Diese Brückenbögen waren jahrzehntelang verschüttet. | Ultima Hora

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Es ist noch nicht lange her, da ahnte man auf der kleinen und durchaus pittoresken Plaça de la Porta des Camp in Palma nicht im mindesten, dass genau hier ehedem eine Brücke vom ländlichen Inselinnern über den Festungsgraben durch ein Tor in die Stadt führte. Der Platz mit Parkbänken, einem markanten steinernen Kreuz in der Mitte und Rasenflächen war noch vor nicht allzu langer Zeit zur Gänze ein aufgeschütteter Bereich. Nunmehr liegen an einem Ende jahrzehntelang im Erdreich verschwundene mehr als drei Meter hohe Brückenbögen frei.

Diese sollen nach dem Willen des für das Projekt zuständigen Architekten Elías Torres Teil eines Ensembles mit Pflanzen, Bänken und einem Tourismusbüro werden. Eine Rampe wird den Plänen zufolge später unter den Brückenbögen auf den dann etwa um ein Viertel verkleinerten quadratischen Platz führen. Das Ganze soll im kommenden Jahr fertig sein.

Die Umbauarbeiten sind Teil eines schon viele Jahre dauernden Renovierungsprozesses rund um den Baluard del Princep, einem Teil der Stadtmauer von Palma, mit deren Abriss 1902 begonnen worden war. Das beeindruckende Bollwerk ragt wie ein Zacken Richtung Paseo Marítimo, wo früher das Meer fast direkt an die Mauern klatschte.

Schon seit den 80er Jahren ist man hier architekturtechnisch zugange. Zunächst wurde der Mauerabschnitt südöstlich der Kathedrale renoviert. Dann kam der äußerste Zipfel dran, der unweit der Brückenbögen liegende Baluard del Princep. Ende Oktober 2013 konnte ein erster Abschnitt des Bollwerks eröffnet werden, das die Flaneure ob seiner schieren Größe regelmäßig ins Staunen versetzt.

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Zum Jahresende 2016 ging eine weitere Phase zu Ende. 3126 Quadratmeter wurden restauriert, verlegt wurden die für Mallorca so typischen Marèssteine. Bauarbeiter legten zudem eine Treppe hinunter in den Festungsgraben an, wo die Brückenbögen in Sichtweite liegen. Archäologen stellten sicher, dass Mauerrückstände aus der Renaissance und aus arabischer Zeit während der Arbeiten nicht beschädigt wurden.

Noch vor nicht allzu langer Zeit war der Festungsgraben ein militärisches Sperrgebiet. Dort hatte das Franco-Regime in den 60er Jahren mehrere Wohnblocks für Angehörige der Streitkräfte errichten lassen, die auf Teilen der alten Mauer standen. Diese Gebäude waren bis zum Jahr 2000 bewohnt, wurden aber 2008 abgerissen.

Bereits vor der Eroberung Mallorcas im fernen Jahr 1229 durch König Jaume I. hatte im Umkreis der heutigen Plaça de la Porta des Camp ein Bollwerk gestanden. Es handelte sich um eine Mauer aus gepressten Steinen, die die Araber angelegt hatten. Diese wurde im Mittelalter nach und nach mit Steinblöcken befestigt. Im 17. Jahrhundert erreichte die gewaltige Stadtmauer dann am Baluard del Princep mit über 20 Metern ihre maximale, die Menschen überwältigende Höhe.

Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts vervollständigte man das Bollwerk. Doch die Mauer sollte bald ihren Nutzen verlieren und der Stadtentwicklung im Weg stehen. Anfang des 20. Jahrhunderts begann man damit, sie stadteinwärts nach und nach wieder abzubauen.

Übrig blieb aber immerhin wie an der Südostspitze doch noch einiges, was erahnen lässt, wie gewaltig die die gesamte Stadt früher umrundende Mauer aussah. Schlendert man auf dem Bollwerk herum, wirken das Luxus-Boutiquehotel Es Princep und erst recht die zahllosen Gassen denn auch irgendwie geduckt. Mit der Freilegung der Brückenbögen ist das ohnehin schon in den vergangenen Jahren optimierte Mittelalter-Gefühl in der Gegend noch eindringlicher geworden.