschichte zurückblickt.

Auch Matthias Koritzius, dem Niederlassungsleiter Balearen bei der Spedition Benzinger, gehen vor allem gescheiterte Auswandererträume nah. „Kürzlich haben wir den Umzug für eine junge Frau gemacht, deren Ganztagsstelle durch die Krise auf eine Halbtagsstelle reduziert wurde. Sie wollte eigentlich nicht zurück und war sehr traurig“, erzählt Koritzius – und die Geschichte der jungen Frau sei kein Einzelfall.

Umzüge sind jedoch nur ein Teil des Geschäfts bei Benzinger. „30 Prozent machen bei uns Lebensmitteltransporte aus“, erklärt Koritzius. „Normalerweise bringen wir im August jede Woche 20 Tonnen tiefgefrorenes Dönerfleisch und 15 Tonnen Tiefkühlwürstchen von Deutschland nach Mallorca“, sagt er, im Moment transportiere Benzinger lediglich sechs bis acht Tonnen Dönerfleisch, Würstchen seien überhaupt nicht gefragt. Das liege vor allem daran, dass viele Hotels und Gastronomiebetriebe noch immer geschlossen seien. Einen Teil der so entstehenden Einbußen kann das Unternehmen jedoch durch einen vermehrten Transport an Baustoffen ausgleichen, die Bauindustrie laufe im Moment sehr gut, Fenster und Türen aus Deutschland seien gefragt wie eh und je.

Den Eindruck, dass es in der Baubranche gut läuft, hat auch Karolina Parys, die Geschäftsführerin der Wurzer GmbH. Und noch etwas hat Parys bemerkt: Während des Lockdowns auf Mallorca hat das Unternehmen auffallend viele neu bestellte Möbel und Dekorationsartikel auf die Insel geliefert. „Die Menschen scheinen die Zeit genutzt zu haben um es sich zu Hause schön zu machen“, vermutet sie schmunzelnd. Aber auch die Lastkraftwagen der Firma Wurzer, die Mallorca in Richtung Deutschland verlassen haben, waren laut Parys vor allem im März und April überdurchschnittlich voll. „Nach unserer Erfahrung haben doch einige die Insel während des Lockdowns verlassen. Vor allem wegen der Ungewissheit, wie es weitergeht und in der Hoffnung, im Falle einer Infektion mit Corona in Deutschland besser aufgehoben zu sein“, sagt sie. Aber auch die genau gegenteilige Erfahrung hat Parys gemacht: „Es gab auch Kunden, die Risikopatienten sind und die Quarantäne lieber auf Mallorca verbringen wollten“, erläutert die Geschäftsführerin.

Und wer es sich leisten kann, der nimmt auch des Deutschen liebstes Spielzeug mit nach Mallorca, das Auto. Tom von Trotha ist innerhalb der Raven Logistic GmbH verantwortlich für den Bereich von Fahrzeugtransporten. Etwa 1000 Vehikel transportieren er und sein Team von Mallorcar jedes Jahr von Deutschland nach Mallorca und zurück. „Im März, April und Mai hat die Nachfrage wegen der Personenmobilitätsbeschränkungen bei uns stark nachgelassen, aber das konnten wir im Juni und Juli wieder aufholen“, erklärt von Trotha. Die Kunden von Mallorcar seien zumeist Immobilienbesitzer, die von Frühling bis Herbst auf der Insel bleiben und nur auf den richtigen Moment gewartet haben, um wieder in ihre zweite Heimat reisen zu könne. „Anfänglich gab es schon bei einigen eine große Bitterkeit darüber, dass die Eigenheimbesitzer ebenso wenig einreisen durften wie Touristen. Die entstand vor allem aus der Sorge um die Immobilie auf Mallorca“, weiß von Trotha. Umso größer sei die Freude nun bei den Kunden, wieder auf der Insel zu sein, natürlich inklusive des geliebten Autos. Aber auch Motorräder und sogar Boote kommen mit Mallorcar sicher nach Mallorca, gerade letzte Woche kam eine Yacht mit dem Tieflader in Port Adriano an.

Und während die einen ihre neue Yacht zu Wasser lassen, packen die anderen ihren Koffer, um Mallorca wieder zu verlassen. Sitzen wieder andere auf gepackten Koffern, um auf die Insel ihrer Träume auszuwandern. So war es immer –und so wird es wohl auch immer bleiben.