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Der Meeresgrund rund um Mallorca ist übersät mit phönizischen, griechischen und römischen Schiffswracks voller Antiquitäten. Sie sind das Objekt der Begierde illegaler Schatzsucher. Aus diesem Grund müssen die Polizeitaucher die Fundstellen regelmäßig aufsuchen und nach dem Rechten sehen. 50 solcher Schiffswracks sind katalogisiert und stehen unter besonderem Schutz, berichtet Polizeireporter Javier Jiménez in einer Exklusivreportage für die spanische MM-Schwesterzeitung Ultima Hora.

Auf Mallorca, so wird geschätzt, gibt es ein Dutzend Schatzsucher, die sich der Plünderung der versunkenen Wracks verschrieben haben und nach Amphoren, Töpferwaren, Münzen, Ankern oder Überresten von Schiffen aus der Zeit vor 2000 Jahren suchen. Um die Kriminellen daran zu hindern, verfügt die Guardia Civil über ein spezielles Team von 50 Beamten, das sich aus 17 Polizietauchern, Angehörigen des Seenot-Rettungsdienstes und der Umweltpolizei Seprona zusammensetzt. Mitunter gibt es unter Wasser Hinweistafeln der Polizei, dass Tauchgänge in dem dortigen Gebiet verboten sind.

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Der archäologische Reichtum der Insel unter Wasser ist fast einzigartig im Mittelmeer. Allenfalls Sizilien oder Korsika können da mithalten. Von den illegalen Schatzjägern gebe es zwei Arten: passionierte Einzelgänger oder organisierte Plünderer. "Es ist eine sehr dunkle und in sich hermetisch verschlossene Welt", sagte ein Ermittler. Die Schatzsucher würden niemals Kontakt zu ihnen unbekannten Personen aufnehmen oder mit potenziellen Käufern direkt verhandeln.

Polizeitaucher der Guardia Civil bei einer Übung.

Das versunkene mallorquinische Kulturerbe sei ebenso groß wie historisch. "Damals war ein Unfall auf See wie ein Autounfall heute. Es waren viele Schiffe unterwegs, und wenn sie sanken, dann was das unwiederbringlich", sagt ein Polizieitaucher. Mallorca lag im Zentrum der alten Handelsrouten. Von den 50 geschützten Fundstellen befinden sich die meisten im Dreieck zwischen Palma, Cabrera und Colònia de Sant Jordi sowie an der Küste bis nach Cala Rajada. Doch auch in Alcúdia, Pollença oder Calvià gebe es im Meeressand verborgene Schiffswracks.

Die Mafia, die das Unterwassererbe plündert, ist meist im Winter aktiv. Der Grund dafür ist, dass im Sommer viele Boote und Badegäste auf dem Meer sind und die Wahrscheinlichkeit, entdeckt zu werden, höher sei. Die Corona-Pandemie und die Restriktionen haben zudem die Lage seit dem vergangenen Jahr verändert: Polizei und Archäologen befürchten, dass angesichts der wirtschaftlichen Notlage einige Schatzjäger versuchen könnten, Wracks zu plündern, um an Geld zu kommen. (red)