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Andrès Salinas ist umzingelt. Die kleinen, runden Ramallet-Tomaten baumeln rechts und links von seinem Stand. Er ist der jüngste Neuzugang, seit zwei Monaten bietet er das Biogemüse seines Familienbetriebs aus Vilafranca mit eigenem Stand an. Seine Besonderheit: „Wir kultivieren ausschließlich im Trockenanbau.” Das Angebot ist entsprechend saisonal und je nach Wetterlage vorhanden. Melonen gibt es diesen Herbst kaum, dafür sind die Kaktusfeigen schon ausverkauft und die Feigen saftig und frisch.

Palmas Biomarkt auf dem als „Plaça de los Patines” bekannten Platz feiert diesen Herbst zehnjähriges-Bestehen. Zwölf Biobetriebe verkaufen jeden Dienstag und Samstag ihr nach strengen Ökosiegeln geprüftes Obst und Gemüse. Ein Stand bietet Käse an, auch Biobrot mit inzwischen vielen verschiedenen Mehlsorten gibt es. Bäcker Albert Masnou war von Anfang an mit dabei.

Tanja Zimmermann aus Campos ist heute zum ersten Mal hier. „Normalerweise bestellen wir eine Biokiste, wir wollten uns aber mal das Angebot vor Ort anschauen. Käse, Mehl und bestimmte Früchte finden wir aber nur hier”, sagt sie. Sie möchte ab jetzt regelmäßig kommen. Vom Preis des eben erstandenen Käse ist sie begeistert.

Wer als Biobauer auf dem Markt verkaufen möchte, muss selbst anbauen und mindestens 80 Prozent des Verkaufs soll aus eigenem Anbau stammen. Auch muss die Ware das vom Inselrat vergebene Öko-Siegel tragen. Pestizide und chemische Zusätze sind selbstverständlich tabu.

Maria Sánchez vom Unternehmen „La Huerta de Pili” aus Manacor baut erst seit vier Jahren mit ihrem Mann Biogemüse an. „Wir sind quasi Frischlinge”, sagt sie. Die Quereinsteiger im Ökoanbau möchten, dass das Angebot von pestizidfreiem Gemüse breiter wird und somit auch günstiger und für eine größere Bevölkerungsschicht erschwinglich. Sie mussten vorab entsprechende Unterlagen einreichen. Die Wasser- und Bodenqualität ihrer Finca wurde geprüft. Samen und Anbauweise werden ebenfalls regelmäßig gecheckt.

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Inge Marders Korb wiegt bereits schwer. Die 74-jährige Deutsche ist Stammgast. Während des Lockdowns war der Besuch auf dem Biomarkt eine willkommene Abwechslung an der frischen Luft. Für die Eier bringt sie einen Behälter von zu Hause mit. „Mir gefällt, dass die Sachen frisch und direkt vom Bauern kommen.” In ihrem Korb liegen ein Rotkohl, rote Bete und Ingwer. Den Rotkohl wird sie klassisch, wie man es aus Deutschland kennt, zubereiten.

Die beiden Deutschen sind inzwischen Stammkundinnen auf dem Biomarkt.

Uta Gritschke hingegen kommt erst seit kurzem auf den Biomarkt. Die Ausgangssperre hat sie dazu motiviert. Gesunde Ernährung wurde ihr in dieser Zeit besonders wichtig. Gritschke kauft gerne Salate oder Mehl ein. „Ich finde hier auch exotischere Dinge wie Löwenzahn oder Rhabarber”, sagt sie.

Das Publikum ist gemischt, man hört Deutsch, Englisch, Schwedisch und natürlich viel Mallorquinisch. Manche tätigen einen großen Wocheneinkauf, andere wählen mit Bedacht aus. Das Rentnerehepaar, beide in locker fallenden beigen Hosen, sucht liebevoll die einzelnen Ramallet-Tomaten aus, die in eine Papiertüte wandern. Wer möchte, kann bestimmte Leckereien vorbestellen. Die Mallorquinerin in der Schlange beim Brotstand holt hier jede Woche „ihren Laib” ab.

Die Sonne kommt hinter den Wolken hervor. Es ist elf Uhr, Dienstagmorgen, der Platz zwischen den Ständen füllt sich. Der Biomarkt steckt nicht mehr in den Kinderschuhen, die zehnjährige Feuertaufe ist mit Bravour gemeistert. Das Angebot ist breiter geworden, Bio inzwischen bei vielen fester Bestandteil im Ernährungskonzept.

Neuzugang Andrés Salinas von Es Cremat ist von seinen ersten Monaten als Standbesitzer begeistert. „Unsere Erwartungen wurden übertroffen.”