Miguel Ángel Colom ist Vorsitzender der Anwohnervereinigung Bons Aires-Arxiduc. | Mallorca Magazin

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Als die Schlange der Menschen, die sich ihre Lebensmittelration abholen wollten, einmal um den ganzen Häuserblock reichte, entschied Miguel Ángel Colom, dass es so nicht weitergehen könne. Seitdem vergibt er feste Termine an die Bedürftigen, die bei der Bügervereinigung vorstellig werden, deren Vorsitzender er ist. Auf diese Weise muss nun niemand mehr stundenlang in der Kälte warten und auch nicht die mitleidigen Blicke der Passanten über sich ergehen lassen.

600 Familien versorgt die Asociación de Vecinos Bons Aires-Arxiduc in Palma derzeit mit Lebensmitteln – etwa doppelt so viele wie noch vor einem Jahr. Ähnlich sieht es bei vielen anderen Hilfsorganisationen aus, die versuchen, die ärgste Not zu lindern. „Die Lage wird von Tag zu Tag schwieriger“, sagt Colom. „Die Situation ist chaotisch. Ohne uns wäre hier längst Krieg.“

Das Problem ist, dass die Corona-Hilfen längst nicht bei allen ankommen. Auch konnte die Zeitarbeitsregelung nicht die Entlassung Tausender Arbeitnehmer verhindern. Dazu kommt, dass das Arbeitsamt vielen Anspruchsberechtigten das Geld seit Monaten nur unregelmäßig überweist. „Eine Menge Leute wissen einfach nicht, wie sie über die Runden kommen sollen“, sagt Colom.

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Wer keinen Anspruch auf Arbeitslosengeld hat, ist auf Sozialhilfe angewiesen – die wiederum viel zu niedrig bemessen ist, um davon leben zu können. Und so bleibt vielen Menschen eben nur die Möglichkeit, sich bei der Tafel in die Schlange einzureihen. Während früher vor allem Einwanderer durch das soziale Netz fielen, brauchen nun auch immer häufiger Einheimische Hilfe, beobachtet Colom. „Und es kommen auch längst nicht nur Leute zu uns, die im Tourismus arbeiten“, sagt er. Mittlerweile seien fast alle Berufe vertreten.

Die Bürgervereinigung, die sich überwiegend durch Spenden finanziert, hat im vergangenen Jahr auch von der Balearen-Regierung Unterstützung erfahren. So hat das balearische Landwirtschaftsministerium für rund 850.000 Euro Obst, Gemüse, Fleisch und Milch von Inselbauern gekauft und an die Hilfsorganisation weitergegeben. In der ersten Phase im vergangenen Sommer handelte es sich dabei um Ware, die eigentlich für die Tourismusbetriebe gedacht, jedoch wegen der Reisebeschränkungen nicht abgerufen worden war.

Die Asociación de Vecinos Bons Aires-Arxiduc ist im Internet vertreten: www.avaso.es. Wer spenden möchte, kann das unter folgender Bankverbindung tun: ES73 2100 0196 2102 0049 6746